Montag, 30. November 2009

Reinhold Beckmann und sein chinesischer Journalismus

Ich würde ja gerne über was anderes schreiben als Dietmar Hopp. Aber mir fällt nichts ein. Bzw. einfallen würde mir eine Menge, aber nichts bewegt mich im Moment so, wie der hoppelnde Dieter und sein Adlatus Reinhold Beckmann. Ich habe nämlich gestern den Sportschau Bericht über das Spiel gegen Hoppelhausen bei Youtube gesehen. Ich war ja durch die Forenberichterstattung auf vieles vorbereitet, aber was da zu sehen war, hat mich dann doch überrascht und in höchstem Maße verärgert. Und zwar nicht nur als BVB-Fan, sondern fast noch mehr als Medienschaffender.

Natürlich muss man es als neutraler Berichterstatter nicht gut finde, wenn Dietmar Hopp von Fans persönlich beleidigt wird. Man darf das offen sagen, dass man das schlimm findet. Das muss man als neutraler Berichterstatter sogar. Meine Sichtweise als Fußballfans erlaubt mir da viel mehr subjektive Ausrutscher als die Sichtweise eines Sportjournalisten. Man muss unter journalischen Gesichtspunkten auch nicht einmal das unterlaufen des 50+1 Prinzips durch Hoffenheim im Zusammenhang mit der Berichterstattung thematisieren. Es ist völlig legitim die Beschimpfungen als singuläres Phänomen zu behandeln und anzuprangern.

Was aber nicht geht ist sich Aki Watzke als Schuldigen für diese Vorfälle rauszusuchen und dann alles was dieser in den letzten Jahren gesagt hat in Bausch und Bogen zu verdammen, ihm die Schuld an diesen Vorfällen zu geben und die BVB-Fans auf einen Haufen Neider zu reduzieren. Wenn man sich mit Aki Watzke befasst meine Damen und Herren von der Sportschau, dann muss man auch die Gegenseite beleuchten. Und damit meine ich nicht deren Opferrolle. Das was da am Samstag über die Bildschirme flimmerte war miese, tendenziöse Meinungsmache, die die Grundlagen des Journalismus komplett hinter sich gelassen hat. Denn es ging nicht drum Sachen kritisch zu hinterfragen, sondern einen Schuldigen zu suchen und alles so zu drehen, dass es zur Aussage passt. Ich habe nichts gegen kritischen Journalismus. Im Gegenteil. Es gibt den leider viel zu wenig. Nur dass, was die Sportschau da am Samstag geleistet hat, hatte mir Journalismus nicht mehr zu tun, sondern war Propaganda. Damit kann man sich 1:1 beim chinesischen Staatsfernsehen bewerben.

Natürlich ist es schlimmer wenn die Chinesen Folter wegleugnen, als wenn die ARD sich weigert anständig über das Thema "Hopp" zu berichten. Aber darum geht es nicht. Es geht um Journalismus. Und es geht mir – ich will das noch mal betonen – nicht darum, dass man mit den Ausdrucksform der Proteste nicht kritisch umgehen darf. Ganz und gar nicht. Man muss dann nur beide Seiten hören und die Ursachen des Protestes analysieren und nicht sinngemäß sagen die BVB Fans wären neidisch auf die gute Spielweise der Hoffenheimer. Ich verstehe nicht wie wenig Anspruch die Leute in der Sportschau-Redaktion an sich selbst haben. Ich möchte in dem Zusammenhang noch mal auf den guten Post des Blogs „5 Freunde im Abseits“ verweisen.

Trotz allem Geheule der Hopp-Freunde darf der Kampf gegen das „Hoffenheimer-Modell“ und die VW-isierung des Fußballs nicht aufhören. Auch wenn wir aktuell nicht die Meinungshoheit in den Medien haben, so haben wir doch die meisten Fußball-Fans auf unsere Seite. Auch wenn Wolfsburg und Hoppelhausen im Moment in Mode sind, werden wir auf lange Sicht gewinnen. Denn diese Plastikclubs funktionieren nur parasitär. Wenn es zu viele davon gibt, werden die wieder verschwinden.

Tradition schlägt jeden Trend!

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