Samstag, 30. Mai 2009

Red Bull oder: Der Fan als Dinosaurier

Kurz vorab: Ich liebe Red Bull. Ich könnte mich in das Zeug reinlegen. Wenn das nicht so unfassbar teuer wäre würde ich es palettenweise saufen. Leider trübt sich mein positives Verhältnis zu Red Bull gerade. Nach einem Bericht im Spiegel und anderen Medien plant die Firma den Einstieg beim SSV Markranstädt. Dieser tritt dem vom Getränkehersteller neu gegründetem Verein dann wohl die Startrecht für die 5. Liga ab. Ihr könnt Euch nicht vorstellen wie sehr mich diese Meldung frustriert hat. Denn der Einstieg des Getränkeherstellers ist der nächste Nagel am Sarg des deutschen Fußballs. Zwar verhindern die Statuten des DFB, dass sich der Verein in Red Bull Leipzig umbenennen darf, aber die Österreicher waren kreativ und nennen den Club in „Rasen Ball Leipzig“ um. Man kann eigentlich fest davon ausgehen, dass die Leipziger in ca. sieben Jahren in der Bundesliga sind. Denn was Dietrich Mateschitz anfasst macht er richtig. Man nenne nur das Beispiel Formel 1. Der Österreicher hält sich nämlich – ähnlich wie Dieter Hopp – aus dem Tagesgeschäft raus und installiert Leute, die von dem jeweiligen Geschäftsfeld was verstehen.

Ich bewundere den Mann tatsächlich. Der ist ein unfassbar gutes Beispiel dafür wie man mit Nichts Geld machen kann. Aus einem einfachen Rezept für ein belebendes Getränk hat der innerhalb kurzer Zeit ein Imperium geformt. Zwar sind auch andere Firmen wie z.B. Microsoft in kurzer Zeit extrem erfolgreich geworden, aber die hatten meistens ein neues Produkt, das den Nerv der Zeit traf. Red Bull war aber einfach nur ein Getränk unter vielen. Und hatte eben nicht den Rückhalt eines Weltkonzerns wie Coca Cola. Red Bull hat es geschafft den Leuten ein absolut überteuertes Getränk zu verkaufen.

Der Erfolg ist fast ausschließlich auf Marketing-Aktivitäten zurück zu führen. Red Bull sponsert unfassbar viel Sportler auf der Welt und hat so viele tolle Events ins Leben gerufen, dass ich Dietrich Mateschitz zurufen möchte: Warum hilfst Du jetzt mit den deutschen Fußball zu begraben? Red Bull ist groß daran amerikanisierte Events zu machen und das passt auch zur Marke. Das Red Bull Air Race ist großartig. Aber warum muss man sich jetzt noch auf so was Traditionelles wie Fußball stürzen?

Ich habe die Schnauze voll. Das ist unser Sport und nicht der von Milliardären. Die sollen sich eine VIP Loge bei ihrem Lieblingsverein holen und den Sport genießen. Und mal akzeptieren, dass man da auch mal verliert und leidet. Das ist nämlich das, was den Sport ausmacht. Aber nein, die Herren Milliardäre müssen ja unbedingt alle ihren eigenen Verein haben. Fahrt zur Hölle. Alle miteinander. Und gründet da von mir aus Fußball-Firmen. Ich wünsche Euch viel Spaß bei der Spitzenpartie Volkswagen Luzifer gegen Red Bull Baphomet. Aber lasst die Leute in Ruhe, die Fußball mit dem Herzen betreiben.

Schauen wir uns mal die Bundesliga in 10 Jahren an. Ein nicht ganz unwahrscheinliches Szenario ist, dass da der Spitzengruppe folgende Clubs mitspielen: Rasen Ball Leipzig, Hoppenheim, VW Wolfsburg und sehr wahrscheinlich noch der FC Bayern, sowie vielleicht noch ein oder zwei weitere Vereine mit starker finanzieller Unterstützung die heute noch keine Sau kennt. Das Problem an dieser Vorstellung ist: Es wird nicht funktionieren. Denn Fußball lebt von Emotionen und Rivalitäten. Und wenn das Spitzenspiel Rasen Ball gegen TSG lautet, dann wird es schlicht und ergreifend die Massen nicht mehr faszinieren. Klar würden sich das Leute im TV anschauen, aber es würde nicht elektrisieren. Alles das was die Bundesliga im Moment im internationalen Vergleich so spannend macht wäre weg und über kurz oder lang wäre der Sport mausetot und würde auf den Stand von Eishockey zurückgeworfen. Denn während der jeweilige Meister bestimmt Zuschauer ins Stadion ziehen würde, sähe es bei den anderen Clubs weniger toll aus. Denn der Event-Zuschauer bleibt bei Misserfolg zu Hause, statt wie der Fan sich durch die schlimme Zeit zu beißen. Und da nicht alles Clubs Erfolg haben können kann man sich vorstellen wie die Stimmung beim Spiel 7. gegen 8. sein wird, wenn Gillette Günzburg gegen Microsoft Mannheim spielt. Ich wünsche gute Reise.

Die Alternative dazu wäre, dass die 50+1 Regel fällt und sich Investoren und Milliardäre die Herrschaft über Traditionsclubs kaufen können. Dann wäre auch für Investoren das Interesse größer sich einen „richtigen“ Club zu kaufen. Ich denke, dass die 50+1 Regel auf lange Sicht nicht zu halten sein wird. Denn auch der DFB wird der aktuellen Entwicklung nicht ewig zuschauen können. Die Herrschaften in Frankfurt sind ja nicht dumm.

Wie auch immer es kommen wird. Wir Fans, die in den Vereinen wenigstens etwas zu sagen haben und mit dem Herzen am Club hängen und den Verein als unseren betrachten sind Dinosaurier. Wir werden aussterben. Irgendwann hat der Fußball nur noch Kunden. Die Frage ist, ob wir uns kampflos ergeben oder wenigstens dagegen vorgehen.

Machen wir es ihnen so schwer wie möglich!

6 Kommentare:

  1. Also ich dem Text ist nen kleiner Fehler. RB Leipzig wird sicher nicht in sieben Jahren BuLi spielen! In der 5. Liga unterliegen sie noch nicht der Lizenzgebung durch den DFB bzw. die DFL. Ab der 4. Liga aber schon. Sprich, sobald der Verein einmal aufsteigt ist erstmal schloss mit dem lustigen investieren...

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  2. Der Pferd Horst4. Juni 2009 um 13:23

    Quark! Solange die sich damit zufrieden geben offiziell maximal nur 49% des Vereins zu besitzen, können die soviel investieren wie sie möchten. Siehe Hopp...

    Ich persönlich habe früher auch massig Red Bull gesoffen. Seit ihrem völlig traditionstötendem Einstieg bei Austria Salzburg aber keinen Tropfen mehr angerührt. Gibt ja mittlerweile auch genügend ähnliche Getränke, die wesentlich günstiger sind.

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  3. Also ich freue mich ehrlich gesagt, dass in Leipzig endlich mal ein Investor den Fußball retten will. Sonst würde doch Jahrzehntelang nichts passieren!
    Jetzt haben wir die große Chance endlich wieder mitzumischen! Also bleibt cool. Tradition kann man sich im laufe der Jahre auch erspielen.

    Wer will dabei sein? Als Fan erster Stunde? Den ersten RB Leipzig Fanclub gründen?
    Meldet euch, wenn ihr was aufbauen wollt!
    www.rb-leipzig-fans.com

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  4. du bist ja ein ganz Pfiffiger. Ich kenne sehr viele Fans hier in Leipig. Ich habe nicht einen einzigen getroffen der zu einem Rasenballspiel gehen würde. Da geh ich eher noch lieber zu den Handball-Damen vom HCL oder ich fahr halt die 500km rüber ins Westfalenstadion.

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  5. Der Pferd Horst9. Juni 2009 um 12:38

    Naja, warte mal ab. Sobald der Erfolg da ist, rennen da sicherlich genügend Spinner hin.
    Man sieht doch in Hoffenheim, wie viele Leute sich mit reinem Bundesligafußball locken lassen auch ohne dass sie irgendeinen wahren Bezug zum Verein haben.

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  6. Hasen Ball Reiztnich11. Juni 2009 um 14:42

    ja Pferde-Horst, ich weeß, (das davor hat doch bestimmt ein Marketing-heini geschrieben, oder?) aber ich versteh nich, was das für Leute sind, man siehts ja immer wieder, die Leute kucken ja auch Gerichtsshows und irdendwelche akut-verdummenden Sendungen, trotzdem geb ich die Hoffnung nicht auf, dass das Stadion halbleer bleiben würde. Es ist die letzte Hoffnung auf das Wahre, Authentische. Wenn man so will auf das Gute. Aber der Mensch ist süchtig nach Spektakeln. Wir haben hier 2 Traditionsclubs, die wie man weiß in der 5. Liga vor sich hindümpeln, selbst Dresden ist wenigstens in der 3. und ich find auch gut, dass sie sich (noch) nicht zusammengemanscht haben. Obwohl Union Leipzig das kleinere Übel wäre, als Hasenball. Ich war einst als Junge im Zentralstation, 86 vor dem Umbau beim Halbfinale gegen Bordaux, da waren 120 000, Schätzungen zufolge. Das hatte schon (fast) Westfalenstadion-Qualität. Die Stadt hat Potential. Nicht auszumalen, wenn die im Chor "Raa-sen-Ball" skandieren würden...

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