Mittwoch, 13. Mai 2009

Zurück aus Disneyland Wolfsburg

Zurück aus Wolfsburg. Wir haben zu Recht verloren. Unsere Support fand ich ganz okay, aber auch weit weg von Highlights wie z.B. in Hannover. Allerdings habe ich eine Erkenntnis mitgebracht: Niemals, aber auch wirklich niemals, darf der VfL Golfsburg Deutscher Fußball Meister werden. Bevor mir hier wieder einer was unterstellt: Ja, die spielen wirklich tollen Fußball und haben uns – ich sage es noch mal - völlig verdient geschlagen. Na und?

Alles an diesem Verein ist schrecklich und künstlich. Wolfsburg ist das Leichentuch des Fußballs. Keine einzige der dort dargebotenen Emotionen ist echt. Alles ist überinszeniert und verhält sich zu echtem Fußball so wie Cherry Coke zu anderen Softdrinks. Es passt nicht und erzeugt puren Ekel. Ich war in meiner Wahlheimat einmal beim Einshockey der „Hamburg Freezers“ und das ist genauso traditionslos. Nur, dass sie Traditionslosigkeit bei diesem Sport ja schon wieder Tradition hat. Da werden eben mal Namen geändert oder Vereine wechseln die Stadt. Die Show ist sehr amerikanisch beim Eishockey bzw. das was sich Deutsche unter amerikanisch vorstellen. Der entscheidende Unterschied: Eishockey ist mir scheißegal. Die können von mir aus die „Freezers“ in „Bauknecht Boys“ oder „Mighty Mieles“ umbenennen und bei der Mannschaftsvorstellung den wieder auferstandenen Roy Black nackt singen lassen. Und von mir aus können sich da auch alle Finanzinvestoren der Welt austoben. Aber von meinem Fußball lasst ihr bitte die Finger. Ihr werdet mit alle Eurem Geld niemals das erreichen was IHR wollt. Sondern ihr macht nur das kaputt was WIR lieben.

Es ist zum weinen. Da gibt es Vereine mit Fans deren Herzblut an dem Sport hängt und die müssen in der zweiten oder dritten Liga zurechtkommen. Und dieser vereishockeyte Volkswagen-Club blockiert einen Bundesliga-Platz. Mit Leuten, die 5 Minuten vpr Spielbeginn ins Stadion kommen. Klar füllt sich die Haupttribüne in jedem Stadion erst recht spät. Aber in Golfsburg ist 20 Minuten vor Spielbeginn fast NIEMAND auf der Haupttribüne. Der durchschnittliche Wolfsburg-Besucher hat einen Schal um, den er akkurat gebunden um den Hals trägt. Dazu hat er noch ein kleines Fähnchen, die ungefähr so aussehen als hätten Sie das nordkoreanische Regime beim Staatsbesuch verteilt. Und die er auch pflichtgemäß zum Einlauf und nach dem Tor schwenkt.

Diese Stadt lebt keinen Fußball. Diese Stadt lebt genauso genommen gar nicht. Nach dem Spiel sind deswegen folgerichtig auch sofort alle weg. 30 Minuten nach dem Spiel ist am und ums Stadion einfach nichts mehr los. Was auch irgendwie wieder konsequent ist, weil in der ganzen Stadt nichts los ist. Wir waren eine halbe Stunde nach dem Spiel an einem Bierstand, der fünf Gehminuten vom Stadion weg war. Da standen ungelogen noch DREI Typen. Einer beschwerte sich ungelogen bei uns, dass man im Westfalen-Stadion oben nichts sehen würde, weil das so groß sei. Das könnte daran liegen, dass man 80.000 Zuschauer irgendwo unterbringen muss, mein Freund. Aber das ist vielleicht zu viel verlangt von jemandem, der sich freut, dass das Stadion mal ausverkauft ist. Bei 30.000 Fassungsvermögen. Noch amüsanter war allerdings sein Kumpel, der von der tollen Einlaufinszenierung schwärmte. Kein Witz. Kann sich das einer vorstellen, dass man nach einem Spiel im Westfalenstadion sagt: „Super Einlaufmusik war das mal heute“? Hallo, geht es denn noch?

Eigentlich waren sie aber alle sehr devot und versuchten sich für das Elend ihres Vereins zu rechtfertigen. Die Jungs tun mir wirklich von ganzem Herzen leid.

Ganz im Ernst: Gelsenhausen ist genauso hässlich wie Wolfsburg, aber die versuchen sich wenigstens von ihrem Elend abzulenken. Der Fairness halber muss man aber sagen, dass es in Golfsburg standesgemäßere Freizeitbeschäftigungen gibt. Wir haben vor der „Hobby Waschanlage“ geparkt. Das ist ja auch schon mal was.

4 Kommentare:

  1. Man kann alle deine "Argumente" auch gut umdrehen und gegen "deinen" Verein bringen. Zum Beispiel:

    "Da gibt es Vereine mit Fans deren Herzblut an dem Sport hängt und die müssen in der zweiten oder dritten Liga zurechtkommen. Und dieser vereishockeyte Volkswagen-Club blockiert einen Bundesliga-Platz"

    Ihr blockiert mit eurem Mittelmaßfussball (möglicherweise) einen internationalen Platz.

    "Diese Stadt lebt keinen Fußball"

    Auf euch umgemünzt: Ihr habt kein Leben.

    Zumindest hast du doch zugegeben, dass Wolfsburg berechtig Meister werden kann:

    "Ja, die spielen wirklich tollen Fußball"

    :)

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  2. "Man kann alle deine "Argumente" auch gut umdrehen und gegen "deinen" Verein bringen"

    Kann man schon, ist nur Unsinn :)

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  3. Passend zusammengefasst. Ich konnte das Spiel (glücklicherweise?) nicht sehen, aber die allgemeine Lage der Golfsburger samt ihrer unterdurchschnittlich engagierten Anhängerschar prima widergesiegelt. Grüße; GelbeWand

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  4. Großsponsoren sind (fast immer) wie große, motorisch unterentwickelte Kinder. Sie wollen dahin, wo die Musik spielt und die Menschen Spaß haben, aber ihnen fehlen Herz und Seele, um sich einfach nur nett einzugrooven. Meist drängeln sie sich gleich in den Mittelpunkt und zertrampeln - angefeuert von "ich red Dir nach dem Mund"-Beratern - schnell das zarte Pflänzchen, das sie eigentlich mal angelockt hat. VW und Wolfsburg stehen da nicht alleine.

    BTW: Bei den Freezers war ich auch mal; kannte bis dahin nur Eishockey aus meiner alten Heimatstadt Iserlohn - allerdings noch zu ECD-Zeiten. Was soll ich sagen: es war so schrecklich, dass es schon wieder interessant wurde. Auf jeden Fall fühlte man sich wie auf einem ganz fernen Planeten...

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