Sonntag, 31. Mai 2009

In eigenener Sache

Liebe Leser,

erst mal vielen Dank, dass ihr hier alle so zahlreich erscheint. Ich hätte nie gedacht, dass der Blog soviele Leser findet.

Bis Freitag, 05.06. ruht der Blog erst einmal, weil ich mich im Urlaub in Wien befinde. Das habe ich mir verdient. Und die tollste Frau von Welt wo gibt auch. Also schaut doch ab Freitag hier wieder vorbei.

Allen BVB Fans im Norden möchte ich noch folgende Veranstaltung ans Herz legen.


Borussen Sailors organisieren Workshop „Mein BVB – Tradition, Emotion, Engagement“ in Hamburg

Unter dem Motto: "Mein BVB – Tradition, Emotion, Engagement - dafür stehen wir!" und mit Unterstützung der Bundeszentrale für politische Bildung veranstaltet das „Institut für Fußball und Gesellschaft“ derzeit in Zusammenarbeit mit der BVB Fanabteilung, der Fanbetreuung der BVB KGaA und dem BVB Fanprojekt einen Workshop in dem Fans von Borussia Dortmund ihr Bild als Fußball-Fan selbst definieren.

In diesen Workshops werden Themen rund um den BVB, aber auch grundsätzliche Fragen des professionellen Fußballs behandelt. Ziel ist, in einem intensiven Kommunikationsprozess zu erfragen, was man als Fan von seinem Verein erwartet und was man umgekehrt zu geben bereit ist. Die Ergebnisse der Workshops werden zusammengefasst und veröffentlicht. Im Idealfall entsteht so ein Zeitdokument, das Werte und Einstellungen der Fans von Borussia Dortmund plastisch werden lässt und praktische Orientierung verschafft.

Für norddeutschen Fans werden die „Borussen Sailors Hamburg“ in Zusammenarbeit mit dem IFG nun ebenfalls einen Workshop organisieren, der am 18.07. in Hamburg stattfindet. Nach Gesprächen mit dem IFG sind wir überzeugt, dass diese Veranstaltung für alle Teilnehmer eine mehr als interessante Veranstaltung sein wird und gehen von einer regen Teilnahme der norddeutschen Fans aus.

Ausführlicher Infos bekommst Du hier


In Kurzform

Was?
„Mein BVB – Tradition, Emotion, Engagement“ in Hamburg

Wann:
18.07.09. Uhrzeit folgt

Wo?
Hamburg. Location wird später festgelegt.

Wer:
Jeder BVB Fan im Norden

Ansprechpartner:
Wenn Du Fragen hast, melde Dich bei Marc unter 0163-2884732 oder unter Marc@Borussen-Sailors.de. Wenn Du über die Aktion weiter auf dem Laufenden gehalten werden willst, dann schicke eine Mail mit dem Betreff „Newsletter“ und ohne Text an Marc@Quambusch.de. Wir werden Dir dann regelmäßig weitere Infos zukommen lassen.

Vom Wesen des Traditionsvereins

Im Maniac-Forum gab es im OT Bereich letztens wieder einer Diskussion über Traditionsvereine. Die „Hoffenheim und Wolfsburg sind doch gar nicht so schlimm“ - Fraktion stellte die Frage, was ein Traditionsverein denn sei. Denn auch der BVB und andere Clubs seien ja erst später richtig groß geworden und damit Emporkömmlinge. Da ist natürlich was dran, aber trotzdem ist dieser Ansatz natürlich falsch. Allerdings will ich die Gelegenheit hier mal nutzen, um meine Gedanken darüber niederzulegen, was einen Traditionsverein meiner Meinung nach ausmacht.

Es gibt denke ich keine festen Kriterien die man anwenden kann. Das einzige was feststeht ist, dass es das Alter alleine nicht ist. Zwar muss ein Traditionsverein auf eine gewissen Geschichte zurückschauen können, aber nur das Gründungsdatum alleine macht es eben auch nicht. Aber was macht einen Club nun zum Traditionsverein.

Das erste Kriterium ist meiner Meinung nach der Umstand dass dieser Club über lange Jahre viele Menschen emotional bewegt. Nehmen wir als Beispiel den BVB. Ich bin genau der im Lied besungene Fall „Ich bin mit meinem Vater gekommen und der wurde schon von seinem mitgenommen“. Unser Ballspielverein Borussia aus Dortmund aus Dortmund war über lange Jahre für viele Menschen in der Region ein wichtiger Faktor. Das ist meiner Meinung nach ein wesentlicher Faktor. Ein Verein wie z.B. die TSG 1899 ist zwar 110 Jahre alt, hat aber noch 2003 kaum jemanden interessiert. Das ist bei Vereinen wie Lautern, dem Blaukraut und einigen anderen Clubs eben anders. Da leiden 10.000 mit dem Club.

Der zweite meiner Meinung nach wesentliche Faktor ist, dass der Verein die Region bewegt. Z.B. der drohende Abstieg der Lauterer im letzten Jahr. Zum letzten Spiel war die ganze Gegend auf den Beinen. Der Betzenberg war ausverkauft und die Menschen fieberten mit dem Verein. Weil der Abstieg für die Region eine Katastrophe gewesen wäre und weit mehr als eine Freizeitaktivität weniger. Das aktuellste Beispiel ist Fortuna Düsseldorf deren Wiederaufstieg in die zweite Liga vor 50.000 Zuschauern stattfand und von der ganzen Stadt gefeiert wurde.

Womit wir zum dritten Punkt kommen: Der Fähigkeit eine große Anzahl von Zuschauern ins Stadion zu locken, wenn man nicht in der Bundesliga spielt. Und damit ist nicht gemeint, dass die jedes Heimspiel kommen, sondern bei wichtigen Spielen. Wie z.B. 1860 in den 80ern in der damaligen Bayernliga mit über 30.000 Zuschauern.

Der vierte Punkt ist meiner Meinung nach die Tatsache, dass die Zuschauer auch Krisen ertragen und bei dem Club bleiben, wenn es nicht gut läuft.

Diese Punkte definieren meiner Meinung nach einen Traditionsverein. Der „Club der Traditionsclubs“ ist nun aber nicht exklusiv und für alle Zeiten in Stein gemeißelt. Der 1.FC Köln ist z.B. ein gutes Beispiel dafür, dass man sich Tradition erarbeiten kann. Eigentlich war der Verein ein reines Kunstprodukt und wäre nach heutigen Maßstäben gruselig. Allerdings hat sich der Verein über Jahre seine Tradition erarbeitet. Man kann darüber nachdenken, ob dem Club nicht ein paar Jahre fehlen, aber ich denke man kann den FC mit Fug und Recht als Traditionsverein bezeichnen.

Aber wie bereits oben erwähnt ist die Definition nicht scharf. Es gibt natürlich Traditionsclubs in verschiedenen Ausmaßen. Der MSV Duisburg gehört meiner Meinung nach dazu, aber eben in kleinerem Ausmaß. Und natürlich kann auch die TSG Hoppenheim ein Traditionsclub werden. Wenn sie 50 Jahre durchhalten, die Fans auch mal einen Abstieg ertragen und sich auch ohne die Millionen von Hopp halten. Ich bin mal gespannt, auch wenn ich es nicht mehr erleben werde.

Vielleicht gräbt ja im Jahre 2059 jemand wieder diesen Blog aus.

Samstag, 30. Mai 2009

Red Bull oder: Der Fan als Dinosaurier

Kurz vorab: Ich liebe Red Bull. Ich könnte mich in das Zeug reinlegen. Wenn das nicht so unfassbar teuer wäre würde ich es palettenweise saufen. Leider trübt sich mein positives Verhältnis zu Red Bull gerade. Nach einem Bericht im Spiegel und anderen Medien plant die Firma den Einstieg beim SSV Markranstädt. Dieser tritt dem vom Getränkehersteller neu gegründetem Verein dann wohl die Startrecht für die 5. Liga ab. Ihr könnt Euch nicht vorstellen wie sehr mich diese Meldung frustriert hat. Denn der Einstieg des Getränkeherstellers ist der nächste Nagel am Sarg des deutschen Fußballs. Zwar verhindern die Statuten des DFB, dass sich der Verein in Red Bull Leipzig umbenennen darf, aber die Österreicher waren kreativ und nennen den Club in „Rasen Ball Leipzig“ um. Man kann eigentlich fest davon ausgehen, dass die Leipziger in ca. sieben Jahren in der Bundesliga sind. Denn was Dietrich Mateschitz anfasst macht er richtig. Man nenne nur das Beispiel Formel 1. Der Österreicher hält sich nämlich – ähnlich wie Dieter Hopp – aus dem Tagesgeschäft raus und installiert Leute, die von dem jeweiligen Geschäftsfeld was verstehen.

Ich bewundere den Mann tatsächlich. Der ist ein unfassbar gutes Beispiel dafür wie man mit Nichts Geld machen kann. Aus einem einfachen Rezept für ein belebendes Getränk hat der innerhalb kurzer Zeit ein Imperium geformt. Zwar sind auch andere Firmen wie z.B. Microsoft in kurzer Zeit extrem erfolgreich geworden, aber die hatten meistens ein neues Produkt, das den Nerv der Zeit traf. Red Bull war aber einfach nur ein Getränk unter vielen. Und hatte eben nicht den Rückhalt eines Weltkonzerns wie Coca Cola. Red Bull hat es geschafft den Leuten ein absolut überteuertes Getränk zu verkaufen.

Der Erfolg ist fast ausschließlich auf Marketing-Aktivitäten zurück zu führen. Red Bull sponsert unfassbar viel Sportler auf der Welt und hat so viele tolle Events ins Leben gerufen, dass ich Dietrich Mateschitz zurufen möchte: Warum hilfst Du jetzt mit den deutschen Fußball zu begraben? Red Bull ist groß daran amerikanisierte Events zu machen und das passt auch zur Marke. Das Red Bull Air Race ist großartig. Aber warum muss man sich jetzt noch auf so was Traditionelles wie Fußball stürzen?

Ich habe die Schnauze voll. Das ist unser Sport und nicht der von Milliardären. Die sollen sich eine VIP Loge bei ihrem Lieblingsverein holen und den Sport genießen. Und mal akzeptieren, dass man da auch mal verliert und leidet. Das ist nämlich das, was den Sport ausmacht. Aber nein, die Herren Milliardäre müssen ja unbedingt alle ihren eigenen Verein haben. Fahrt zur Hölle. Alle miteinander. Und gründet da von mir aus Fußball-Firmen. Ich wünsche Euch viel Spaß bei der Spitzenpartie Volkswagen Luzifer gegen Red Bull Baphomet. Aber lasst die Leute in Ruhe, die Fußball mit dem Herzen betreiben.

Schauen wir uns mal die Bundesliga in 10 Jahren an. Ein nicht ganz unwahrscheinliches Szenario ist, dass da der Spitzengruppe folgende Clubs mitspielen: Rasen Ball Leipzig, Hoppenheim, VW Wolfsburg und sehr wahrscheinlich noch der FC Bayern, sowie vielleicht noch ein oder zwei weitere Vereine mit starker finanzieller Unterstützung die heute noch keine Sau kennt. Das Problem an dieser Vorstellung ist: Es wird nicht funktionieren. Denn Fußball lebt von Emotionen und Rivalitäten. Und wenn das Spitzenspiel Rasen Ball gegen TSG lautet, dann wird es schlicht und ergreifend die Massen nicht mehr faszinieren. Klar würden sich das Leute im TV anschauen, aber es würde nicht elektrisieren. Alles das was die Bundesliga im Moment im internationalen Vergleich so spannend macht wäre weg und über kurz oder lang wäre der Sport mausetot und würde auf den Stand von Eishockey zurückgeworfen. Denn während der jeweilige Meister bestimmt Zuschauer ins Stadion ziehen würde, sähe es bei den anderen Clubs weniger toll aus. Denn der Event-Zuschauer bleibt bei Misserfolg zu Hause, statt wie der Fan sich durch die schlimme Zeit zu beißen. Und da nicht alles Clubs Erfolg haben können kann man sich vorstellen wie die Stimmung beim Spiel 7. gegen 8. sein wird, wenn Gillette Günzburg gegen Microsoft Mannheim spielt. Ich wünsche gute Reise.

Die Alternative dazu wäre, dass die 50+1 Regel fällt und sich Investoren und Milliardäre die Herrschaft über Traditionsclubs kaufen können. Dann wäre auch für Investoren das Interesse größer sich einen „richtigen“ Club zu kaufen. Ich denke, dass die 50+1 Regel auf lange Sicht nicht zu halten sein wird. Denn auch der DFB wird der aktuellen Entwicklung nicht ewig zuschauen können. Die Herrschaften in Frankfurt sind ja nicht dumm.

Wie auch immer es kommen wird. Wir Fans, die in den Vereinen wenigstens etwas zu sagen haben und mit dem Herzen am Club hängen und den Verein als unseren betrachten sind Dinosaurier. Wir werden aussterben. Irgendwann hat der Fußball nur noch Kunden. Die Frage ist, ob wir uns kampflos ergeben oder wenigstens dagegen vorgehen.

Machen wir es ihnen so schwer wie möglich!

Freitag, 29. Mai 2009

Warum ich meinen Friseur nicht erschossen habe

Gestern war ich beim Friseur. Ich liebe den. Der ist zwar nicht der billigste, aber ich vertraue ihm soweit, dass ich da hin gehen kann und sagen „Mach mal“ und mich ansonsten entspannen. Und der zaubert mir einfach was hin von dem ich dann weiß, dass es passt. Ich meine DER Ist ja der Friseur und weiß was angesagt ist und nicht ICH. Danach sehe ich zwar immer noch scheiße aus, aber dann liegt es wenigstens nicht mehr an der Frisur. So weit, so uninteressant und völlig zu Recht stellt ihr Euch jetzt die Frage: Was zum Teufel hat das in einem Fußball-Blog zu tun. Nun, ganz einfach: Mein Friseur ist HSV-Fan und betreibt den Fußball-Podcast Reingemacht. Und ich musste lange mit mir kämpfen da einen Termin zu machen.

Ich fahre nächste Woche vier Tage nach Wien in den Kurzurlaub mit der tollsten Frau der Welt wo gibt. Und ich will da gut aussehen. Zumindest auf dem Kopf. Dazu muss ich nun mal zum Friseur. Ich will aber nicht mit einem HSV Fan reden. Dazu muss ich meinen Friseur meiden. Eine vertrackte Situation. Eigentlich hatte ich überlegt, dass ich am Montag bei der Terminvereinbarung am Telefon folgende Worte spreche: „Sagen Sie Ihrem Chef, wenn er auch nur einmal den HSV erwähnt stehe ich sofort auf und gehe zur Konkurrenz“. Ich hatte mir das ganz toll ausgemalt. Wie ich mit nassen Haaren und diesem Friseurlätzchen um aus dem Laden marschiere. Aber irgendwie sähe das dann ja auch beknackt aus und man will ja auch Größe zeigen. Also habe ich mal nichts gesagt und gehofft, dass Hoobs einfach mal die Klappe hält. Wie naiv von mir.

Natürlich ließ er sich es nicht nehmen freudestrahlend darauf hinzuweisen, dass der HSV die Quali für die Europa-League geschafft hat. Und wie sehr ihn dieses immer noch freut. Danke Arschloch. Es ist echt scheiße gerade als BVB-Fan in Hamburg zu wohnen. Ich will mit deren Freude nicht belästigt werden. Ich hoffe, dass die in der Quali-Runde scheitern. Nicht, weil ich dem HSV was Böses gönne, sondern weil ich nicht mehr an den letzten Spieltag erinnert werden will. Und ihr sollte genauso leiden wie ich.

Trotzdem war ich insgesamt ganz tapfer und es entstand – wie immer – ein nettes Gespräch über Fußball und Videospiele. Nur einmal entging Hoobs ganz knapp der Eskalation. Als er mir fröhlich erzählte wie geil er das fand, dass er als er PREMIERE Konferenz geschaut hat, nach abpfiff die traurigen BVB Fans in der Kurve gesehen hat, die nicht mehr hüpften und sangen, sondern nur noch ruhig waren.

Danke, Arschloch, einer davon war ich. Da ich aber zu eitel bin um dauerhaft mit einer scheiß Frisur rumzulaufen, habe ich dann aber Abstand davon genommen ihn zu erschießen.

Ich find mich ganz schön tapfer.

Mittwoch, 27. Mai 2009

Die Hure Hoffnung

Die nächste Saison steht vor der Tür. Nur noch neun Wochen, dann geht es wieder rund in der Bundesliga. In der Saison 08/09 hat es nicht geklappt mit der Europa-League. Die Augen richten sich auf die Saison 09/10. Und damit verbunden ist die Hoffung, dass wir da international was reißen. Europa League oder vielleicht sogar Champions League. Natürlich wird das schwer. Aber ich habe Hoffung.

Und genau das ist das Problem. Denn Hoffnung ist eine Hure. Sie wendet sich jedem zu, egal wie schlecht es ihm geht. Als Fußball-Fan hoffst du eigentlich immer. Denn in einer normalen Saison erreichst du deine Ziele nicht. Und hast die Hoffnung, dass es in der nächsten besser wird. Egal wie beschissen Dein Team spielt Du hoffst immer, dass es im nächsten Spiel vielleicht besser wird. Die Hoffnung, dass mit der Rückkehr von XY in den Kader die Abwehr wieder gefestigt wird. Die Hoffnung, dass Stürmer XY seine Blockade endlich überwindet. Die Hoffnung, dass die Mannschaft völlig überraschend einen Lauf entwickelt. Oder die Hoffnung, dass der BVB das Spiel nach 0:2 Rückstand noch dreht.

Aber Hoffnung tut weh, denn sie lässt Dich viele hundert Kilometer fahren, selbst wenn Dein Kopf weiß, dass Dein Team keine Chance hat. Sie treibt Dich morgens bei Eiseskälte aus dem Bett, um Dir die Niederlage anzuschauen, obwohl Du einen schönen Tag mit der tollsten Frau der Welt wo gibt haben könntest. Das Schlimmste was Dir als Fan passieren kann ist die Hoffnungslosigkeit. So wie in der Saison unter Thomas Doll, wenn Du nach dem 1:0 gegen Dich keinerlei Aussichten mehr hast, dass da noch was gehen könnte. Doch zum Glück heißt unser Trainer jetzt Jürgen Klopp.

Ich habe Hoffnung für die neue Saison.

Dienstag, 26. Mai 2009

Guantanamo schwarzgelb

Alles wie immer. Es ist Dienstag und ich schaue mich bei der BVB Sektion der Ruhrnachrichten oder vom Westen um, was so an Artikeln über unseren BVB geschrieben wurde und sauge alle Infos über meinen Verein auf wie ein Schwamm. Ab Donnerstag werde ich wieder im Fußballwahn sein, ich werde mich über unseren künftigen Gegner informieren und mich wie irre auf das Spiel am Samstag freuen. Nur, dass da kein Spiel sein wird. Das hat mein Körper aber scheinbar noch nicht realisiert. Ich habe dieselbe „Fußballflatter“ die ich sonst auch habe und es will nicht in meinen Kopf, dass Sommerpause ist. Wieso zum Teufel wird Samstag bitte kein Fußball gespielt? Da muss doch einer einen Fehler gemacht haben. Irgendein Praktikant beim DFB hat fälschlicherweise zwei Montae aus dem Kalender gerissen und niemand hat den Fehler gemerkt. Zwei neun Woche ohne Fußball kann keine ernsthafte Option sein. Okay, ich bin nächste Woche in Wien und mache ein paar Tage Urlaub ohne die panische Angst was zu verpassen; das ist natürlich was Feines. Aber wie bekomme ich bitte die restlichen 8 Wochen rum? Das ist doch unmenschlich.

Ich bin gerade sehr glücklich über meinen „Nebenjob“ bei den Borussen Sailors. Durch die Vorstandsarbeit werde ich mich wenigstens auch in der Sommerpause aktiv mit dem BVB befassen können und muss nicht nur die typischen Sommerpausen-Threads im Schwatzgelb-Forum lesen. Nach spätestens drei Wochen drehen da nämlich alle am Rad und machen aus „Jürgen Klopp beim U-Bahn fahren gesehen“ einen riesigen Thread. Mit allem Facetten inkl. der Frage, ob U-Bahn fahren an sich nicht irgendwie falsch ist. Ich habe den Samstag nun dagegen zur Verfügung, um ein bisschen was wegzuarbeiten. Meine ToDo-Liste für die Sailors hat nämlich erschreckende Ausmaße angenommen.

Trotzdem: Die Sommerpause ist extrem hart und verstößt meiner Meinung nach gegen die Genfer Konvention. Ich erlebe mein persönliches Guantanamo in Schwarz und Gelb. Ob ich den DFB in Den Haag verklagen kann? Ich ahne, dass dieses Unterfangen sinnlos ist. Es ist sowieso alles sinnlos in de nächsten zwei Monaten.

Sollten Sie mich suchen: Ich geh mich mal eben im Bad erhängen.

Montag, 25. Mai 2009

Ferien in Algerien

Stellen Sie sich vor Sie sind Samstagmorgens um 10 Uhr an einem Klo eines Autobahnparkplatzes. Sie stehen nichtsahnend in der Schlange und plötzlich betritt ein junger Mann mit nacktem Oberkörper den Raum. Er ist deutlich alkoholisiert, trägt auf seinem Kopf eine Krone von Burger King und singt sehr laut Fußballlieder. Sollte Sie dieser Anblick komisch finden, dann können Sie sicher sein für Busfahrten zu Fußballspielen gänzlich ungeeignet zu sein.

Auswärtsfahrten sind etwas ganz spezielles: Sie sind albern, lustig, anstrengend, spannend, nervig, ekellig, alkoholgeschwängert und vor allem: Für Frauen gänzlich ungeeignet. Nehmen Sie niemals - ich wiederhole niemals - Ihre Frau oder Freundin mit zu einer Busfahrt zum Fußball. Es sei denn ihre Frau steht drauf mit schwitzenden und stinkenden Männern in einem engen Raum eingefercht zu sein. Aber dann sollten Sie sich vielleicht generell Gedanken um Ihre Beziehung machen.

Ein Bus ist ein ur-männlicher Raum mit Ritualen, die nur Männer verstehen. Oben genannten Burger-King-Kronen-Träger hatte auf der Fahrt nach Gladbach am Samstag z.B. unfassbaren Spaß daran anzukündigen, dass er gleich furzen werde und der Ankündigung Taten folgen zu lassen. Ich sag´s Ihnen: Das ist nicht schön. Das ist im Gegenteil sogar höchst widerlich. Selbst für Männer. Und es gibt Sachen, die sollten Frauen einfach nicht mitbekommen. Zumindest wenn man noch mal etwas von ihnen will. Nein, ein Fußball-Bus ist ein Männerraum an dessen Einstieg die Emanzipation ihre Grenzen findet.

Neben körperlichen Fehltritten gehört – wen wundert´s - natürlich Alkohol in Rauen Mengen eben zum Standartrepertoire des Auswärtsfahrers wie das intensive Dissen seiner Mitfahrer. Niemand hat diese spezielle Art des Freizeitgestaltung so schön auf den Punkt gebracht wie Pommes Schwarz Gelb in ihrem Auswärtssong. Ein Song den man auf jeder Fahrt mindestens einmal hören sollte. Apropos Musik: Die Musikauswahl sollte sich dem restlichen Niveau anpassen: Auf gut deutsch: Musik die man zu Hause nicht mal mit der Kneifzange anfassen würde. Selbst Songs wie z.B. das unsägliche Ballermann-Gedudel Halbschwul von Jürgen entwickeln plötzlich einen ganz eigenen Charme sorgen für großen Spaß. Mein persönliches Pflichtprogamm sind darüber hinaus Kohle und Stahl sowie – natürlich - unser Vereinslied Wir halten fest und treu zusammen.

Um eine Auswärtsfahrt abzurunden sind darüber hinaus noch möglichst dumme Verhaltensweisen aller Mitfahrer wichtig. Beispiel gefällig? Auf der Rückfahrt aus Gladbach war die Stimmung nach dem Spiel logischerweise nicht die beste. Alle waren geknickt und frustriert. Bis Arne auf die geniale Idee kam Ferien in Algerien vom Knorkator-Nebenprojekt High Mud Leader einzuwerfen. Der Song besteht eigentlich nur aus Refrain, ist textlich unfassbar stulle und geht auch noch 12 Minuten. Perfekt! Nach kurzer Zeit rastete der ganze Bus aus und die Laune besserte sich schlagartig. Die besten Partys gibt es irgendwie immer zu traurigen Anlässen.

All das ist unfassbar niveaulos, asozial, infantil und saudumm. Aber es macht einfach Spaß.

Ach ja: Sollte jemand Filmaufnahmen davon gemacht haben, wie eine Gruppe besoffener BVB Fans auf einer Autobahnraststätte saudumm zu "Ferien in Algerien" tanzt: Lassen Sie uns über den Preis reden, den Sie für die Herausgabe haben möchten.

Sonntag, 24. Mai 2009

Gladbacher Arschlöcher

Ich hasse diese Drecksverein VfL Mönchengladbach. Dass wir nicht gewonnen haben, war das eine. Da waren wir selbst in Schuld und dass die Scheiß Hamburger beim Siegtreffer mit mehreren Spielern im Abseits standen, kann ich auch nicht mehr ändern. Die Saison war trotzdem geil und unsere Zeit kommt erst noch. Mich hat es gestern im Stadion auch nicht so hart erwischt wie unsere junge Fraktion. Die vier 18-jährigen die auf der Tour mit waren, wurden von der gefühlten Niederlage viel mehr ins Herz getroffen und saßen teilweise mit leerem Blick auf den Stufen. Manchmal ist Alter ein echter Segen.

Was mich aber wirklich auf die Palme gebracht hat, waren die höhnischen Kommentare der Gladbacher auf den Sieg des HSV. Konnte man das im Stadion ja noch unter „normaler Alltag“ verbuchen, war das nach dem Spiel schon nur noch gehässig. Jeder dieser Typen an denen man vorbeizog meinte dumme Kommentare machen zu müssen. An der ersten Raststätte auf der Autobahn an der wir uns zur Rückfahrt getroffen haben, war dann auch noch mal ein Bus voller Idioten, die noch mal meinten dumme Sprüche reißen zu müssen. Ich habe mich dabei ertappt, dass ich die leeren Flaschen in unsere Bierkiste gezählt habe und überlegt, ob ich die einfach alle in Richtung der Hässlichen schmeiße. Ich war wirklich sehr kurz davor, konnte mich aber gerade noch zurückhalten. Scheiß Vernunft. Wie gerne hätte ich eine Flasche auf deren Schädel zerspringen sehen. Aber nein, Gewalt ist scheiße und so, es lohnt sich nicht für Fußball jemanden zu verletzen….blablablubb. Gefreut hätte es mich dennoch.

Ich hatte vor dem Spiel eigentlich nichts gegen die Gladbacher. Aber das hat sich tatsächlich jetzt geändert. Auf meiner Unsympathen-Skala sind die weit oben seit gestern. Dieser Drecksverein soll absteigen. Ich werd die ewig hassen! Fahr zur Hölle VfL!

Ach ja, alkoholfreies Bier schenken die auch aus im Stadion. Noch ein Grund, dass die schnell weg müssen.

Freitag, 22. Mai 2009

Saisonfinale 2009 – Es geht um nichts mehr

Saisonfinale 2009. Von Außen betrachtet geht es um alles. Gewinnen wir in Gladbach sind wir sicher im UEFA Cup aka Europa League. Auch wenn das finanziell erst mal nur geringe Auswirkungen hat, wäre das in der Außenwirkung natürlich enorm wichtig. Wieder international vertreten zu sein ! Und zwar nicht, um mal wieder von den „neutralen“ Zuschauern wahrgenommen zu werden, sondern um– viel wichtiger – mehr über den BVB im Kicker zu lesen. Wofür hat man das Abo denn sonst? Da liest man eben mehr über seinen Verein, wenn europäisch gespielt wird. Value for money.

Also ein richtig kribbelndes Finale? Nein, denn was zu einem wirklich kribbelnden Finale fehlt ist die Angst vor dem Verlieren. Ich werde am Samstag nur Spaß haben. Denn eigentlich geht es für uns um nichts mehr. Zumindest für mich. Denn was mir viel wichtiger ist als der sportliche Erfolg ist, dass Mannschaft, Vereinsführung und Fans eine Einheit sind. Und dass die Mannschaft begeisternden Fußball spielt. Und all das ist gegeben.

Es ist mir von ganzem Herzem egal, ob wir 5. oder 6. werden. Die Saison wird nicht weniger geil, wenn es nicht für dieEuropa League reicht. Natürlich wird es während des Spiels ein wenig kribbeln und natürlich werde ich kurz traurig sein, wenn es nicht hinhaut, aber nichts kann diese geile Saison mehr verderben.

Und weil ich glaube, dass die Mannschaft ein ähnliches Gefühl hat, während es für Gladbach und den HSV um deutlich mehr geht mache ich mir keine Gedanken um unseren Erfolg. Wir werden das Baby schon schaukeln. Und wir auf der Tribüne werden noch einmal alles geben und unserem BVB einen würdigen Abschluss bieten.

Spannend wird es noch mal nach dem Spiel, wenn wir gewinnen und Gladbach auf einen Abstiegsplatz rutscht. Denn dann denke ich wird es zu einigen Scharmützeln mit den Gladbachern kommen, die uns ja eh nicht sonderlich mögen. Und auch wenn wir wieder in Hamburg sind gilt es dann vorsichtig zu sein, um nicht in Konflikt mit frustrierten HSV Fans zu geraten. Aber bis dahin heißt es zum letzten mal in dieser Saison:

Auf geht´s Dortmund! Kämpfen und siegen! Weil wir dich so lieben! Gewinnst Du dieses Spiel für uns!

Donnerstag, 21. Mai 2009

Groundhopping - oder: Von wegen ICH bin bekloppt

Sie halten mich für bekloppt, weil ich recht regelmäßig zum Fußball fahre? Ich würde mich dann im Gegenzug fragen, was Sie dann zu Groundhoppern sagen würden. Bei diesen genauso seltenen wie seltsamen Exemplaren der Sorte Mensch handelt es sich nämlich um Personen, die versuchen möglichst viele unterschiedliche Stadien (Grounds) in möglichst vielen Ländern zu sehen. Eigentlich der Traum jedes Fußball-Fans, nicht wahr? Oder wer hat noch nicht davon geträumt ein Spiel der dritten Liga von Burkina Faso zu sehen? Oder in die brodelnde Atmosphäre des Spieles Al Mogram gegen Hamadap in der zweiten sudanesische Liga einzutauchen? Eben!

Meinen ersten – und bis heute einzigen bewussten - Kontakt mit einem Groundhopper hatte ich 1997. Ich war damals Redakteur bei Johannes B. Kerner als der noch seinen Daily Talk bei SAT.1 hatte. Ab und zu ging es dann auch mal um Themen wie „Dein Fußball geht mir auf die Nerven“ oder ähnliche Grimmepreis verdächtige Titel, die dann wenig überraschend bei mir auf dem Schreibtisch landeten. Im Zuge der Recherche stieß ich auf einen Groundhopper aus (glaube ich) Herne zusammen, der teilweise mehrer Spiele an einem Tag schaute. Ich kann mich leider nicht mehr an ihn erinnern, aber ich weiß, dass ich das damals schon sehr skurril fand.

Kürzlich habe mich mal wieder mit dem Thema befasst, weil ich über das Forum von schwatzgelb auf die Seite Groundhopping.de stieß und ich das nach wie vor genauso skurril finde wie vor 12 Jahren. Ganz im Ernst: Ich fahre zwischen 200 und 800 KM zu einem Spiel und das normalerweise nur einmal in der Woche. Doch selbst das geht schon fies ins Geld und strengt richtig an. Wenn ich mir dann aber anschaue, was der Betreiber der Seite so in drei Wochen abliefert, dann muss ich sagen: Respekt. Beispiel gefällig?

21.04.: FV 09 Breidenbach vs. Offenbacher FC Kickers 0:7
19.04.: KVK Ieper vs. RJS Heppignies Lambusart Fleurus 3:2 (4. Division Belgien, Staffel A)
18.04.: Rotherham United FC vs. Shrewsbury Town FC 1:2 (League 2)
17.04.: Calais RUFC vs. AS Beauvais 2:1 (Ligue National)
16.04.: FC Bad Oeynhausen vs. FT Dützen 2:3 (Landesliga Westfalen 1 (Ost))
13.04.: Kickers Markkleeberg vs. VfB Fortuna Chemnitz 0:3 (Landesliga Sachsen)
13.04.: SV 24 Helios Dresden vs. SSV Turbine Dresden 4:1 (Kreisliga Dresden)
12.04.: FK Králův Dvůr vs. FK Slavoj Vyšehrad 2:1 (ČFL)
12.04.: FK Hořovicko vs. Jiskra Domažlice 1:2 (ČFL Divize A)
11.04.: Borussia Dortmund vs. 1. FC Köln 3:1 (Bundesliga)
10.04.: Köpenicker SC vs. VfB Hermsdorf 0:1 (Verbandsliga Berlin)
09.04.: VfB IMO Merseburg vs. SG Union Sandersdorf 0:1 (Verbandsliga Sachsen-Anhalt)
05.04.: Al Shimali Atbara vs. Khartoum-3 0:0 (Sudanese Premier Leaugue)
04.04.: Al-Merreikh Omdurman vs. Al Ittihad Tripoli 3:0 (Champions League)
03.04.: Al Mogram vs. Hamadap 2:4 (2. Liga Sudan)
01.04.: Einigkeit Dornap vs. SSV Berghausen 2:1 (Bezirksliga Niederrhein 2)

16 Spiele in drei Wochen. Und bei dem sieht jede Woche so aus. Bisher hat er 1599 Stadien in 80 Ländern gesehen. Ich frage mich, wie der das finanziell und zeitlich hinbekommt? Ist der von Hause aus reich und gelangweilt? Oder hat er einen Job, der ihn von Hause fast jeden Tag in eine anderen Stadt bzw. ein anderes Land zwingt? Er wird aber wohl kaum davon Leben (können) Fotos für „11 Freunde“ zu machen, die ja in jeder Ausgabe ein niederklassiges Stadion aus irgendeiner Ecke der Welt zeigen. Oder handelt es sich gar um einen international gesuchten Bankräuber, der zur Tarnung nach jedem seiner Beutezüge in einem Stadion untertaucht? (Bin ich hier einer ganz großen Sache auf der Spur?)

Und ich frage mich wie der Betreiber der Seite die Kraft dazu aufbringt. Ich bin schon nach dem Wochenende immer im Eimer. Auch die Faszination hinter seinem Tun erschließt sich mir nicht ganz. Ich hätte auch Lust mir mal die Stadtderbys in Rom, Glasgow, London oder Buenos Aires anzuschauen. Auch weniger bekannte Derbys wie das in Krakau wären denke ich für mich eine Reise wert. Aber warum um alles in der Welt schaut man sich ein Spiel des Kreispokals Steinfurt an? Da bist Du lange unterwegs, um Dir einen mäßigen Kick und wenig Stimmung anzutun,nur um gleich danach weiter zu fahren.

Wahrscheinlich leiden Grounhopper unter einem Komplettierungszwang. Das könnte ich verstehen. Zwanghaftes Verhalten ist mir ja gut vertraut und irgendwie sympathisch. Interessant in diesem Zusammenhang war die Reaktion der tollsten Frau von Welt wo gib. Als ich die Seite las kommentierte ich ab und zu etwas daraus. Ihre Reaktion war „WIllst Du jetzt Groundhopper werden? Ooooooo nein, dann seh ich dich jetzt gar nicht mehr. Sag schon mal tschüss.“ Worauf sie sich die Finger wie eine Pistole in den Mund steckte und „abdrückte“.

Ich habe ihr aber glaubhaft versichern können, dass ich nicht planen Groundhopper zu werden. Allerdings frage ich mich , ob ich nicht mal dem ETV Eimsbüttel in meiner Nachbarschaft einen Besuch abstatten sollte. Das Stadion kenne ich noch nicht.

Mittwoch, 20. Mai 2009

Bremen im Finale – Und schon wieder keine Stimmung SVW

Wie absurd ist das bitte: Der SV Werder Bremen steht in einem europäischen Finale und deren Fans interessiert das nicht. Ein Kontingent von 12.000 Personen steht den grün-weißen aus der Hansestadt zu. Nicht mal die Hälfte der Tickets konnten die Werderaner an den Mann bringen. Man kann sich da als deutscher Fußball-Fan eigentlich nur schämen und eingraben. Da steht ein heimisches Team im Finale und das Signal das von dessen Fans ausgeht lautet „Sehr her, das Spiel interessiert uns gar nicht“. Darüber hinaus kann man ja als gesetzt ansehen, dass sich diejenigen Supporter die mitfahren nicht als Stimmungsgranaten erweisen werden. Traurig, dass sie Bremer Fischköppe ein so falsches Bild des deutschen Fußballs zeichnen. Wir sind seit Jahren die Vorzeigeliga in Europa und dann so was.

Es ist zum heulen. Warum steht ausgerechnet das Team im Finale, dass sich stimmungstechnisch mit dem SV Wehen Wiesbaden vergleichen lässt, während Clubs, deren Fans zu Fuß für ein Finale zum Austragungsort laufen würden zusehen müssen? Da möchte man im Nachhinein doch eigentlich noch die Papierkugel verfluchen, die das Spiel gegen den Hamburg entschied. Ich mag den HSV nicht besonders, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sie Karten zurückgegeben hätten. Und kann sich jemand ein Finale vorstellen an dem wir teilnehmen und wo wir nicht neben dem offiziellen Kontingent noch ein paar Tausende extra im Stadion hätten? Aber was will man von den Bremern erwarten? Deren schlechter Support hat Tradition. Ich sag nur Pokalfinale 1989.

Die Situation an sich ist schon schlimm genug. Noch peinlicher wird sie durch die offizielle Presseverlautbarung des SV Werder, deren Studium zumindest bei mir zu körperlichen Schmerzen führt. Denn dem Verein ist offensichtlich unangenehm, dass er so wenige Anhänger mobilisieren kann. So sagt Klaus Allofs zu der Zahl eigener Fans: „Das ist eine Menge, wenn man bedenkt, dass der Austragungsort diesmal sogar in Asien liegt“. Das ist formal natürlich richtig, doch liest sich sich das so als würde das Spiel in Honkkong stattfinden und nicht in einer Stadt die zum größten Teil in Europa liegt. „Istanbul ist ja nicht gerade auf halber Strecke zwischen Donezk und Bremen“ führt Allofs weiter aus. Auch da hat Allofs formal nicht unrecht. Denn nach Donezk wären es 2111 Kilometer. Davon die Hälfte wären 1055,5 Kilometer, während es nach Istanbul 2022 sind. Also nicht ganz 1000 mehr.Nur was will der Bremer Manager mit der Aussage beweisen. Auf halber Strecke von Bremen nach Donezk läge ungefähr Warschau. Ich wage zu bezweifeln, dass mehr Bremer Fans in die polnische Hauptstadt gefahren wären? Denn es stellt sich die Frage, ob es die Entfernung ist oder doch die Bremer Unlust, die zu der hohen Zahl an nicht abgerufenen Tickets führt? Die allererste Flugsuche spuckt für morgen eine Verbindung aus die von Bremen nach Istanbul 200€ hin und zurück kostet. Es ist anzunehmen, dass die für den heutigen Tag nicht viel teurer gewesen wäre und bei intensiver Suche sich eine billigere hätte finden lassen.

Das Gerede von Allofs ist Quatsch und dass weiß er auch. Wer ein Drittel seiner Presseerklärung dem Versuch widmet zu erklären, warum 5000 Fans in einem europäischen Finale eine tolle Zahl ist, der weiß, dass sich sein Verein blamiert hat. Wer sich verteidigt klagt sich an. Das Allofs dann auch noch auf auf das zehn(!) Tage später stattfindenden DFB Pokal-Finale hinweist, setzt dem ganzen die Krone auf. Es ist ja nicht so, dass der SVW in den letzten Jahren so erfolgreich war, dass einen als Fan so ein Finale am Allerwertesten vorbeigeht, weil man eh ständig alles gewinnt. Nein liebe Fans des SV Werder. Um auf Euer Spruchband vom letzten Spiel gegen Hamburg zurückzukommen: Ihr seid die wahren Lutscher und habt es soeben der Welt bewiesen.

Donezk reist übrigens auch nur mit 7000 Fans an. Da können wir ja einen Hexenkessel erwarten heute Abend.

Dienstag, 19. Mai 2009

Die Hölle ist alkoholfrei

Das Saisonfinale in Gladbach wirft seine Schatten voraus. Und zwar mehr als mir lieb ist. Um ehrlich zu sein liegt ein großer Schatten über dem Ereignis. Was aber nicht am Spiel liegt, sondern an den Begleitumständen. Denn die „Borussen Sailors“ reisen natürlich auch zahlreich an. Um genau zu sein mit 18 Leuten. Das freut mich natürlich. Vier bleiben länger in NRW und fahren daher mit dem Auto. Stellt sich also die Frage, wie die anderen 14 zur falschen Borussia kommen.

Und da hatte unser geschätzter dritter Vorsitzender die Idee, dass wir uns zwei 7-Sitzer leihen und gemeinsam runter fahren. Auch da würde ich mich eigentlich richtig drauf freuen. Eine gemeinsame Fahrt mit zwei Bussen macht richtig Spaß. Wenn nicht – und da kommen wir zum Kern meine Problems – dieser Bus nicht auch von jemand gefahren werden müsste. Und wenn nicht – und wir nähern uns dem Problem weiter – dieser jemand nüchtern bleiben müsste. Und wenn vor allem nicht – und da sind wir mitten drin in meinem Schlamassel – ich den Verdacht habe, dass einer dieser beiden Jemands ich bin. Denn viele von den anderen Mitfahrern haben entweder keinen Führerschein oder wir sacken sie erst hinter Hamburg auf, so dass sie als Fahrer auch nicht in Frage kommen. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass beim Thema „Wer fährt?“ alle auf mich zeigen und als zweiter Vorsitzender kann ich mich da natürlich auch nicht verweigern und ich sehe ja auch die Argumente ein. Ich bin ja nicht anti-sozial.

Es kann also gut sein, dass ich das Saisonfinale dieser hervorragenden Saison 08/09 nüchtern erlebe und das macht mir schlechte Laune. Sollten Sie sich jetzt fragen, ob ich weiß, dass ich Alkoholiker bin, so lassen Sie mich versichern: Ja, das ist mir bewusst. Ich bin es und ich bin es gerne. In der Woche trinke ich höchsten ein oder zwei Biere und wenn ich am Wochenende nicht im Stadion bin, dann kann ich auch gut drauf verzichten. Auch wenn ich mit der tollsten Frau von Welt wo gibt zum Fußball fahre, brauche ich keinen. Das Glück mit seiner Frau gemeinsam einen Stadionbesuch zu erleben macht mich auch so glücklich und ist für mich sowieso das geilste was es gibt. Gemeinsame Beziehungszeit am Wochenende: Toll. Fußball: Toll. Gemeinsame Beziehungszeit beim Fußball: Paradies.

Da meine Frau am Wochenende aber nicht mitkommt, stelle ich mir die Fahrt nach Gladbach eigentlich so vor, dass wir uns um 07:00 Uhr treffen, wir einen Kasten Bier ins Auto stellen und ich um allerspätestens 07:30 ein Bier am Hals habe. Und spätestens auf Höhe Hannover bin ich dann besoffen. Und auf Höhe Hannover bei der Rückfahrt bin ich dann so voll, dass ich Sprachfindungsstörungen habe und man mich kaum noch versteht.

Ich liebe das Gefühl des Kontrollverlustes und der Hemmungslosigkeit einfach. Mein Leben besteht von Montags bis Freitags aus diversen Problemen, die meistens auch noch engmaschig miteinander verknüpft sind und zumindest subjektiv komischerweise alle bei mir am Tisch zusammenlaufen. Am Wochenende ist die Welt einfacher. Wir wollen drei Punkte, der Gegner will drei Punkte und ich muss mithelfen das Team zum Sieg zu schreien. Alkohol hilft dabei sich auf das wesentliche zu konzentrieren und die Hemmungen abzubauen. Da nehme ich Sprachprobleme gerne in Kauf.

Jetzt könnte man argumentieren, dass man beim Autofahren ja nicht sprechen muss, aber da ich zwar ein Suffkopp aber kein verantwortungsloser Mensch bin, werde ich natürlich nicht trinken, wenn ich fahren muss. Trotzdem überlege ich ernsthaft mich auf die Genfer Konvention zu berufen, denn meiner Meinung nach verstößt es gegen mein Menschenrecht, wenn ich nüchtern sein muss. Oder ich wende mich an den Tierschutzverein, denn mit artgerechter Haltung hat das meiner Meinung nach nichts mehr zu tun. Ich bin in der Hölle und die ist alkoholfrei.

Vielleicht werde ich heute beim Fanclub-Treffen auch so lange hemmungslos weinen bis sich einer erbarmt.

Montag, 18. Mai 2009

Danke, liebes Mittelmaß

Endlich geht es wieder um was für uns. Wir haben am Samstag ein „Endspiel“ in Gladbach um den Einzug in die Europa-League. Wie lange habe ich mich danach gesehnt, dass es wieder um was geht bei uns? Wir haben ein tolles Team und einen Trainer, der nicht nur unfassbar sympathisch und volksnah ist, sondern auch noch extrem kompetent und zielorientiert.

Diese Saison ist emotional die geilste an die ich mich erinnern kann; völlig unabhängig davon, ob wir am Samstag gewinnen oder nicht. Ich wünsche mir und – ich bin mir sehr sicher, dass es so kommt, dass wir in den nächsten Jahren wieder in die Championsleague einziehen, deutscher Meister werden und idealer weise noch mal die CL gewinnen. Ach ja, und bevor ich es vergesse: Das UEFA Cup Finale ist 2010 in Hamburg. Mit der S-Bahn zum Endspiel fahren hätte was. Falls Sie jetzt fragen, ob ich nun völlig am Rad drehe: Ja, das tue ich. Ich bin heiß auf Erfolge den die grauenhaften letzten Jahre haben mich ausgehungert. Aber dass ich dieses emotionale Highlight erleben darf verdanke ich eben diesem grauen Mittelmaß der letzten Jahre.

Der jetzige Zustand ist nur so wunderbar, weil er die Ausnahme ist. Denn so geil Erfolge auch sind: an Deinen Verein gebunden wirst Du in den schlechten Zeiten. Wie treu Du bist, kannst Du besser beweisen, wenn Du 600 Kilometer fährst um Dir das Spiel des 12. gegen den 14. anzusehen. Und mein emotionalstes Erlebnis mit dem BVB ist bis heute keine Meisterschaft, sondern das 3:1 von Jürgen Wegmann im zweiten Relegationsspiel gegen Fortuna Köln in der Nachspielzeit, dass unseren Abstieg verhinderte.

Erst die Krise und das Mittelmaß macht Dich zum Fan. Ich möchte nicht Sympathisant vom FC Bayern sein müssen, wo es eine Krise bedeutet, wenn Du NICHT deutscher Meister wirst. Gewinnen können Sie alle. Vom durchschnittlichen Bundesligaverein hebst Du Dich ab, wenn bei Dir zum Spiel um die goldene Ananas 80.000 Zuschauer kommen. Es ist wie im echten Leben. Erst wenn Du mit Deiner Partnerin nächtelang zusammen durchgeweint hast, um zu schauen, ob ihr nicht doch zusammenbleiben könnt, wird aus der anfänglichen Verliebtheit final Liebe.

Und daher danke ich dem Schicksal für die letzten Jahre in denen ich mich so oft über meinen BVB geärgert habe. In denen ich nach fünf Minuten Spielzeit wusste, dass wir heute verlieren und ich mir umsonst den Arsch abgefroren habe. In denen ich mich vom Gegner verhöhnen lassen musste und bei dem man gar nicht wusste über was man sich am meisten ärgern soll. In denen es das emotionale Highlight war, dass man unverdient 3:1 gewonnen hat. In

Ich habe Dich lieb, Mittelmaß. Sei nicht traurig, wenn ich ein paar Jahre ohne Dich leben möchte. Aber ich komm wieder zurück zu Dir. Ganz bestimmt.

Sonntag, 17. Mai 2009

Ich bin uncool

Dies ist der erste Eintrag nach dem Spieltag gegen Bielefeld. Und von einem Fußball-Blog kann man ja wohl bitte harte Fakten erwarten. Fassen wir den Spieltag also zusammen: Sieben Jungs in Hamburg, gemeinsame Busfahrt, Bier, Ankunft in Dortmund, Treffpunkt am Schwimmbad, Bier, ab ins Stadion, Bier, 1:0, Jubel, Halbzeit, Bier, 2:0, Jubel, 3:0, Jubel, 4:0, Jubel, 5:0, Jubel, Abpfiff, Traum von Europa, Hurra, Hurra, Schwimmbad, Bier, Bus, Bier, Ankunft Hamburg, ab nach Hause, Bier, Bett.

Kommen wir also nun zum weichen Teil des Tages. Ein Leser dieses Blogs hatte mir eine lange Mail geschrieben und gemeint man könne sich ja mal im Schwimmbad treffen, weil er da auch oft vor dem Spiel wäre. Beim Treffen stellte sich raus, dass der Mensch nicht nur ausgesprochen angenehm war, sondern auch noch Teil der „alten Garde“ von TU. Das ist mir persönlich zwar egal führte aber zu einer amüsanten Situation. Denn zu uns gesellte sich ein weiteres, junges Mitglied der „Sailors“. Dieses bezieht zwar über uns Karten fährt aber meistens mit meistens mit dem norddeutschen Ultra-Umfeld zu den Spielen. Dieser fand den Umstand, dass ich da scheinbar mit einem TU-ler stehe höchst interessant. Was mich nun wiederum amüsierte, weil er vier Tage zuvor in Wolfsburg bei der Kartenübergabe gar nicht schnell genug von mir wegkommen konnte. Da war er nämlich mit zwei jungen Schwarzkitteln unterwegs. Welche von der Sorte die sich bemühen extrem böse und cool zu schauen, aber zu jung sind zu schnallen, dass es nicht uncooleres gibt als cool zu tun.

Die „Borussen Sailors“ sind oder waren bei Teilen des „aktiven Nordens“ recht unbeliebt. Es gab da vor meiner Zeit mal Auseinandersetzungen zwischen einigen Schwarzkitteln und den „Sailors“ und bis heute werden regelmäßig Mitglieder von uns bei WET-Touren als „Kutten“ beschimpft. Aber sehr wahrscheinlich hätte ich uns früher auch uncool gefunden. Ein Fanclub in dem normale Menschen von 15 bis 50 Mitglied sind und jeder sich soweit einbringt, wie er es mit seiner Lebenswelt vereinbaren kann, ist nicht gerade das, was man extrem attraktiv findet, wenn man 20 ist und sich noch für den Mittelpunkt der Welt hält. Und ich erwarte wirklich nicht, dass 18-jährige mich toll finden. Auf der anderen Seite ist es mir aber auch Banane, ob sie das tun oder nicht. Ich bin uncool und ich bin es gerne.

Ich liebe das hier von mir beschriebene Mitglied und verzeih ihm fast alles. Er fährt zu jedem Spiel und fast immer auch zu den Amateuren. Durch ihn habe ich extrem viel über die Art erfahren wie jüngere Ultra-nahe Leute heute denken. Ich würde mich für ihn freuen, wenn er irgendwann mal bei TU landet. Denn das würde perfekt passen. Für beide Seiten.

Und in 15 Jahren ist der dann auch wirklich „cool“, weil er dann verstanden hat, dass es egal ist wer wo Mitglied ist oder wer was an hat.

Samstag, 16. Mai 2009

Letztes Heimspiel – Ich habe den Blues

So froh ich irgendwie auch bin, dass die Saison zu Ende geht, um mich endlich mal wieder um meine Beziehung zu kümmern oder meine Nerven zu schonen: Ich habe den Blues. Die für mich subjektiv geilste Spielzeit ist im Landeanflug.

Ich denke jetzt schon zurück an unfassbar geile und frustrierende Spiele wie das 3:3 zu Hause gegen das Blaukraut oder das 4:4 in Hannover und mache mich jetzt auf den Weg zum letzten Heimspiel gegen Bielefeld. Ich bin richtig melancholisch, weil ich diese Saison gehen lassen muss.

Wenn alles dumm läuft sind die Europa-Träume heute vorbei. Aber selbst wenn dem so sein sollte: Saison 2008 /2009, Du wirst immer einen Platz in meinem Herzen haben.

Freitag, 15. Mai 2009

Fußball und Gaming – Die ungleichen Zwillinge

Ich verdiene mein Geld u.a. mit der Berichterstattung über Videospiele. Und meine Freizeit besteht zum großen Teil aus Fußball. Das hat auf den ersten Blick nicht viel miteinander zu tun. Aber hat es irgendwie doch. Zu allererst natürlich für mich persönlich. Denn ich neige dazu in Sachen total aufzugehen. Als ich vor zweieinhalb Jahren die Redaktionsleitung von GAME ONE übernommen habe, hatte ich wirklich gar keine Ahnung mehr von Videospielen. Ich hatte die ganze PS2-Ära verpasst und war seit „Tomb Raider 2“ raus aus dem Hobby. Ich werde nie vergessen wie ich mich mit Simon drüber gestritten habe, ob man den Leuten erklären muss, was „Halo“ ist. Simon war der Meinung, dass jeder Halo kennt und ich dachte, dass kennt niemand. Absurd eigentlich. Damals hatte ja niemand eine Vorstellung davon wie man eine Games-Sendung im TV macht. Auch wenn wir alle dachten wir können es am besten

Auf jeden Fall habe ich mich seit damals wie verrückt in das Thema „Gaming“ verbissen. Ich kenne heute jede große Serie, bin über jedes kommende Spiel einigermaßen informiert, habe Internetforen gelesen bis der Arzt kommt, jede Menge Zeitschriften im Abo und neben aktuellen Spielen jede Menge Klassiker nachgespielt. So kam ich dann relativ kompakt in den Genuss von Klassikern wie „Half Life 2“ oder „God of war“.

Genauso wie ich beruflich ins Gaming aufgehe, kann ich privat ins Thema Fußball eintauchen und mich um meinen geliebten Ballspielverein Borussia Dortmund drehen. Ich habe natürlich den Kicker und 11 Freunde im Abo, beginne meinen Morgen mit dem Studium von schwatzgelb.de und bin im Fanclub „Borussen Sailors Hamburg“ organisiert. Mein Leben dreht sich frühmorgens um Fußball, ab 10 Uhr um Arbeit und ab Abends wieder um Fußball. Und natürlich um die tollste Frau von Welt wo gibt. Aber das ist selbstverständlich.

Trotzdem ist die Kombination von Fußball und Gaming meiner Meinung nach mehr als nur ein persönliche Erfahrung meinerseits. Fußball und Gaming sind ungleiche Zwillinge. Ich glaube, dass Gamer – wenn sie sich drauf einlassen – extremen Spaß am Fußball haben. Wobei ich jetzt nicht meine, dass die gerne PREMIERE oder die Sportschau sehen. Ich rede von Fußball im Stadion. In der Kurve. Denn wie beim spielen haben wir es hier mit einer Parallelwelt zu tun. Es gibt Hierarchien, bombastische Inszenierungen, ein klares Freund/Fein-Schema und jede Menge Leidenschaft. Ob man mit Fußball als Sport viel anfangen kann ist da eher zweitrangig. Falls sich hier wer hinverirrt hat, der von Fußball keine Ahnung hat: Fahrt ins Westfalenstadion nach Dortmund, kauft Euch eine Karte für die Südwest-Tribüne und genießt die Stimmung. Denn die ist in Deutschland wirklich einmalig. Fußball in Dortmund ist die perfekte Mischung aus „Halo“ und „God of war“. Selbst wenn ihr Fußball hasst, ihr werdet es lieben.

Außerdem könnt ihr Euren Eltern dann sagen, dass ihr an der frischen Luft gewesen seid. Ist ja auch mal was.

Mittwoch, 13. Mai 2009

Zurück aus Disneyland Wolfsburg

Zurück aus Wolfsburg. Wir haben zu Recht verloren. Unsere Support fand ich ganz okay, aber auch weit weg von Highlights wie z.B. in Hannover. Allerdings habe ich eine Erkenntnis mitgebracht: Niemals, aber auch wirklich niemals, darf der VfL Golfsburg Deutscher Fußball Meister werden. Bevor mir hier wieder einer was unterstellt: Ja, die spielen wirklich tollen Fußball und haben uns – ich sage es noch mal - völlig verdient geschlagen. Na und?

Alles an diesem Verein ist schrecklich und künstlich. Wolfsburg ist das Leichentuch des Fußballs. Keine einzige der dort dargebotenen Emotionen ist echt. Alles ist überinszeniert und verhält sich zu echtem Fußball so wie Cherry Coke zu anderen Softdrinks. Es passt nicht und erzeugt puren Ekel. Ich war in meiner Wahlheimat einmal beim Einshockey der „Hamburg Freezers“ und das ist genauso traditionslos. Nur, dass sie Traditionslosigkeit bei diesem Sport ja schon wieder Tradition hat. Da werden eben mal Namen geändert oder Vereine wechseln die Stadt. Die Show ist sehr amerikanisch beim Eishockey bzw. das was sich Deutsche unter amerikanisch vorstellen. Der entscheidende Unterschied: Eishockey ist mir scheißegal. Die können von mir aus die „Freezers“ in „Bauknecht Boys“ oder „Mighty Mieles“ umbenennen und bei der Mannschaftsvorstellung den wieder auferstandenen Roy Black nackt singen lassen. Und von mir aus können sich da auch alle Finanzinvestoren der Welt austoben. Aber von meinem Fußball lasst ihr bitte die Finger. Ihr werdet mit alle Eurem Geld niemals das erreichen was IHR wollt. Sondern ihr macht nur das kaputt was WIR lieben.

Es ist zum weinen. Da gibt es Vereine mit Fans deren Herzblut an dem Sport hängt und die müssen in der zweiten oder dritten Liga zurechtkommen. Und dieser vereishockeyte Volkswagen-Club blockiert einen Bundesliga-Platz. Mit Leuten, die 5 Minuten vpr Spielbeginn ins Stadion kommen. Klar füllt sich die Haupttribüne in jedem Stadion erst recht spät. Aber in Golfsburg ist 20 Minuten vor Spielbeginn fast NIEMAND auf der Haupttribüne. Der durchschnittliche Wolfsburg-Besucher hat einen Schal um, den er akkurat gebunden um den Hals trägt. Dazu hat er noch ein kleines Fähnchen, die ungefähr so aussehen als hätten Sie das nordkoreanische Regime beim Staatsbesuch verteilt. Und die er auch pflichtgemäß zum Einlauf und nach dem Tor schwenkt.

Diese Stadt lebt keinen Fußball. Diese Stadt lebt genauso genommen gar nicht. Nach dem Spiel sind deswegen folgerichtig auch sofort alle weg. 30 Minuten nach dem Spiel ist am und ums Stadion einfach nichts mehr los. Was auch irgendwie wieder konsequent ist, weil in der ganzen Stadt nichts los ist. Wir waren eine halbe Stunde nach dem Spiel an einem Bierstand, der fünf Gehminuten vom Stadion weg war. Da standen ungelogen noch DREI Typen. Einer beschwerte sich ungelogen bei uns, dass man im Westfalen-Stadion oben nichts sehen würde, weil das so groß sei. Das könnte daran liegen, dass man 80.000 Zuschauer irgendwo unterbringen muss, mein Freund. Aber das ist vielleicht zu viel verlangt von jemandem, der sich freut, dass das Stadion mal ausverkauft ist. Bei 30.000 Fassungsvermögen. Noch amüsanter war allerdings sein Kumpel, der von der tollen Einlaufinszenierung schwärmte. Kein Witz. Kann sich das einer vorstellen, dass man nach einem Spiel im Westfalenstadion sagt: „Super Einlaufmusik war das mal heute“? Hallo, geht es denn noch?

Eigentlich waren sie aber alle sehr devot und versuchten sich für das Elend ihres Vereins zu rechtfertigen. Die Jungs tun mir wirklich von ganzem Herzen leid.

Ganz im Ernst: Gelsenhausen ist genauso hässlich wie Wolfsburg, aber die versuchen sich wenigstens von ihrem Elend abzulenken. Der Fairness halber muss man aber sagen, dass es in Golfsburg standesgemäßere Freizeitbeschäftigungen gibt. Wir haben vor der „Hobby Waschanlage“ geparkt. Das ist ja auch schon mal was.

Dienstag, 12. Mai 2009

Vollmond

Heute ist ein komischer Tag. Spieltag unter der Woche. Ich gehe in die Firma, werd da noch ein paar Konzepte gegenlesen und habe anschließend einen Termin mit einer PR Firma um mal ganz locker über mögliche Kooperationsfelder zu sprechen. Bei all dem werde ich einigermaßen seriös sein. Obwohl ich auch im Beruf etwas bescheuert bin, geht es doch letztlich eben um dasselbe Spiel um das es immer geht: Geld verdienen. Und da muss man im Kern seriös sein. Egal, ob mein Chef einen grünen Hut trägt oder in meiner Firma regelmäßig Rene-Marik-mäßige Maulwurfgeräusche von sich geben: Letztlich geht es drum, ob wir als Company unsere Job gut machen oder nicht. Da interessiert die Folklore drum herum eher zweitrangig. Oder anders gesagt: Ich bin im Kern so spießig wie Millionen andere Berufstätige auch, ob ich will oder nicht.

Allerdings ist heute ja Spieltag. D.h. ich werde nach meinem Termin kurz nach Hause fahren, mein Auto wegbringen und dann mit Trikot in die Firma. In der stillen Hoffnung, dass wenn ich da ankomme kein wichtigen Geschäftspartner rumturnen von denen ich nichts wusste und ich meinem Chef die peinliche Situation erspare zu erklären, warum da jemand mit einem BVB Trikot rum steht. „Guten Tag, Herr Werbekunde. Der Typ in dem Trikot wird den Viral für Sie produzieren. Der sieht zwar gerade etwas bescheuert aus, aber eigentlich ist der top-seriös“. Das ganze dann gepaart mit einem möglichst lockeren Gesichtsausdruck und einem Blick der sagt: Du Arsch.

Wie dem auch sei, um 14:45 mache ich mich auf Richtung Hauptbahnhof und treffe mich mit anderen Sailors. Spätestens um 15:30 habe ich ein Bier am Hals und dann verwandelt sich meine Persönlichkeit so langsam aber sicher Richtung „Fan“. Alles was am Tag mein Leben bestimmt und mir wirklich wichtig ist verschwimmt und es geht um die wirklich wichtigen Dinge im Leben: Bier und Fußball. Ich würde es mit einem Werwolf vergleichen, der ein Bad im Vollmond-Licht nimmt: Ich kann nichts dafür, es sind die äußeren Einflüsse. Wenn es um Fußball geht werde ich zum Tier: Ich will diese drei Punkte und ich hasse Fans in den falschen Farben.

Wenn Sie Wolfsburg-Fan sind, irgendwas mit Fernsehen zu tun haben und jemanden suchen, der Ihnen eine gute Produktion macht, dann rufen Sie mich bitte bis 14:00 Uhr an. Und gehen mir danach aus dem Weg! Aber ganz weit!

Montag, 11. Mai 2009

Fußballfieber, totales

Mich hat es erwischt. Ich habe Fußballfieber. Damit meine ich jetzt nicht, dass Fußball eine wichtige Rolle in meinem Leben spielt. Das tut es immer. Aber im Moment rasen meine Hormone durch den Körper als wäre ich frisch verliebt. In der Herzgegend ist ein wohliger Knoten, der fast schon weh tut. Mein Blutdruck dürfte jeden Arzt zur Verzweifelung treiben- Himmel hilf; ich bin heute Nacht aufgewacht und habe an das Spiel in Wolfsburg morgen gedacht. Und beim rasieren habe ich das dummer Grinsen nicht aus dem Gesicht bekommen. Ich bin so absolut und total euphorisiert und mir fehlt jede Erinnerung daran, wann ich das zu letzten Mal gewesen bin. Ehrlich gesagt bestreite ich, dass ich das je SO gewesen bin. Ich habe eine realistische Chance, dass ich heute eingesperrt werde, weil man denkt ich sei auf Droge.

Im Moment ist aber auch wirklich alles perfekt; wir haben ein Trainer, der zum BVB passt als wäre er nur dafür gemacht; in den Spielen herrscht eine Stimmung bei der man sich fragt ob das noch normal ist und dann gewinnen wir auch noch sieben Spiele in Folge. Kann mich mal bitte einer kneifen! Ich bin im emotionalen Ausnahmezustand und weiß nicht wie das weiter gehen soll. Ich halte es kaum aus bis zum Spiel in Wolfsburg morgen.

Allerdings habe ich so ein bisschen Angst vor der Arbeitswoche. Ich muss heute diverse Konzepte schreiben und habe Angst, dass da plötzlich unmerklich die Worte „BVB“, „Klopp“ oder „Europapokal“ vorkommen. Wie soll man sich bitte auf berufliche Dinge konzentrieren, wenn man doch im Kopf immer durchrechnet, dass es – zumindest rein theoretisch – doch noch reichen könnte mit der Meisterschaft? Wie soll man konzentriert mit einem Geschäftspartner telefonieren, wenn man sich permanent Gedanken drüber macht, dass Sebastian Kehl bei der nächsten Gelben Karte gesperrt ist? Und wie bitte soll man an die Produktion von TV-Sendungen denken, wenn man diese Woche zwei Spiele hat? Das ist doch unmenschlich. Ich verlange fußballfrei. Das müsste gesetzlich festgeschrieben sein: Wer sieben Spiele in Folge gewinnt muss nicht mehr arbeiten. Ich geh gleich zu meinem Chef und sage, dass ich diese Woche leider nicht kann. Und nächste auch nicht. Und überhaupt ziehe ich um. Auf die Süd-West-Tribüne. Ist schön da! Sucht mich nicht, ich bin zu Hause!

Das ist alles so geil, dass es wieder weh tut. Ich bin wie auf Koks. Irgendwann muss ja nach so einem Rausch ein schrecklicher Kater kommen. Wenn wir diese Saison noch mal verlieren wird sich das anfühlen als würde mir jemand einen Baseball-Schläger ins Gesicht dreschen. Wir müssen die nächsten drei Spiele einfach gewinnen, sonst halte ich das emotional nicht aus.

Aber wenn sich die Mannschaft auch nur halb so fühlt wie ich, dann braucht Wolfsburg morgen gar nicht antreten.

Sonntag, 10. Mai 2009

Hier schreibt ein Hundertjähriger

So, zurück vom Heimspiel gegen Karlsruhe. Ich könnte über eine Menge Sachen schreiben. Über meinen ersten Besuch auf Südost. Über den Karlsruhe-Fan hinter mir, über die unfassbar geile Stimmung oder darüber, dass ich – natürlich – wieder voll wie ein Eimer war. Aber es gibt ein Thema, das heute alles überlagert; das allerdings auch was mit Bier zu tun hat: Mein gefühltes Alter. Wenn ich jemals so alt werde wie ich mich heute fühle danke ich Gott auf Knien. Endlich weiß ich wie sich meine Oma mit 97 gefühlt hat, denn ich bin heute körperlich auf dem Stand eines Hundertjährigen. Mir tut jeder Knochen weh. Denn auch wenn ich mich im Stadion wie ein 17-Jähriger benehme, ich bin halt körperlich keine 17 mehr.

Ich mute meinem Körper schon eine Menge zu. Nehmen wir den gestrigen Tag als Beispiel. Aufstehen um 08:00 Uhr. Ab zum Bahnhof, in den Zug und 360 KM fahren. Bis ich um 12:30 in Dortmund war hatte ich drei halbe Liter Bier im Körper. Dann ab ins Schwimmbad und da die nächsten 3,4 Biere getrunken, auf zur Südost und wieder Bier in rauen Mengen. Während des Spieles mehrmals fröhlich auf dem Sitz gestanden und eigentlich dauern laut geschrieen und gesungen. Dann wieder ab ins Schwimmbad und weiter gefeiert. Auf zum Bahnhof und irgendwann um 22:30 war ich zu Hause.

Als ich heute aufgewacht bin hatte ich echte Probleme aus dem Bett zu klettern, so steif war ich. Mein Körper sehnt sich nach der Sommerpause. Endlich mal wieder ein paar Wochenenden am Stück entspannen. Jedes Wochenende schwerster Suff und mehrer hundert Kilometer fahren ist einfach anstrengend. Sie meinen ich könnte ja auch mal wenigstens aufs Saufen verzichten? Nun wollen wir mal nicht unrealistisch werden. Es ist FUßBALL. Da gehört Alkohol nun mal dazu.

Trotzdem: Soviel Angst ich psychisch vor der Sommerpause habe, physisch kann sie mir gar nicht schnell genug kommen und mein Körper freut sich, dass es in zwei Wochen vorbei ist. Allerdings kommt nun erstmal eine knüppelharte Woche auf mich zu. Denn Übermorgen geht es schon nach Wolfsburg und Samstag wieder nach Dortmund gegen Bielefeld.

Sie werden als am kommenden Sonntag hier lesen können wie sich ein 150-jähriger fühlt.

Freitag, 8. Mai 2009

Die Geschichte von den 10 Pferden

Im internen Forum der „Borussen Sailors“ ging es letztens drum, wo wir uns Dauerkarten in der nächsten Saison holen. Der Plan ist sich zusammenhängende zu beschaffen. Was sich als gar nicht so einfach erweist. Zwei unserer Mitglieder haben nämlich welche für die Süd-Ost und dort diverse Bekannte in der Umgebung. Auf deutsch: Die wollen da nicht weg.

Der Captain schlug vor wir könnten ja alle auf die Südost gehen. Hallo? Ganz langsam! Süd-Ost? Ich?? Meine Heimat die die Süd-West. Ich geh nicht auf Süd-Ost. Ich geh doch auch nicht zum HSV! Man mag das übertrieben finden, aber ich bin da komisch. Ich schrieb im Forum, dass mich keine 10 Pferde auf die Süd-Ost bekommen würden. Man hat ja Prinzipien!

Aber Prinzipien hin, Vorurteile her, der Teufel ist ein Eichhörnchen. Denn ich hatte vom BVB zwei Karten für das Spiel gegen Karlsruhe angeboten bekommen, weil ich die tollste Frau von Welt wo gibt als Mitglied geworben habe. Und deswegen hatte ich mich nicht um Karten für das Spiel gegen Karlsruhe gekümmert. Beim Blick auf die Karten wurde mir aber ganz anders. Süd-Ost. Danke, BVB.

Dummerweise eröffnete mir meine Göttergattin am Montag, dass sie nicht mitkommen würde. Was ich zwar völlig verstehe, aber mich in die missliche Lage bringt, dass ich nun alleine auf der elenden Tribüne verbringen muss. Nur um Missverständnissen vorzubeugen: Ich war da noch nie. Und ich will da auch nicht hin.

Nun wäre ich nicht ich, wenn ich nicht einen unfassbar klugen Plan gefasst hätte. Super Stratege wie ich nun mal bin heckte ich was ganz besonderes aus. Ich verkaufe die beiden Karten und hole mir eine einzelne Karte für die Süd-West. Da bekommt man meistens immer noch irgendwo einen einzelnen Platz. Man bin ich ein Genie! Also ab ins Internet. Und dann das. Ausverkauft! Jeder einzelnen Platzt! Meine Heimat ist brechend voll und wo bin ich? Auf der Süd-Ost! Elend, elendiges!

Ich habe keine Lust, ich will da nicht hin und das macht mich alles fertig. Hat vielleicht einer eine Idee die meinen Schmerz mindert? Nur realistische Ideen bitte. Kein „Bleib doch zu Hause“. Noch mehr Bier erscheint mir ein sehr guter Plan.

Ich habe mir für Samstag Morgen auf jeden Fall schon mal 11 Pferde bestellt. Sicher ist sicher.

Donnerstag, 7. Mai 2009

Hier hat doch einer einen an der Waffel

Ich bin im Eimer. Total im Arsch. Warum tut ich mir das Wochenende für Wochenende an? So geil ich Fußball finde, ich merke wie mir die Wochenenden fehlen. Nicht auf der Arbeit, dass klappt super, aber gen Abend bin ich im Eimer. Wir haben gerade noch unsere Wohnung geputzt und ich fühle mich jetzt als hätte mich ein Dampfwalze überrollt. Oder hätte ich Wasserball mit Moby Dick gespielt.

Wie dem auch sei, ich könnte mich einfach auf dem Sofa ablegen, HSV gegen Bremen schauen und mich entspannen. Und was mach ich? Ich schreibe Blog. Weil ich ein schlechtes Gewissen habe und denke „Vielleicht gibt es ja irgendwen, der den Blog mag, ihn anclickt und dann enttäuscht ist, weil nichts Neues auf der Seite ist. Da sollten wir mal auf meine Psyche kommen. Oder etwas nicht?

Fassen wir noch mal zusammen: Ich bin fast 40, arbeite viel und unter Stress, gebe schweineviel Geld aus, um am Wochenende durch Deutschland zu fahren und im Stadion zu stehen, so dass mir das Wochenende als Erholungsphase fehlt. Und in der Woche wird dann noch gebloggt egal was kommt. Soweit also die Fakten.

Da sollte ich mir doch mal die Frage stellen, ob ich eigentlich noch ganz dicht bin? Okay, die Frage ist rhetorisch, denn ich habe definitiv einen an der Marmel. Ganz im Ernst, warum tue ich mir das an? Das ist doch bescheuert. Da muss doch in der Kindheit was falsch gelaufen sein. Und zwar grundlegend.

Also eines steht fest: Ich kaufe mir keinen „Danke Papa“-Schal.

Mittwoch, 6. Mai 2009

Felix Magath - Der Osama-bin-Laden des Fußballs

Felix Magath ist irgendwie der Osama-bin-Laden der Trainergilde. Er ist fürchterlich unsympathisch, wird zu Recht von den meisten Leute gehasst, aber von einer gar nicht mal so geringen Anzahl verblendeter Fanatiker vergöttert. Außerdem ist er auf eine perverse Art und Weise irgendwie erfolgreich. Wenn dieses ausgemachte Arschloch nun auch noch Trainer des FC Schalenlos 04 wird, dann kann man schon mal Willy Brandt zitieren.

Denn was ist schlimmer als wenn das Blaukraut einen Trainer hat, der sogar vielleicht ganz nett ist. Wenn man ehrlich ist, dann war Mirko Slomka z.B. so ein Kandidat. Eigentlich ganz locker und man fragte sich was bei dem im Leben schiefgelaufen ist, dass er bei den Schlakern anheuern musste. Und auch Rutten war ja so ein Typ, den man nicht richtig hassen konnte, sondern der einen schon bei Vertragsunterschrift leid tat, was er sich denn da antut.

Doch zum Glück sind diese Zeiten jetzt vorbei. Endlich haben die einen Trainer, der sicherstellt, dass man schon bei der Pressekonferenz im Strahl kotzen muss und der unter den anderen Ekelpaketen wie Rafhinha, Nutella-Kevin und Jones nicht angenehm auffällt. Ein Trainer der menschlich so sympathisch ist wie Klaus Kinski in seinen schlechtesten Zeiten und so sympathisch ist wie Gelsenhausen schön.

Danke Schalke, danke Felix Magath.

Dienstag, 5. Mai 2009

Fußball statt Schrotflinte

Falls Sie zu den Banausen gehören, die denken, dass Fußball keine gesellschaftliche Funktion erfüllt, muss ich Sie eines besseren Belehren. Der Beweis für meine These hat diese Zeilen verfasst, die Sie gerade lesen. Denn würde es keinen Fußball geben, wäre ich schon lange von der Brücke gesprungen oder hätte – weitaus schlimmer – jemanden erschlagen. Dass ich beides noch nicht getan habe stellt die reinigende Kraft des Ballsports unter Beweis. Wenn Sie wollen erläutere ich Ihnen das gerne mal ein wenig.

Ich bin ein – nun…, nennen wir es mal der Einfachheit halber mal so – impulsives Wesen und mir gehen Menschen eigentlich auf die Nerven. Ich ertragen sie allenfalls als Protagonisten in einer TV-Sendung die ich produziere oder wenn sie mir beim Backer meine Brötchen bringen. Aber auch letzteres macht mich eigentlich schon irre, wenn es mir zu lange dauert. Ich glaube bis heute, dass man mich als Vorlage zum Film „Falling Down“ benutzt hat und wenn Sie sich jemals gefragt habem, was das für Typen sind, die andere Leute mit der Schrotflinte erschießen, weil sie ihnen den Parkplatz vor der Nase weggeschnappt haben...aber lassen wir das.

Allerdings schreibe ich diese Zeilen nicht aus dem Knast, ich lasse keine Post ungeöffnet und kriege beruflich ganz gut was auf den Schirm. Irgend etwas sorgt also dafür, dass mir ein so armseliges Ende wie Tim K. aus Winnenden erspart bleibt. Ich führe diesen für mich bis heute verwunderlichen Umstand überwiegend auf die Tatsache zurück, dass ich mich Samstag für Samstag hassmäßig austobe und über die Woche etwas habe auf das ich mich freue. Wer mich im Stadion erlebt muss sich eigentlich vor mir erschrecken, denn ich der Kurve werde ich zum Tier. Ich brülle, pöbele und fluche für 10. Das perfekte Ventil alle Aggression die sich über die Woche aufstaut abzubauen. Auch in der Woche erfüllt der Fußball eine soziale Funktion im Sinne meiner Mitmenschen. Denn ich habe so immer etwas auf was ich mich freuen kann und was mich am Ausrasten hindert.

Ach ja, in drei Wochen ist Sommerpause. Schauen Sie in dieser Zeit bitte genau hin WEM sie den Parkplatz vor der Nase wegschnappen.

Montag, 4. Mai 2009

Vollsuff als logistische Aufgabe

Ich glaube ich erwähnte schon ein oder zweimal, dass ich es hasse beim Fußball nüchtern zu sein. Während ich in der Woche kaum bis gar keinen Alkohol trinke ist ein Stadionbesuch ohne Alkoholrausch irgendwie unvollständig. Sie geneigter Leser mögen das als primitiv empfinden, doch seien Sie versichert, dass hinter einem gut organisiertem Vollrausch in der Kurve weit mehr steht als sie vermuten.

Dabei ist die Einstiegsplanung noch relativ einfach. Zwei Fragen gilt es zu klären: Wie lange bin ich unterwegs und wann bin ich da? Denn wer zwei Stunden vor dem Spiel im Stadion ist trinkt halt deutlich mehr vor Ort als derjenige, der nur knapp vor Spielbeginn ankommt. Aus der vor Ort zu verbringenden Zeit ergibt sich dann die Menge des auf der Anreise zu verzehrenden Bieres. Denn, und daran sein noch mal erinnert, Ziel ist es ja gut angetrunken den Anpfiff zu erleben, aber auf keinen Fall so dicht zu sein, dass man nichts mehr vom Spiel mitbekommt. Nach dem Spiel kann man im Prinzip soviel saufen wie man will, solange man noch den richtigen Zug findet. Und bei Auswärtsfahrten sollte man auch die Sicherheitslage einbeziehen. Denn wer z.B. in Gelsenkirchen im Alkoholnebel elementarste Sicherheitsregeln missachtet, zahlt das gerne mit einem gebrochenen Nasenbein. Auch bei einem Auswärtsspiel in Bochum ist mit diversen gewaltbereiten Fans der gegnerischen Mannschaft zu rechnen, so dass es sich auch hier empfiehlt so fit zu sein, dass man aufkommende Gefahr erkennt. Denn die meisten – wenn auch nicht alle – Auseinandersetzungen mit Fans anderer Mannschaften lassen sich durch vorausschauendes Handeln zum Glück vermeiden. Liber rechtzeitig die Kurve kratzen, als den Helden spielen. Nicht immer hat man soviel Glück wie ich in Frankfurt.

Die wahrer logistische Herausforderung ist aber das richtige Timing des Alkoholkonsums. Denn egal wie betrunken man auch im Stadion ist: Man will ja keine Minute des Spieles verpassen. Und dass erfordert eine gute Kenntnis des eigenen Körpers und der korrekten Beantwortung der Frage: Wann muss ich vor dem Spiel mit dem Biertrinken aufhören, damit ich bis zur Halbzeit durchhalte? Verrechnet man sich hier oder ist unvorsichtig führt das dazu, dass man im Spiel die Toilette aufsuchen muss.

Beim Heimspiel ist das zwar ärgerlich, aber verschmerzbar, wenn man wie ich einen Sitzplatz hat. Man begibt sich Richtig Ausgang und wartet einen Angriff der eigenen Mannschaft ab. Geht der Ball ins Aus sprinten man Richtung Klo, um so schnell wie es geht wieder oben zu sein. Allerspätestens bis zum Ballbesitz der eigenen Mannschaft. Denn wäre es noch zu verschmerzen ein Gegentor zu verpassen, wäre das Verpassen einen Tores der eigenen Mannschaft die Höchststrafe und und unverzeihlich. Ich habe ich den 33 Jahren meiner Fußballkarriere noch nicht ein Tor des BVB verpasst, wenn ich im Stadion war. Und so soll es auch bleiben.

Nicht nur ärgerlich, sondern ein ausgewachsenes Problem ist es, wenn man sich beim Auswärtsspiel verrechnet. Denn während man sich in der Halbzeit oder vor dem Anpfiff durch jeden noch so vollen Stehplatzbereich kämpfen kann, geht hier während des Spieles schlichtweg nichts. Ein Verrechnen im Bier/Blasen-Gleichgewicht wird mit eine klaren Spielspaßbremse geahndet. So ging es mir in Bremen. Ich musste in der ersten Halbzeit raus und hatte auf dem Rückweg keine Chance mehr mich zu meinen Leuten durchzukämpfen. Ich konnte den Rest der ersten Halbzeit in der Nähe des Ausgangs zubringen.

Wie pflegt mein Vater immer zu sagen: Saufen will gelernt sein

Sonntag, 3. Mai 2009

Frankfurt, oder: Mein Schal gehört mir

Ich liebe Auswärtsspiele. Als Hamburger fahre ich ja immer mehrere hundert Kilometer zum Spiel. Und natürlich bin ich auch gerne im Westfalenstadion, aber Auswärtsfahrten rocken einfach noch mehr. Du kennst die Stadt nicht, das Stadion, den Weg dahin, Du musst mehr auf Deinen Schal achten, und so weiter. Das ganze ist einfach aufregender und weniger Routine.

Frankfurt gestern war ein schönes Beispiel dafür und hatte alles was eine Auswärtsfahrt schön macht. Und das Schönste: Obwohl ich rotzbesoffen war habe ich den Weg nach Hause gefunden. Dabei war ich für meine Verhältnisse recht lange nüchtern. Ich hatte mir nämlich ein paar Zeitschriften für die Hinfahrt mitgenommen und besoffen lesen ist immer so anstrengend. Also gab es das das erste Bier im Bordbistro erst kurz vor Frankfurt um 11:30. Na gut: Die ersten zwei. Außerdem lernte ich auf dem Weg zum Bistro drei nette Herforder kennen. Die ersten beiden waren zwei nette Jungs und der dritte ein Kasten Herforder Pils von dem mir die Jungs in ihrem Abteil freundlicherweise anboten.

In Frankfurt schleppten meine neuen Freund und ich den Kasten durch die Gegend, weil die Herforder sich vorgenommen hatten zum Römer zu gehen. Zwar ist so ein Kasten Bier recht schwer, aber wir taten alles dafür ihn leichter zu machen. Die letzten Bier wurden mit ein paar Frankfurtern in der Straßenbahn zum Stadion getrunken und als wir am Stadion ankamen war ich schon voll wie ein Eimer.

Auch wenn wir gewonnen haben: Das Spiel war zwar scheiße, allerdings die Stimmung super. In den Frankfurter Foren war vom besten Auswärtssupport diese Saison die Rede. Anfang der zweiten Halbzeit präsentierten ein paar Jungs von uns allerdings ein geklautes Banner oder Fahne der Frankfurter. Was zu hektischen Bewegungen der einheimischen Ultra-Szene führte und nach dem Spiel für eine teilweise unentspannte Atmosphäre. Mit teilweise allerdings amüsanten Auswirkungen. Denn am Bahnhof versucht eine Horde aus sieben Frankfurter Schwarzkitteln mir den Schal wegzunehmen. Allerdings war ich schneller und konnte das Ding retten. Und dann wurd´s amüsant, denn ich pöbelte die Aushilfsultras an, was dazu führte, dass die sich umdrehten und auf mich zukamen. Da ich aber keine Anstalten machte die Flucht zu ergreifen, sondern der Konfrontation nicht auswich, drehte der Kindergarten dann ab und zog Leine. Sehr beeindruckend Jungs. Wirklich. Ich gebe Euch einen Tipp, wenn man böse wirken will sollte man auch zuschlagen.

Die restlichen vier Stunden habe ich dann im Zugbistro mit den Herfordern saufend verbracht. Ein Samstag wie er sein soll.

Freitag, 1. Mai 2009

Nebenberuf Fanclub

Wissen Sie was mein Problem ist? Ich kann nichts halb machen. Das klingt erst mal nicht schlimm. Ist es aber. Zumindest teilweise. Denn ich stürz mich sehr gerne in neue Projekte. Vor drei Jahren hatte ich mit Videospielen soviel zu tun wie mit Fensterputzen: Gar nichts. „Halo? Nie gehört“ Seit ich aber unvorsichtigerweise die Leitung eines Videospielmagazins übernommen habe, habe ich angefangen mich intensiv mit dem Thema zu befassen, alte Klassiker nachzuholen, mich in Foren rum zutreiben und Fachliteratur zu lesen. Und inzwischen kann ich mit den Jungs aus der Redaktion locker mithalten. Ich halte mein aktuelles Projekt immer für das wichtigste auf der Welt. Die tollste Frau von Welt wo gibt meinte mal irgendwann, dass sie es schade findet, dass ich kein Sendung übers Fensterputzen mache, weil ich dann sagen würde, dass es nichts wichtigeres auf der Welt gibt als die Fenster sauber zu halten und mich total darin verlieren würde Fenster zu putzen. Das war zwar scherzhaft gemeint, aber sie hat Recht. Dummerweise führt das dazu, dass ich eigentlich nie so richtig abschalte.

So anstrengend diese Charaktereigenschaft aber auch ist, beruflich hat sie enorme Vorteile. Ich bin meistens erfolgreich mit dem was ich tue. Das dumme ist, dass sich mein Charakter in der Freizeit ja nicht ändert. Ich neige nämlich auch privat dazu alles exzessiv zu machen. Mit denselben Nachteilen, wie z.B. dem nicht abschalten zu können. Nur dass sich die Vorteile da leider in Grenzen halten. Beispiel gefällig? Ich war schon immer Fußball-Fan und gehe regelmäßig ins Stadion seit ich sechs Jahre alt bin. Zwar hatte ich in den 90er Jahre eine Krise und Fußball war nicht so wichtig, aber in den letzten Jahren bin ich eigentlich immer regelmäßig bei Fußball gewesen. Egal wo ich gewohnt habe. Allerdings hatte ich eigentlich nie ein Umfeld das wie ich auch den BVB geliebt hat. Was dazu führte, dass ich noch ein Leben außerhalb des Fußballs und der Arbeit hatte.

Ich weiß gar nicht mehr warum, aber irgendwann bin ich mal zum Stammtisch der „Borussen Sailors“ gegangen. Und war felsenfest davon überzeugt, dass da eh nur Idioten sind und das eine einmalige Angelegenheit wird. Vier Monate später war ich dann zweiter Vorsitzender der „Sailors“. Inzwischen habe ich wenn ich ehrlich bin einen zweiten Job. Nicht so umfassend wie der erste, aber trotzdem gehen jede Woche viele Stunden für den Fanclub drauf. Habe ich mal wieder fein hinbekommen. Nicht nur, dass ich inzwischen fast jedes Wochenende in irgendeinem Stadion rumturne, nein, ich habe es geschafft mich auch sonst die ganze Woche mit dem Thema zu befassen. Gratulation. Sie bekommen den Orden für Dummheit.

Allerdings hat mein Nebenjob auch einen Vorteil. Wir bekommen als Fanclub nämlich für jedes Auswärtsspiel des BVB Karten, was als nicht organisierter Fan echt fast unmöglich ist. Und da ich bei uns die Kartenvergabe mache bin ich eigentlich immer gut versorgt. Wobei dieser Vorteil in Punkto „Beziehung“ auch ein echter Nachteil sein kann. Ich hatte mir fest vorgenommen z.B. an diesem Wochenende nicht nach Frankfurt zum Auswärtsspiel zu fahren. Denn es ist langes Wochenende und die tollste Frau der Welt will Samstag und Sonntag zum Osterstraßenfest. Sie hatte schon vor Monaten angemeldet, dass sie da mit mir hin will. Und ich hatte fest versprochen, dass wir da gemeinsam ein schönes langes Wochenende machen und hatte daher keine Karte für Frankfurt bestellt.

Dummerweise hatten die „Sailors“ zum Beginn der Rückrunde beim BVB eine Karte mehr bestellt als wir eigentlich Interessenten hatten. Nun versetzen Sie sich bitte in meine Lage! Nachdem wir Jahrelang nur Grütze gespielt haben, haben wir nun 5 Spiele in Folge gewonnen und ich habe in meiner Schublade eine Karte liegen, die keiner will. Ich wollte widerstehen. Glauben Sie mir! Aber ich bin auch nur ein Mann!

Also sitze ich morgen um 8 Uhr im Zug nach Frankfurt. Nachdem ich letzten Samstag gefahren bin als meine geliebte Frau krank war. Ganz im ernst: Ich weiß, dass das scheiße ist und ich schäme mich wirklich! Und ich frage mich ernsthaft was in meiner Kindheit schief gelaufen ist. Und ob es Klopp wohl gelingt die Mannschaft nach fünf Siegen noch mal richtig heiß zu machen!