Dienstag, 29. Dezember 2009

Die Anatomie des Dortmunder Nicht-Fußball-Fans

Dortmund tickt anders als andere Städte, wenn es um Fußball geht. Ich versuche das immer Leute aus Hamburg zu erklären, aber wer nicht im Pott aufgewachsen ist wird das nicht begreifen. Wahrscheinlich nicht begreifen können. In Hamburg gibt es auch viele Fußball-Fans, seien sie für St. Pauli oder den HSV, aber die Stadt lebt den Fußball eben nicht so. Der Unterschied zwischen Hamburg, Berlin, München und Dortmund ist, dass sich in der Fußballhauptstadt auch Leute für Fußball interessieren, die sich nicht für Fußball interessieren. Die schauen sich keine Spiele an, interessieren sich nicht für die Mannschaftsaufstellung, kennen Mo Zidan nicht, aber trotzdem interessiert es sie wie der BVB spielt. Die Frage „Wie hamse gespielt“ dürfte jeder kennen, der regelmäßig erkennbar als BVB-Fan mal durch die Gegend zieht. Ottmar Hitzfeld kürzlich in einem Zeitungsartikel beschrieben, wie er als relativ neuer Trainer beim BVB mal zum einkaufen ging und von einer älteren Dame gefragt wurde „Sind Sie nicht unser Trainer?“ Es hat ihn laut eigener Aussage sehr beeindruckt, dass die Frau „unser“ sagte.

Im Pott kommst Du um Fußball-Fieber einfach nicht drum rum. Wahrscheinlich würde bei jedem Dortmunder bei einer Obduktion ein riesiges Fußball-Herz festgestellt. Man bekommt es einfach mit, wenn man im Pott geboren ist. Und wird infiziert, wenn man nach Dortmund zieht. Wer in Dortmund wohnt kann sich nicht nicht für Fußball interessieren. Diese Option gibt es schlicht nicht.

Ein anderes Beispiel für meine These habe ich kürzlich erlebt. Ich war nach dem abrupten und unglücklichen Ende der Fanparty noch in einer Dortmunder Kneipe. Nachdem meine Trinkpartner weg waren, wartete ich auf mein Taxi, das auf Grund der Witterung einfach über eine Stunde nicht kam. Der Laden hatte inzwischen seinen Betrieb eingestellt und ich kam mir reichlich dumm vor, denn neben mir war nur noch die Wirtin und die asiatische Putzfrau da. Ich würde sie nach Vietnam verorten, aber das spielt letztlich auch keine Rolle. Die beiden unterhielten sich und es wurde schnell klar, dass die Putzfrau kein großer Fußball-Fan ist, aber natürlich mit dem BVB mitfiebert. Dummerweise muss die Arme noch einen Job in Gelsenkirchen machen. Ihre dortige Chefin ist wohl auch fußballtechnisch fehlgeleitet und schwärmte von Felix Magath. Diese erzählte wohl, dass man jetzt mit dem FC Schlake 05 deutscher Meister werden würde. Was unsere Putzfrau mit einem „Ja, wieder für zwei Minuten“ konterte.

Treffer! Versenkt!

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