Freitag, 31. Juli 2009

Im Weidener Tunnel

Während ich diese Zeilen hier schreibe kämpft in der Redaktion Kollege Pepper gerade mit den Tücken des Launchs der neuen MTV GAME ONE Webseite und findet Antworten auf etwas bei dem ich nicht mal die Frage verstehe. Und da ich diesen Blogpost vorgeschrieben habe, gehe ich davon aus, dass ich wenn ich ihn einstelle schon relativ besoffen bin und dieses der letzte Akt ist, bevor ich meine die Geburtstagsfete der tollsten Frau von Welt wo gibt verlasse und mich auf den Weg zum Bus mache. Es wird Getuschel von einigen Leuten geben, wie unmöglich es ist, dass ich die Party meiner Freundin verlasse. Da war er wieder der Titel meines Blogs. „Über Versuch eines Hamburger BVB Fans Job Fußball und Frau in Einklang zu bringen“ Was an diesem Wochenende mal wieder so mittel gelingt. Während Cheffe sehr wahrscheinlich mit den Tücken einer Kalku für ein fettes Projekt kämpft und meine Gattin Geburtstag feiert fahre ich 20 Stunden Bus um mit einen Kick gegen einen Regionalligist anzuschauen. Irgendwas ist in meinem Leben schief gelaufen. Wahrscheinlich mehr als ich wahrhaben will.

Wobei sich gerade aus meinem Job erklärt, warum ich Fußballfahrten so geil finde. Ich bin einer der Menschen über die man bei SPIEGEL Online immer liest, wenn es um die Veränderung der Gesellschaft geht. Einer dieser Menschen bei denen Job und Privatleben immer mehr verschmelzen. Wenn Sie selbst im Bereich Medien o.ä. arbeiten, dann wissen Sie, was ich meine. Wenn sie noch in einem relativ normalen Job schaffe dann erkläre ich Ihnen kurz was ich meine und was in einigen Jahren auch auf sie zukommt.

Ich habe einen sehr flexiblen Job. Offiziell sind unsere Arbeitszeiten von 10 bis 18 Uhr, Wobei kaum einer von uns vor halb 11 in der Firma ist. Und wenn zu Hause was brennt oder ich keine Lust habe oder lange Abends lange gearbeitet oder sonst was ist, dann komme ich auch gerne um 12. Ich mache Mittagspause wann ich will und wie lange ich will. Wenn ich einen Friseurtermin oder schlicht keine Lust habe, dann gehe ich früher nach Hause ohne dass einer was sagt. Und wenn mal Fanclubmäßig was brennt, dann kann ich mir durchaus mal zwei Stunden Zeit nehmen, um Karten zu besorgen. Und dabei bin ich im Vergleich zu einer Krankenschwester deutlich besser bezahlt. Klingt wie ein Traumjob, oder?

Bevor Sie sich jetzt aber bei uns bewerben sollte ich Ihnen noch die andere Seite schildern. Ich checke morgens nach dem Aufstehen als erstes meine Firmenmails und habe das Mailprogramm auch Abends jederzeit auf. Während ich das hier schreibe (22:45 Uhr) kam eine Einladung zu einem Pitch bei einem TV Sender reingeflogen, die ich mal eben gelesenen habe und nun überlege, was von den Ideen die ich im Kopf habe man da anbieten könnte. Damit und mit den Gedanken an GAME ONE.de werde ich einschkafen und auch wieder aufwachen. Und so schön das mit dem früher nach Hause gehen auch ist, es gibt eben auch die Phasen in denen ich von morgen halb 10 bis Nachts um 01:00 in der Firma sitze und morgens nachdem mein Handywecker geklingelt hat als erstes auf dem Smartphone meine Firmenmails checke, um festzustellen, dass der Tag mit drei echten Katastrophen beginnt. Meine Arbeit wird nicht nach Stunden abgerechnet, sondern nach Ergebnissen. Und wie die zu Stande kommen fragt niemand. Im Positiven wie im Negativen.

Ich mag mein Leben so wie das ist und ich habe mich da sehr gut dran gewöhnt. Es ist auch alternativlos. Das ist wie Fan einer Mannschaft zu sein. Man sucht sich das nicht aus, sondern man hängt halt mir drin. Das ist manchmal scheiße und manchmal super, aber immer präsent. Ich liebe meinen Job, aber zusammen mit meinem durchaus vorhandenen ADS führt das dazu, dass ich eigentlich nie abschalte. In meinem Kopf geht es immer darum, was ich noch tun könnte. Sei es für den Job, den Fanclub oder sonst was. Mein Hirn ist daueraktiv und muss immer beschäftigt werden, sonst fängt es an sich was anderes zu suchen. Ich denke, dass wird sich auch nicht ändern bis ich irgendwann ins Gras beiße, was bei meinem Lebenswandel leider viel zu früh sein wird. Wobei es mal spannend wäre zu schauen wie lange z.B. dieser Blog hier nach meinem Ableben noch online sein wird. Vielleicht bin ich schon lange tot, wenn Sie das lesen. Faszinierend.

Das einzige bei dem ich wirklich abschalte ist Fußball. Und zwar von dem Moment an dem ich die Tür verlasse bis zu dem Moment an dem ich – hoffentlich – sternhagelvoll wieder zur Tür reinkomme. Fußball ist für mich ein Tunnel an Freiheit bei dem ich nicht an Kunden denke, an Projektmanagement oder an Personalprobleme. Es geht nur um diesen Sport. Ein kleiner Urlaub jede Woche, ein Instant-Paradies. Eine einfach Welt in der es keine Probleme jenseits von Sied oder Niederlage gibt. Wahrscheinlich ist das alles nur Ausdruck meines kranken Hirns und ich sollte lieber eine Therapie machen statt zum Fußball zu gehen. Oder in den Wald zum abschalten.

Stattdessen setzte ich mich halt 20 Stunden in einem Bus. Ist ja fast das selbe.

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