Sonntag, 31. Januar 2010

Ich gebe meine Leber für den BVB

So, während Sie das hier lesen, bin ich unterwegs nach Stuttgart. Oder von Stuttgart zurück. Ich freue mich wie Bolle auf die Tour, schätze aber, dass ich heftig eskalieren werde und mit einem fetten Kater in die Woche starte. Aber wie heißt es so schön: „Wer saufen kann, kann auch arbeiten“. Aber Arbeit ist noch Lichtjahre weg, jetzt geht es erst mal um drei Punkte. Oder um einen. Oder um keinen.

Ich habe ein Scheißgefühl für heute. Zugegebenermaßen hatte ich das die letzten Spiele auch, aber es wird immer schlimmer. Und ich sehe nicht wie wir den Ausfall von Bender noch kompensieren wollen. Ich glaube, dass eine unsere beiden Serien reißt und ich hoffe, dass es nur die Siegesserie ist. Mit einem Punkt könnte ich gut leben. Aber noch ist das Spiel nicht verloren und vielleicht machen wir ja auch Spätzle aus den Schwaben.

Ich möchte übrigens durchaus mal wieder die Frage stellen, ob ich behämmert bin. Im Dunkeln loszufahren, um zum Fußball zu fahren ist ja schon ein wenig…lassen wir das! Ich nehme den Bus zum Bahnhof um halb 7 und bin um halb 1 wieder im Hause, also ist es auf jeden Fall ein Tag komplett im Zeichen des BVB. Damit ist es auf jeden Fall kein verschwendeter Tag. Selbst wenn es mit den Punkten nicht klappen sollte. Aber ich werde ein paar Bier für den Sieg opfern. Vielleicht hilft das ja. Mangelnden Einsatz kann man mir nicht vorwerfen.

Ich gebe meine Leber für den BVB

Samstag, 30. Januar 2010

Wir sind alle am Borsigplatz geboren

Gestern Abend gab es mal wieder einen DVD-Abend mit historischen BVB Spielen. Das Ganze ist inzwischen zu einer sehr angenehmen in angenehmer Runde geworden. Der harte Kern dieser Gruppe sind ist die „Lieblinge“ – also Lieblingslesbe, Lieblingsultra und Lieblingsmirfälltgeradekeinsubstantivein – und ich. Hinzu kommen wechselnde „Gäste“ wie Tobi, Raphi oder gestern der Neue. Der Neue heißt eigentlich Ole, Lieblingsmirfälltgeradekeinsubstantiv ein meint aber „Der Neue“ klänge irgendwie cooler. Den Neuen habe ich auf der Mitgliederversammlung des BVB kennengelernt und in den letzten Wochen war der mal auf dem Stammtisch, wir haben uns in Köln getroffen und irgendwie hängt er mit jungen Fraktion ab. Der Neue hat auch noch einen Bruder in Göttingen, der BVB-Fan ist und sowohl der Neue als auch „dem Neuen sein Bruder“ sind feine Kerle.

Ole passt sehr gut in unseren BVB-History-Kreis, weil er nicht nervt und entspannt ist, denn die gemeinsamen Abende sind keine spektakulären Partys, sondern eher gemeinsames Abhängen. Und zwar so entspannt, dass Lieblingsultra gestern in der 30. Minute des DFB-Pokalfinales einpennte und bis zum Ende des Abends nicht mehr aufwachte, während Lieblingsmirfälltgeradekeinsubstantivein die ganze Zeit rumheulte, weil er jetzt einen Job habe und da heute antreten müsse. Und da könne er jetzt nicht mehr soviel trinken und müsse früh ins Bett. Mit der Jugend von Heute ist auch nichts mehr los. Aber man kann sich seine Familie ja nicht aussuchen.

Vor allem sind die History-Abende einer perfekte Einstimmung auf das Wochenende, denn nachdem man zwei Spiele gesehen hat, ist man heiß wie Frittenfett auf den Spieltag. Vor allem aber bekommt man immer wieder vor Augen geführt WIE groß der BVB eigentlich ist. Der Club bewegt seit 100 Jahren Generationen von Menschen, die alles für diesen Verein gegeben haben. Die emotionale Strahlkraft war über die Jahrzehnte enorm und wird auch in Jahrzehnten noch enorm sein. Und wir sind alle ein Teil dieser Geschichte.

Es geht nicht um uns als Personen, es geht um den Ballspielverein Borussia 09 Dortmund. Das klingt jetzt vielleicht unfassbar pathetisch, kitschig und vielleicht sogar schon totalitär, aber für den Erfolg dieses Clubs müssen alle persönlichen Animositäten zurückstehen. Wir sind Teil etwas ganz großen und ich bemitleide alle Menschen, die das nicht kennen. Schau in die Augen der Menschen die diesem Verein folgen und Du weißt was den Club ausmacht. Und soviel Spaß man auf den Fahrten zum Spiel auch haben kann und soll, das ganze darf niemals zum Selbstzweck werden. Es geht um eine Mission. Wir wollen den nächsten Titel. Und wir wollen dabei sein, wenn die nächste Zeile im Wimpel geschrieben wird. Und in 60 Jahren kann dann der Nachwuchs von Heute zu seinen Enkeln auf dem Sterbebett sagen „Ich war damals dabei“.

Ich bin ja morgen nicht nur mit den Sailors, sondern wohl mit dem kompletten Norden unterwegs. Da sind eine Menge Leute bei, die einen komplett anderen Lebensentwurf haben als ich und die teilweise auch komisch finde, genau wie einige mich halt nicht leiden können.
Aber trotzdem verbindet uns halt das wir Teil diese unfassbar wunderbaren Geschichte dieses Vereins sind und da muss das Trennende hinter dem Gemeinsamen zurückstehen. Wir sind alle am Borsigplatz geboren!

Oder anders ausgedrückt: Ich hab Euch alle lieb :)

Freitag, 29. Januar 2010

Ich bin Stolle

Wie viele Leute fahren so im Schnitt zu unseren Auswärtsspielen? 6.000? Könnte hinkommen. Das sind auf jeden Fall nicht wenige. Und die Reisen von den unterschiedlichsten Orten und auf die unterschiedlichsten Arten an. Wie wahrscheinlich ist es, da, dass man wen trifft, den man kennt? Warum um alles in der Welt treffe ich also überall Stolle? Stolle ist wie ich ADKler. Ich weiß nicht, wo er ursprünglich her kommt, aber inzwischen wohnt er in Dortmund. Und ähnlich wie ich reist er durch die Republik, um sich Spiele anzuschauen. Nur, dass er den Vorteil hat, dass er jedes zweite Wochenende zu Hause bleiben kann. Wobei ich manchmal nicht weiß, ob das wirklich ein Vorteil ist, weil ich die Reise als solches inzwischen doch zu schätzen weiß. Aber das ist ein Thema für einen eigenen Blogpost.

Wie dem auch sei, Stolle ist genauso bescheuert wie ich und das nicht nur in Bezug auf Fußball. Sondern auch was sein Netzverhalten angeht. Stolle twittert, Stolle ist bei Facebook und Stolle bloggt. Fein. Aber erklärt das in irgendeiner Weise warum Stolle und ich uns wirklich überall über den Weg laufen? Ich geh in Wolfsburg in den Block, wer steht hinter mir? Stolle. Gut, dass ist jetzt noch kein Wunder biblischen Ausmaßes, weil man im Block ja meistens doch die üblichen Gestalten trifft. Aber ich treffe ihn auch sonst eigentlich bei jedem Auswärtsspiel. Und da gibt es wirklich komische Begegnungen. Ich steige mitten in Köln in die Straßenbahn. Und dreimal dürfen Sie raten, wer direkt an der Tür steht? Genau! Natürlich habe ich ihn auch gegen Hamburg getroffen und ich gehe davon aus, dass ich ihn auch wieder in Stuttgart treffen werde.

Vielleicht handelt es sich bei Stolle aber gar nicht um EINE Person. Sondern um eine Horde Außerirdischer, die menschliche Gestalt angenommen hat. Eine riesige Gruppe Invasoren aus dem All. Ich werde zukünftig nur noch mit Will Smith zum Fußball gehen. Sicher ist sicher.

Aber wenn diese Theorie nicht stimmt? Was ist das sonst? Ein himmlisches Band? Sind Stolle und ich für einander bestimmt? Will das Schicksal uns mit dem Lattenzaun zusammentreiben? Ist Liebe im Spiel? Sind wir gar eine Seele in zwei Körpern? Ich bin zwar nicht Redelings, aber bin ich vielleicht Stolle? Das einzige was uns beide trennt ist, dass Stolle Apple-Jünger ist und ich nicht. Aber da schlage ich mehr aus der Art als er. Denn viel Geld zu bezahlen um zu behaupten man habe das perfekte Produkt und sich dann erhaben zu fühlen, ist eigentlich auch meine Baustelle. Vielleicht sollten Stolle und ich einfach mal einen Lottoschein zusammen ausfüllen. Ich glaube die Chance, dass wir da reich würden wären nicht schlecht. Zumindest, wenn wir ihn auch abgeben würden. Das soll ja helfen. Stolle und ich müssten dann nicht mehr arbeiten und würden nur noch Fußballreisen durch die Welt unternehmen. Apropos Reise: Wir sind schon zur Dart WM Ende des Jahres verabredet, denn Stolle mag – genau wie ich – diese Sport an dem sich die Geister scheiden. Stolle und ich – das beste Team seit Bud und Spender.

Da sag noch mal einer in der harten Welt der Fußball-Fans wäre kein Platz für echte Gefühle.

Donnerstag, 28. Januar 2010

„Du musst Deine Asozialität mehr ausleben“

Am Sonntag steht eine gemeinsame ICE-Tour nach Stuttgart auf dem Programm. Wir haben lange gebraucht, um mal eine gemeinsame Fahrt zu organisieren. Normalerweise fahren wir als Fanclub ja – auf Grund unterschiedlicher Vorlieben und Geldbeutel – in Kleingruppen und treffen uns erst am Stadion. Da gemeinsame Fahrten aber extrem wichtig für Zusammengehörigkeitsgefühl sind und vor allem mehr Spaß machen, hatten wir schon in der Hinrunde mal Stuttgart als gemeinsame Tour ausgerufen. Dass das Ganze dann ein Sonntagsspiel ist, spielte dem Unterfangen eher in die Karten, denn Du kommst eigentlich nur mit dem ICE zurück und niemand kam auf die Idee doch mit WET zu fahren. Lieblings-mir-fällt-gerade-kein-substantiv-ein Seb hat das ganze Ding dann organisiert und über Thorstens Mutter eine Gruppenreise gebucht, so dass wir dann – unterstützt durch die Ferrero-Mitfahrer-Tickets auf einen sensationellen Preis von 48€ für die Hin und Rückfahrt kommen. Wobei ich sogar nichts zahle, sondern meine Bonus-Punkte verfahre. Auch was feines. Vor Ort stoßen dann noch ein paar Sailors zu uns, die schon das ganze Wochenende in Stuttgart sind. Leider gab es ein paar kurzfristige Absagen, wie z.B. von Raphi, dem sie tatsächlich die Abiturprüfung von Dienstag auf Montag früh vorverlegt habe. Man hat der gekotzt. Aber von Einzelschicksalen mal abgesehen: Ich freu mich wie Bolle auf die Tour, denn das man mal mit dem harten Kern fährt ist selten. Und das ganze steht dann wahrscheinlich unter dem Motto „Du musst Deine Asozialität mehr ausleben“

„Du musst Deine Asozialität mehr ausleben“ ist inzwischen bei den Sailors, ich korrigiere mich: - bei Teilen der Sailors, ein geflügeltes Wort geworden. Den Spruch habe ich von der Fahrt nach Weiden mitgebracht. Das lief da so ab, dass irgendwer was total Jenseitiges veranstaltete – z.B. nackt in eine Waschanlage zu laufen – und dann beim Rauskommen zu irgendwem sagte „Du musst Deine Asozialität mehr ausleben“. Das ganze natürlich mit alkoholschwerer Stimme. Ich gebe zu, dass mich die Niederungen des menschlichen Daseins damals sehr fasziniert haben, so dass ich den Spruch mit zu den Sailors genommen habe, wo er seitdem in ironisierter Form gerne gebraucht wird; sei es auf gemeinsamen Fahrten oder auf Partys. Das Problem dabei ist, dass die ironisierte Form für Außenstehende Nicht-Fußball-Fans eigentlich nicht zu durchschauen ist. Denn selbst wenn wir für Fußball-Fans eigentlich eine sehr zivilisierte Haufen sind, wirken wir auf Außenstehenden wahrscheinlich trotzdem nervig. Woher sollen die wissen, dass es sie schlimmer hätte treffen können als mit uns, wenn wir mit geöffnetem Bier durch die Bahn laufen uns "Du musst Deine Asozialität mehr ausleben" rufen. 99% aller Menschen werden das für bare Münze nehmen. Denn auch wenn wir nicht zerstören oder uns mit fremden Leuten beulen: Ich würde nicht mit uns in einem Abteil fahren wollen. Wirklich nicht. Fußball-Fans sind IMMER nervig.

Trotzdem: Sollten Sie also auf dem Weg nach Stuttgart ein paar schwarz-gelbe Chaoten treffen: Seinen Sie nachsichtig. Wir freuen uns doch so auf die Tour.

Feiern Sie einfach mit!

Mittwoch, 27. Januar 2010

Verbalmilitanz my ass

Wir hatten gestern Stammtisch bei den Sailors und in dem Zusammenhang auch ein paar Diskussionen über diverse Themen. Dabei wird dann meist heftig gestritten und am Ende schütteln alle den Kopf über den anderen. Ich mag so was. Harmonie ist zwar kuschelig, für die Entwicklung einer Gruppe aber tödlich. Wenn Du dich weiterentwickeln willst musst Du auch Konflikte haben, sonst bleibst du stehen bzw. der Druck bleibt im Kessel und fliegt Dir irgendwann um die Ohren. Ab gesehen davon bringt es Dich auch als Mensch weiter, wenn Du Dich mal reflektierst.

Obwohl das eigentlich gar nichts Thema war, ist mir im Laufe der Diskussion etwas aufgefallen, was mich aktuell an Teilen der Fanszene sehr stört. Nämlich eine monströs vor sich hergetragene Verbalmilitanz mancher Leute, die – ich würde es mal so nennen: - ultra beeinflusst sind. Um es noch mal vorab klar zu machen. Ich habe nichts gegen Ultras. Im Gegenteil. Die sind als im Moment dominierende Fangruppe ein sehr spannendes Phänomen. Und auch wenn ich bestimmt nicht alles was irgendeine Ultra-Gruppierung irgendwann man verlautbaren lässt, kritiklos übernehme, muss man schon konstatieren, dass es ohne Ultras in deutschen Stadien öde wäre. Aber es gehört eben auch zur Wahrheit, dass sich Teile der Szene in eine deutlich militantere Richtung entwickeln. Ich will das hier gar nicht alles aufschlüsseln, denn dazu fehlt mir erstens die Zeit und zweitens auch die Fachkompetenz. Ich bin nicht tief genug in Strukturen drin, um da eine qualifizierte Meinung zu abzugeben oder habe im Thema recherciert. Mir ist das Thema auch so lange egal, wie sich gleichgesinnte finden. Das gab es schon immer und wird es immer geben. Da habe ich auch kein Problem mit. Das ist nicht mein Hobby, aber wer es mag… Schwierig wird es nur, wenn z.B. ein paar Gelsenkirchener Vollidioten beim Derby durch die Züge ziehen und normale Fans unter Gewaltandrohung ihre Klamotten zocken. Das nennt sich juristisch glaube ich räuberische Erpressung und ist schlicht und ergreifend eine Straftat.

Und jetzt kommen wir zu meinem Problem. Da die Ultras im Moment die maßgebliche Bewegung sind, haben sie natürlich auch starken Einfluss auf den Rest der Fanbewegung. Was den Einfluss auf den Kleidungsstil angeht ist mir das relativ schnurz. Denn auch wenn ich da manches eher albern finde: Es ist komplett egal wie ein 40-jähriger den Kleidungsstil eines 20-jährigen findet. Im Gegenteil wäre es sogar sehr komisch, wenn ich die dieselben Sachen tragen würden. Ich sähe mit Flexcap, Windbreaker, Jogger und Bauchtäschchen halt komisch aus. Und jede Generation hat das Recht albern auszusehen.

Was mich aber deutlich stört ist die Verbalmilitanz die teilweise von Leuten an den Tag gelegt wird. Das freut man sich dann, dass die Blauen aus der Stadt geprügelt werden sollen, wenn Sachen gezockt werden und überbietet sich gegenseitig an schrecklichen Storys zum Thema „Polizeigewalt“. Um das klar zu machen: Es gibt Gewalt von Polizei gegen Fangruppen - auch ohne konkreten Anlass. Und diese muss aufgeklärt, verfolgt und abgestellt werden. Ich finde es nur befremdlich, wenn ich das Gefühle habe, dass die eher dazu benutzt wird sich in einer Opferrolle darzustellen, anstatt da wirklich was aufzuarbeiten. Und wenn man so tut, als wäre man selber ein Lamm. Wobei ich auch hier natürlich sagen muss: Ein Fehlverhalten von Fanseite rechtfertigt kein missbräuchliches einsetzen von Gewalt seitens der Bullen. Wir sind nicht im wilden Westen und es liegt in der Natur der Sache, dass Cops oft mit Leuten zu tun haben, die gegen Regeln verstoßen. Wer damit nicht klar kommt muss sich einen anderen Beruf suchen. Aber wie gesagt: Auf der anderen Seite geht mir dieses verbale rummilitarisieren voll auf die Nerven. Man kann auch mal einen kritischen Blick auf sich selbst werfen. Das hat noch niemandem geschadet. Und inzwischen schwappt dieses Fight-Talking aber auch in Kreise von Leuten über, die das zwar chic finden so zu reden, aber im Konfliktfall einen langen Schuh machen. Ich will nicht, dass sich das als selbstverständlicher Teil der Fußball-Kultur festsetzt.

Nein, Fußball ist nicht nur ein Spiel, aber nein, Fußball ist auch kein Bürgerkrieg.

Dienstag, 26. Januar 2010

The Next Müller-Wohlfahrt

Mein Denken wird ziemlich stark bestimmt vom Thema Arbeit und BVB. Positiv formuliert würde man sagen: "Sein Leben dreht sich eben sehr stark um Job und Fußball". Negativ formuliert würde man das wohl so ausdrücken: „Der hat nichts anderes“. Ich würde sagen die Wahrheit liegt in der Mitte, was aber wahrscheinlich zu genauso intensiven Diskussionen mit meinem Lieblingsfriesen führen würde, wie die Frage, ob ich Halb- oder Vollmisantroph bin.

Auf jeden Fall führt dieses Fixierung auf dieses beiden Punkte zusammen mit einem Anti-Alkohol-Programm zu komischen Entwicklungen vorm einschlafen. Wo bei „Anti-Alkohol-Programm“ jetzt eine pathologische Umschreibung für „Mir ist das Bier ausgegangen“ ist. Ich hatte durch diverse Partys und sonstige Gelegenheiten in letzter Zeit immer was zu trinken im Hause und da ich Bier eben sehr gerne mag, habe ich dann natürlich auch vorm Schlafengehen immer dran genascht. Nun ist aber endlich alles aufgebraucht und, da ich erstens mal wieder dringend abnehmen und mich zweitens an Alkohol nicht gewöhnen will, kaufe ich auch kein neues Bier und Schnäpse trinke ich eh nicht. Das führt zwar dazu, dass ich aktuelle besser schlafe, WENN ich denn mal schlafe, aber länger brauche BIS ich schlafe und mich vorher hin und her wälze und über komische Sachen nachgrübele. Gestern zum Beispiel war es eine Kombination aus diversen TV-Formaten und des möglichen Ausfalls von Sven Bender. Bzw. der Frage, ob und wenn ja wir dann noch einen neuen Spieler kaufen müssen.

Während man das Grübeln über TV-Formate noch als positiv verbuchen kann ist die Bender-Geschichte natürlich überflüssig wie ein Kropf. Denn dummerweise habe ich Susi Zorcs Telefonnummer verlegt, um ihm meine fachkompetente Meinung mitzuteilen, die ihn Nachts um 12 bestimmt brennend interessiert. Und während mir beim Nachdenken über TV-Ideen vielleicht was Sinniges einfällt, halte ich die Wahrscheinlichkeit, dass ich Benders Knie mit meiner Willenskraft spontan heile doch für relativ gering. Wobei letzteres auf Grund der Krise der TV-Branche wohl finanziell sinnvoller wäre. Heilen von Bundesliga-Profis ist ein guter Job, der nicht so richtig aus der Mode kommt. Vielleicht ließe sich das auch kombinieren und ich würde eine Fernsehshow als „The-Next-Müller-Wohlfahrt“ moderieren, bevor ich zwei Jahre später in den Dschungel muss um meinen verblassenden Ruhm zu vergolden.

Ich bin mir noch nicht so sicher, ob ich nicht lieber wieder das saufen anfangen sollte.

Montag, 25. Januar 2010

Geschichten aus der Gruft: Oder TSG Hoffenheim vs. Bayer Leverkusen

An einem Montag nach einem Samstagsspiel blogge ich ja meistens was irgendwas in Rückschau auf den Spieltag. Ist der Sonntag meist noch direkt von Geschehen auf dem Platz und der Tribüne beeinflusst, wird der Montag etwas reflektierter. Also müsste ich heute wohl was darüber schreiben, dass wir jetzt nicht durchdrehen sollten, auf dem Boden blieben, nicht am Rad drehen, cool bleiben, die Ruhe bewahren, ganz locker durch die Hose atmen. Sie wissen, was ich meine. Eigentlich gäbe es hier also „business as usual“. Eigentlich. Wenn ich nicht gestern zufällig die TSG Hoppelhausen gegen die Pillendreher aus Leverkusen im Fernsehen gesehen hätte. Oh! Mein! Gott!

Ich habe gestern den ganzen Tag auf dem Sofa verbracht. Die tollste Frau von Welt wo gibt hat ja Prüfungswochen an der Uni und muss lernen wie blöd, was mir eigentlich gestern ganz recht war, weil mit mir eh nichts anzufangen war nach diesem Terrorsuff vom Vortag und ich so ohne schlechtes Gewissen den ganzen Tag Fußball schauen konnte. Ich hatte mir um 10:30 den Wecker gestellt und wir beide – also mein dicker Kater und ich – schleppten uns schnaufend wie ein Dampflok aufs Sofa, um dem Doppelpass zu lauschen. Ein Suffkopp vorm Fernseher schaut einem Suffkopp im Fernseher vor. Wenn da mal nicht zusammenwächst was zusammen gehört, weiß ich es auch nicht. Nachdem ich mir zwei Stunden das Gelaber angehört habe, bei dem es ausnahmsweise auch mal 8 Minuten um den BVB ging, folgte die zweite Liga, bevor ich dann live und in Farbe das letzte Spiel von Armin Veh als Trainer von VW Golfsburg genießen konnte. Der Tag gestaltete sich als den Umständen entsprechend gut.

Aber dann kam es. Das Grauen in Tüten. Der Horror am Nachmittag, der Jack Unterweger in HD. Oder anderes formuliert das Spitzenspiel am Sonntag. TSG Hoffenheim gegen Bayer Leverkusen. Ich schwöre ich habe beim Fußball schon viel erlebt, aber so was noch nicht. Es war totenstill in der Gruft in Sinsheim. Wirklich. Man hat 80 Minuten lang eigentlich nichts gehört. Selbst bei den Toren der Pillendreher war nur im Hintergrund ein Geräusch zu vernehmen, was wohl das entfernte Jubeln vereinzelter Leverkusener war. Ansonsten war einfach Stille im gar nicht so weiten Rund. Bzw. irgendwie nicht. Denn man hörte immer noch die elektronische Stimme des Vorsängers. Weil da aber keiner mitmachte klang das ganz dann doch mehr als würde der Muezzin in Teheran zum Gebet rufen. Kommt der sich eigentlich nichts doof vor? Ich meine, wie sehr muss man von sich selbst überzeugt sein, um Lieder anzustimmen, festzustellen, dass da keiner mitmacht und einfach weiter zu machen. Wenn ich mal einen Robinson-Club leite, werde ich den Menschen als Animateur anfragen. Der ist ja quasi die Nummer 1 in seinem Job. Oder er ist so dumm, dass er es nicht merkt. Oder – die wahrscheinlichste Variante – beides.

Aber wenn das die Zukunft des Fußballs ist, dann geh ich freiwillig in die dritte Liga.

Sonntag, 24. Januar 2010

Tausche gesunde Füße gegen einen Platz in Europa

Es gibt Phasen im Fußball-Leben, da macht es keinen Spaß Fan zu sein, Du fährst zu einem Spiel und hast Morgens schon keine Lust. Dann bist Du im Stadion, liegst nach 10 Minuten 0:2 zurück und weißt, dass Du hättest zu Hause bleiben können.

Und es gibt Phasen wie die, die wir im Moment haben. Wo Fußball einfach immer richtig ist und man von Montag bis Sonntag auf einer Welle der Euphorie reitet. Wo alles was der Verein macht richtig ist. Wo einen der 2:2 Ausgleich kurz vor Schluss nicht umwirft und man quasi im Gegenzug das Tor zum Sieg macht. Und wo einen auch ein Spiel gegen den Tabellenvierten – ja, das war der HSV bis gestern noch – nicht stoppen kann. Es ist so schon im Moment und es ist ein einziger Traum. Und ich will weiterträumen. Davon, dass wir trotz dieser ganzen Verletzten einfach so weitermachen wie bisher. Dass wir uns einen nach dem anderen schnappen. Erst die Bayern, dann die Blauen und dann Leverkusen. Ich will nicht aufwachen. Nie mehr! Das kann immer so weitergehen. Wie kann das Leben doch schön sein. Ich weiß natürlich, dass jeder Traum mal irgendwann endet, aber wenn wir aufwachen, schütteln wir uns halt aus, legen uns wieder hin und träumen weiter.

Ich hatte ja ein Scheißgefühl vor dem Spiel. Aber als ich vor unter der Süd stand und im Fernsehen live das 2:2 von Bochum gegen das GE-sindel gezeigt wurde, wusste ich, dass heute was geht. Der Jubel war übrigens so groß als hätten wir selber ein Tor geschossen. Herrlich! Heiko. Es ist doch immer wieder lustig zu sehen, wie groß der Hass auf die Blauen ist. Naja, und es lief dann ja auch ganz gut würde ich mal sagen.

Die Rückfahrt fand dann erwartungsgemäß fast nur unter Hamburger statt. Allerdings waren meine Befürchtungen im Vorwege unbegründet. Im Gegenteil. Die Hamburger Fans stellten sich als extrem angenehm raus und Lieblingslesbe und ich hatten wirklich viel Spaß. Da wir ja keine Reservierung hatten standen wir im Bordbistro, welches knüppelvoll mit knüppelvollen Hamburger war, die das Ding in einem Sambawagen verwandelten. Genau meine Welt. Es kam zu jeder Menge angenehmer Kontakte mit Hamburgern und zu einem Wiedersehen mit einem Hamburger BVB Fan, den wir schon auf der Hannover-Tour kennengelernt hatte und der mich freundlicherweise mit Weizenbier versorgte, nachdem ich mein Budget versoffen hatte. Es war eine wirklich witzige, aber auch sehr anstrengende Tour. Man stelle sich einfach eine brechend volle Kneipe am Samstag Abend vor. Nur, dass man dabei 200 Km/h fährt. Ein Ticket hätte man nicht gebraucht. Es kontrollierte keine Sau und der Schaffner quittierte den Versuch eines Hamburger einen Fahrschein zu erwerben mit den Worten „Lass mal, ich bin froh, wenn ich hier lebend rauskomme“ Sehr lustig. Noch lustiger waren nur die hasserfüllten SMS von PegasusEagle. Ach was sehe ich andere Leute gerne leiden.

Die einzigen die das Ganze gar nicht mochten waren meine Füße. Denn ich stand am Durchgang direkt an der Theke. Biertechnisch natürlich ein Traumplatz, aber jeder – und ich meine wirklich jeder – der an mir vorbei wollte trat mir auf die Füße. Erst links, dann rechts. Wahlweise umgekehrt. Link, rechts, links, rechts, links, rechts, rechte, links, rechts, links. Man entwickelt da mit der Zeit komische Techniken. Erst versuchte ich die Füße möglichst in Sicherheit zu bringen und bog sie so Charly Chaplin mäßig weit nach Außen. Was aber mal genau gar nichts brachte. Link, rechts, links, rechts, links, rechts, rechte, links, rechts, links. Irgendwann hat man dann das Gefühl, dass Yoda zu einem spricht.

„Ertragen lernen den Schmerz Du musst. Einen Platz in Europa bekommen Du wirst“.

Samstag, 23. Januar 2010

Es ist ganz schön einsam in meinen Bus

Okay, ich gebe zu, dass die meisten Leute es wirklich nicht leicht mit mir haben. Ich bin nämlich leider jemand, der es nicht hinbekommt mal einfach die Klappe zu halten. Oder die Finger still. Ich hatte gestern einen Mailwechsel mit Schummi von den Kamener Jungs in dem ich mich dafür entschuldigte, dass ich im SG-Forum im Moment wirklich unfassbar viel poste, was mir selber auf den Sack geht und Schummi mit einem

„Im Forum...oder im eigenen Blog...oder bist betrunken...oder beim Auswärtsspiel.......oder betrunken beim Auswärtspiel"

Was er damit sagen wollte, ist dass ich doch mal bitte auch was arbeiten soll, statt das Forum vollzuspammen. Das dramatische an der Situation ist, dass ich das sogar tue. Sogar gar nicht so wenig. Ich schreibe aber im Moment viel an Konzepten. Das ist eine Arbeit bei der man eigentlich fokussiert mit dem Hirn auf einem Thema rumdenkt. Allerdings ist mein Hirn dafür nicht gemacht, so dass es immer zu Übersprungshandlungen kommt. Das heißt, ich schreibe 15 Minuten an einen Konzept, schaue schnell ins Forum, schreibe da was und dann weiter am Konzept. Das ist ein Automatismus, der mich gar nicht mehr großartig beansprucht. Ich bin dann ja eh im Schreibmodus und muss nur mein Hirn mal vom eigentlichen Thema wegbewegen. Das geht leider nicht anders. Ich habe ADS – glaube ich - und kann daher nicht lange auf dem selben Gedanken verweilen. Ich schreibe zwar gute Konzepte, aber wenn ich nicht ab und zu irgendwas in einem Forum schreibe, platzt mir einfach das Hirn. Wenn ich also viel in Foren schreibe, gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder ich habe Urlaub oder ich sitze an Konzepten. Beides Zustände die meine grauen Zellen mit komischen Reflexen beantworten.

Das Problem dabei: Ich gehe meinen Mitmenschen unfassbar auf die Nerven. Das macht einem Halb-Misanthrop wie mir aber auch nicht wirklich zu schaffen. Das für mich aber viel größere Problem: Ich gehe mir selber auf die Nerven. Denn, um mal hier ganz ehrlich zu sein: Es ist nicht leicht ich zu sein. Wirklich nicht. Ich kenne mich jetzt schon 40 Jahre und wenn ich auf was stolz bin, dann das, dass ich es in all der Zeit geschafft habe weder mich noch jemand anderes umzubringen. Aber schön war das nicht die meiste Zeit so mit mir alleine. Mal so ganz unter uns gesprochen.

Ich habe einfach nie Ruhe, mein Hirn ist in permanentem Ausnahmezustand und das Wort „Entspannung“ ist im Zusammenhang mit mir so oft zu nennen wie „Spitzensportler“ für Ottfried Fischer. Das letzte mal, dass ich über einen längeren Zeitraum wirklich entspannt war und in mir selbst geruht habe war im Jahre 2000 im Urlaub auf den Malediven. Was ja nun auch mal 10 Jahre her ist. Ansonsten ist mein Gehirn ein einziger Photonensturm aus Ideen, inneren Diskussionen, Blitzen und Hirnfürzen. Ich habe finde einfach nie Ruhe in meinem Kopf. Wenn ich einen Ausflug zu einem wunderschönen Ziel mache, zum Beispiel zu einer wunderschönen Aussicht, freue ich mich extrem auf das Ankommen. Dumm nur: sobald ich da bin, werde ich nervös, fange an mit dem Fuß zu wackeln und suche das nächste Ziel. Ankommen ist für mich der Horror. Ich muss immer unterwegs sein.

Ich unterscheide mich da auch nur in meiner Ausprägung nicht aber Grundsätzlich von anderen Führungskräften. Wer Karriere macht ist zu 95% psychisch derangiert. Und die anderen 5% können nichts. So ein psychischer Defekt ist nämlich oft von Vorteil. Mich macht das z.B. zu einem der besten Trouble-Shooter im TV Bereich die ich kenne. Ich kann verdammt viel nicht, aber DAS kann ich wie kein andere. Als ich vor drei Jahren bei GAME ONE angefangen habe, hatten wir ein leeres Büro ohne Schreibtische, zwei hochtalentierte, aber komplizierte Moderatoren, einen Praktikanten, einen technischen Dienstleister sowie mich. Und Sendestart in zwei Wochen. Für eine tägliche Show für die es keine Vorlage gab. War nicht zu schaffen. Wir haben es aber trotzdem geschafft. Ich liebe solche Jobs. Und es gibt für so was in Deutschland nur wenig Bessere als mich. Wenn überhaupt. Mein Nachfolger ist bei GAME ONE mit ziemlicher Sicherheit besser in der Weiterentwicklung des bestehenden Formates und der Führung der Redaktion, aber sollte mal alles zusammenbrechen wäre ich mit Freude wieder beim retten dabei. Nur dumm, dass ich mich am Geretteten nicht erfreuen kann, sondern lieber das nächste Objekt suche. Wäre ich nicht TV-Macher wäre ich Feuerwehrmann. Ich liebe es einfach, wenn man keine Zeit hat über sich nachzudenken. Die GAME AWARDS waren auch so ein Thema. Keine Zeit Luft zu holen. Der Horror pur. Unfassbar geil.

Es ist jetzt aber nicht so, dass ich das wirklich geil finde, ich sehne mich viel mehr danach mal morgens aufzuwachen und nicht getrieben zu sein. Nicht an die Firma zu denken oder alternativ an den Fanclub. Denn ich bin letztlich ein Getriebener. Ich nehme mir z.B. seit Tagen mal vor Abends zu Videospiele zu zocken und mache dann den Fehler, in meine Fan-Club To-Do-Liste zu schauen. Was dann automatisch dazu führt, dass ich ein paar Stunden für die Sailors arbeite und es mit dem Spielen nichts wird. Oder nehmen Sie diesen Blog. Meinen Sie nicht, dass ich mich mal freuen würde, wenn ich es einfach schaffen könnte mal einen Tag nicht zu schreiben, ohne mich den ganzen Tag über mein Versagen zu grämen? Dieses ist der 285. Eintrag seit Mai letzen Jahres. Wie oft habe ich mir gewünscht einfach mal alles liegen zu bleiben ohne mir darüber Gedanken zu machen, dass jemand auf die Seite hier geht und enttäuscht ist, weil er nichts findet. Das ist gut für Sie und ich bin auch stolz auf mich, aber es ist nichts, was einen abschalten lässt. Aber ich kann nichts halb machen. Entweder mache ich es ganz oder ich verliere das Interesse.

Die einzige Möglichkeit für mich Ruhe zu finden sind für mich die Tage an denen Fußball ist. Wenn ich im Zug sitze und ein paar Bier trinke, im Block eskaliere und es nur darum geht drei Punkte zu holen. Das sind eigentlich die einzigen Tage in denen in meinen Kopf aus ist. Wenn der Block meine einsame Insel ist, meine geistigen Malediven Wenn ich mal davon absehe, dass ich morgen Karten für die FA-Fahrt zu Derby kaufen muss, Tickets verteilen, mit einem Interessenten für den Fanclub sprechen und so ein, zwei kleine Dinge. Das ist aber okay, weil ich mir im Zug ein paar Bier in die Rübe haue. Es gibt dann so ein paar Nasen, die meinen ich wäre komisch, weil ich so was besoffen mache. Dabei bekomme ich im angetrunkenen Zustand mehr hin als 97% der anderen Menschen nüchtern. SPIEGEL Herausgeber Rudolf Augstein war auch so ein Fall. Der war Schwerstalkoholiker, aber hat in besoffenem Kopf noch am Fließband Texte geschrieben, die die meisten Journalisten nicht einmal in ihrem Leben hinbekommen. Nun möchte ich mich nicht mit Augstein vergleichen. Ich spiele nicht mal ansatzweise in derselben Liga wie der. Nicht mal im selben Stadion. Und ich weiß auch nicht mal wie der Bus aussieht, der zu dem Stadion fährt. Aber in meiner Buslinie ist es auch nicht sehr voll. Denn der ist für die meisten Leute zu schnell.

Ich kann Augstein sehr gut verstehen.

Freitag, 22. Januar 2010

Heimspiel in Feindeshand

Das wird wohl ein bunte Rückfahrt am Samstag. Die tollste Frau von Welt wo gibt bleibt zu Hause, weil sie Prüfungswochen an der Uni hat und daher fahre ich mit dem ICE nach Dortmund. Eigentlich fahre ich ja gerne ICE, weil so kann ich wenigstens etwas trinken, aber zumindest auf die Rückfahrt am Samstag habe ich mal so gar keine Lust. Denn logischerweise wird der Zug voller Hamburger sein, so dass man quasi drei Stunden in „Feindesland“ zum Heimspiel unterwegs ist. Was man noch einigermaßen ertragen kann, wenn man gewonnen hat. Dummerweise habe ich für Samstag ein ganz ganz ganz schlechtes Gefühl. Der HSV ist ein ganz anderes Kaliber als Köln oder die Mannschaften die wir sonst in letzter Zeit gespielt haben. Ich hab kein Problem mit der Vorstellung mal zu verlieren – es kann ja nicht ewig so weiter gehen -, aber ich möchte einfach nicht drei Stunden mit denjenigen, die gewonnen haben im Zug sitzen und denen beim Feiern zuschauen.

Hinzu kommen zwei weitere Probleme. Ich bin nämlich mit Lieblingslesbe unterwegs. Okay, das an sich ist noch kein Problem. Im Gegenteil, da freu ich mich, wenn die ist mir in den letzten Monaten sehr ans Herz gewachsen und definitiv eine Bereicherung in meinem Leben. Da diese aber gerade ihre Diplomarbeit abgegeben hat, wusste sie lange nicht, ob sie mitkommen kann, so dass ich erst am Montag nach einer Reservierung geschaut habe. Und natürlich war im ganzen Zug keine mehr zu bekommen. Super gemacht Herr Q. Anstatt, dass Sie einfach mal auf Verdacht zwei holen und dann zur Not eine wegwerfen, wollen Sie Oberfuchs ja bloß keine 9€ zuviel ausgeben. Ganz großes Kino. Soviel Geiz kennt man sonst von mir eigentlich nicht. Nun kann ich also 4 Stunden auf dem Gang stehen. Ein Traum. Aber Dummheit muss auch bestraft werden.

Hinzu kommt, dass der ICE die letzte Möglichkeit ist nach Hamburg zu kommen, was die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass man - zumindest teilweise – den gegnerischen Mob im Zug hat. Irgendwie kann mir keiner sagen, ob es einen Sonderzug gibt oder nicht. Naja, dann lassen wir es halt mal drauf ankommen. Neutral fahr ich auf jeden Fall nicht. Ich hasse es mich zu verstecken und fahr nie neutral. Außer zu allen Auswärtsspielen nach Hässlichenhausen, wen ich da früher mit der BoGeStra hingefahren bin. Ansonsten habe ich halt immer BVB Klamotten an. Und ich gedenke nicht das am Samstag zu ändern. Das Banner fährt aber sicherheitshalber mit der Autofraktion.

Wir fassen zusammen, ich verbringe die Rückfahrt stehend mit einem Haufen Hamburger Fans bei dem ich nicht weiß wie hoch der Pöbel und Gesocks Anteil ist nach einem Spiel von dem ich vermute, dass wir es deutlich verlieren.

Wenn das nicht nach einen schönem Fußball-Wochenende klingt.

Donnerstag, 21. Januar 2010

Antrag bei der UNO auf Abschaffung des Mittwochs

Ich hasse Mittwoche. Zumindest fußballtechnisch gesehen ist dieser Wochetag ein Graus. Denn an einem Mittwoch ist das nächste Spiel seiner Mannschaft noch meilenweit entfernt und die Erinnerung ans letzte auch schon nicht mehr richtig greifbar. Ganz besonders schlimm ist dieser Wochentag, wenn man am letzten Spieltags Freitag und am kommenden Sonntags spielt. Dann ist der Mittwoch quasi nicht auszuhalten und gehört von der Genfer Konvention geächtet.

Jetzt wird aufgeräumt. MauriciusQ schlägt zurück. Ich beantrage hiermit bei der UNO den Mittwoch zu verbieten und ersatzlos zu streichen. So wird die Woche perfekt. Montag hat man zur rationalen Analyse des Spieltages, Dienstag klingt der Spieltag so langsam aus, um dann am nächsten Tag, dem Donnerstag, wieder der ersten Vorfreude auf den kommenden Spieltag zu weichen. Natürlich bringt das gewisse Probleme auf Seiten der UEFA mit sich, weil der Mittwoch ja DER europäische Spieltag ist, aber das kann ich leider keine Rücksicht drauf nehmen. Ich verfolge hier schließlich höhere Ziele.

Und abgesehen davon, dass Michel Platini vielleicht toben wird, werden mir andere wiederum danken. Z.B. die Gewerkschaften für die kampflose Einführung der 4 Tage Woche. Das ist doch mal eine Leistung für die man mir durchaus den Nobelpreis verleihen könnte. Mindestens.

Ich sehe mich schon vor der UNO-Vollversammlung stehen, wie ich im BVB Trikot eine flammende Rede halte. „Deine Zeit ist abgelaufen, Mittwoch. Du hast die Fußballwelt lange genug unterjocht. TEAR! DOWN! THIS! WEEKDAY! “ Und die Staatsmänner dieser Welt werden mir lang anhaltenden Applaus spenden. So wird es kommen, ich bin mir sicher. Und hier nahm es seinen Anfang und Sie sind Zeuge geworden wie alles begann. Machen Sie die Augen zu, lehnen sie sich zurück, atmen Sie tief ein und genießen diesen historischen Moment.

Sollten wir nächste Saison europäisch spielen müssten wir natürlich noch mal reden.

Mittwoch, 20. Januar 2010

Der geilste Verein der Welt

Scheiße noch mal, bin ich euphorisiert. Ich komm gar nicht mehr runter. Heute ist Mittwochmorgen und ich bin immer noch besoffen vor Glück über den Sieg in Köln, den Verlauf der Saison, unseren Trainer und natürlich auf unsere super junge Mannschaft. Was dieses Team so reißt ist Wahnsinn. Wie eine Mannschaft, in der Du Spieler über 21 mit der Lupe suchen musst, Woche für Woche nicht immer eine überragend, aber immer eine beeindruckende Partie hinlegt ist der Hammer. Wir haben – und da gehe ich nicht von ab – eine potenzielle – und ich möchte das Wort potenziell bitte dick unterstrichen haben – europäische Spitzenmannschaft.

Wer jetzt denkt, dass ich spinne, der schaue sich bitte mal die Truppe an: Unsere Innenverteidigung ist ja wohl mit das talentierteste, was es da zu sehen gibt, Nuri ist ein Spieler der Weltklasse-Format entwickeln kann, selbiges bei Bender, wenn das so weiter geht. Und über Lucas brauchen wir auch nicht reden. Die Außenverteidiger sind wohl eine Liga drunter, aber trotzdem sehr gut. Wenn wir es schaffen uns weiter auf dem Niveau zu verstärken sind wir bald wieder Stammgast in den europäischen Stadien. Bei aller Euphorie, werden wir natürlich dieses Jahr nicht Meister, aber wenn es uns gelingt die Truppe zusammenzuhalten, dann wird da etwas ganz Großes wachsen. Lass diesen Traum einfach niemals enden.

Aber lasst uns der Truppe Zeit geben. Natürlich würde ich mir wünschen, dass diese Serie und diese Euphorie niemals endet, aber das ist natürlich utopisch. Und man muss auch auf eine Niederlage vorbereitet sein. Zum Beispiel gegen den HSV. Da kann man schon mal drei Punkte lassen. Und dass darf einen dann nicht so treffen, dass man in Katzenjammer ausbricht und die Welt untergeht. Denn wenn es uns treffen sollte: Aufstehen und weitermachen. Aber natürlich würde ich mich auch nicht wehren, wenn die Serie noch 16 Spieltage hält. Okay, Herr Q, nun hören Sie aber mal auf zu spinnen. Realitätscheck, 1, 2, 3.

Aber es fällt mir einfach schwer realistisch zu bleiben. Denn ich bin stolz auf diesen Verein. Auch auf uns alle. Und wir sind doch Fußball-Fans weil wir träumen wollen. Wir sind alle Teil des besten Vereins der Welt. Auch wir Fans. Und wir leisten auch unseren Beitrag zur Serie. Unten wird gespielt, oben wird gesungen. Wir können in die Welt rausgehen und stolz erzählen, dass wir Borussen sind.

Wir sind der geilste Verein der Welt.

Dienstag, 19. Januar 2010

„Reingemacht“-Podcast feat. MauriciusQ

Manchmal gibt es im Leben echt komische Zufälle. Ich hab Samstag früh mal so nebenbei den Videospiel-Podcast M!Cast gehört und mich in dem Zusammenhang gefragt, ob es wohl einen BVB Podcast gibt? Weil wir persönlich nämlich keiner bekannt war. Und da man im SG Forum immer einen Freak findet, der alles weiß, habe ich die Frage mal da in den Raum geworfen. Mit dem Ergebnis, dass es wohl keinen zu geben scheint. 2 (in Worten: zwei) Tage später bekomme ich eine SMS von Hoobs, der der „Reingemacht Podcast“ zusammen mit seinem Kumpel Broxi macht: „Broxi ist krank, könntest Du heute spontan beim Podcast mitmachen?“

Hey und wie Sie mich halt so kennen: Ich lass ja auch ungerne eine Möglichkeit aus im Mittelpunkt. Wobei ich eigentlich müde wie ein Hund war. Aber da die tollste Frau von Welt wo gibt sich sowieso für ihre Uniprüfungen vorbereiten musste und ich Hoobs auch nicht hängen lassen wollte, sagte ich halt genauso spontan zu wie er mich fragte und stand um 20:00 Uhr bei ihm auf der Matte.

Hoobs ist HSV-Fans, hat aber deutlich mehr Sportgeist als ich. Hanseat durch und durch, der Mann. Während ich ja sagen: Hauptsache der BVB gewinnt, dürfte Hoobs so sinngemäß sagen: Der bessere soll gewinnen und das hoffentlich ist der HSV. Mir als Ruhrgebietler ist diese Hanseatentum ja auch nach fast 20 Jahren immer noch suspekt, obwohl das natürlich eigentlich sehr nobel ist. Aber Hanseat hin, Ruhrgebietler her, irgendwann tauchte noch der zweite Gast Holle auf und wir hatten einen wirklich bunten Abend und zwei Stunden richtig Spaß beim Aufnehmen des Podcast. Ich hatte eigenlich erst Bedenken, weil ich auch nichts vorbereitet war, aber wahrscheinlich war das sogar von Vorteil.

Allerdings hatte ich dann doch ein kleine Hürde zu überwinden. Denn „Reingemacht“ ist ein Podcast, der nicht vereinsgebunden ist, sondern eher über Fußball an sich redet und ich am letzten Wochenende genau KEINE Minute Fußball im TV gesehen hatte, weil ich ja extern zu Besuch war. Das ist doch echt schizophren: Da schaue ich pausenlos und ohne Unterlass Fußball, so dass die tollste Frau von Welt wo gibt schon durchdreht und ausgerechnet am ersten Wochenende seit gefühlten 100 Jahren an dem ich ich kein bisschen Fußball schaue, ruft mich jemand an, ob ich zum Podcast kommen will. Naja, aber wer mich kennt weiß, dass ich schon immer auch gut über Dinge reden konnte zu denen ich maximal Halbwissen habe. Eine schlimme Berufkrankheit gepaart mit einer schlimmen psychischen Disposition meinerseits. Das ist nicht edel und nicht immer wahr, aber wenigsten meistens unterhaltsam. Dank an Hoobs noch mal für die Einladung und wer sich den Podcast anhören will, der schaue hier

Und hier müsste jetzt noch ein cooler Schlusssatz stehen. Mir fällt aber keiner ein

Montag, 18. Januar 2010

Orgasmus in Müngersdorf

So, genau so muss Fußball sein. 10 Minuten können aus einem bis dahin recht durchschnittlichen Spieltag einen Spieltag „to remember“ machen. Wahnsinn. Einfach nur Wahnsinn! Wegen solcher Erlebnisse Momente bist Du Fan.

Der Tag begann recht angenehm, lies aber noch nicht erahnen, dass er so fantastisch werden würde. Ich hatte mich mit einem meiner Blogleser verabredet. Wir trafen uns in einem Irish Pub am Rudolpfplatz und ich konnte mich nicht so richtig entscheiden, ob ich nun Kölsch trinken sollte, weil wir ja in Köln sind, oder Newcastle Brown Ale, weil es ja authentischer ist. Wobei sich die Frage stellt, ob ein britisches Bier in einem irischen Pub nicht irgendwie konterrevolutionär ist? Aber sei´s drum, ich einigte mich zunächst auf abwechseln Reissdorf und „Newki“, bis ich dann beim Ale blieb. Das ist und bleibt einfach eines meine All-Time-Lieblingsbiere. Der Blog-Leser war übrigens der besagte Aufnahmeleiter, der sich als sehr angenehmer Mensch entpuppte und zwei ebenso nette Kumpels im Schlepptau hatte. Einer von denen war lustigerweise Cop, so dass ich bei einigen ACAB-Spinnern bestimmt jetzt als „Bullenfreund“ durchgehe, weil ich mit Polizisten Bier trinke. Allerdings einem, der sich auch kritisch mit seinen Kollegen auseinandersetzte. Nicht, dass es mich überraschen würde, aber der besagte Mensch bestätigte mir noch mal, dass es auch auf Seiten von „Team Green“ jede Menge Leute gibt, die Bock auf Stress haben. Wenn dann zwei Testosteron geschwängerte Gruppen aufeinandertreffen knallt es halt. Bisher so nicht klar war mir allerdings die Einschätzung, dass viele seiner jungen Kollegen selbst nie richtig als Fans beim Fußball waren und daher viele Situationen nicht richtig beurteilen. Ich denke mir, wenn es mehr von der Sorte Cops geben würde, gäbe es auch weniger unnötigen Stress von Seiten der Polizei aus.

Wie dem auch sein, es war ein wirklich bunter Mittag mit dem TV-Kollegen und seinen Kumpels. Wobei ich ersteres übrigens eher als Produktionsleiter, denn als 1. AL getippt hätte, so vom Typus her. Wobei die beiden Berufstränge eh sehr arg verknüpft sind. Falls Sie sich in Fernsehberufen nicht ausdenken:die Produktioner sind die Jungs, die sich den Schwachsinn, den wir Redaktionsidioten uns ausdenken, umsetzen (müssen). Und so wie ein guter Redakteur immer im Kern irre ist, ist ein guter Produktioner im Kern spießig. Aber eben nicht so spießig, dass er die Wahnsinnigen nicht versteht. Aber Produktion hin, Redaktion her, saufen können beide Seiten gut und so nahm ich dann doch schon relativ angetrunken die rappelvolle Straßenbahn zum Stadion, inständig hoffend, dass es da nur bleifrei geben würde. Denn wenn ich weiter getrunken hätte, wäre das ein ziemliches Elend geworden. Und das wäre bei dem Spiel wirklich schade gewesen.

Vor Ort traf ich dann den Rest von uns und es ging relativ schnell in den Block, wo wir aber noch gefühlte zwei Stunden warten mussten, bis sich mal ein Ordner fand, der entscheiden durfte, wo man denn das Banner aufhängen konnte. Hängt da sonst keiner Banner auf? Wohl zuviel Spiele gegen Hoppenhausen und Golfsburg gehabt. Zu uns gesellte sich dann noch ein Hamburger Jung und sein Bruder, den ich auf der Jahreshauptversammlung des BVB kennengelernt hatte und sehr sympathisch finde, so dass wir eine recht feine Truppe zusammen hatten. Wobei ich Lieblings-mir-fällt-kein-substantiv-ein Seb mit dummen Sprüchen glaube ich in den Wahnsinn getrieben habe. Der war so was von genervt von mir am Anfang, dass es eine helle Freude war.

Das Spiel fand ich eher so lala und auch die Stimmung, war – für unsere Verhältnisse – mittel. Für die Kölner reichte es zwar locker, aber von denen kam auch einfach gar nichts. Als dann dieses dummer 1:2 fiel, dachte ich mir schon, dass wir heute noch was erleben. Und natürlich segelt dann noch so ein Ball ins Tor. Wenn man schlechte Laune riechen könnte, dann hätte die ganze Kurve bis nach Alaska gestunken. Ich war so mies drauf, dass ich nicht mal mehr motzen konnte, sondern eher gelähmt war. Doch als ich mich mental schon drauf eingerichtet hatte, dass da noch so ein ein Krüppelball in unser Tor geht, „löffelt“ (Zitat Lieblingslesbe nach dem Spiel am Telefon) Kevin G. aus Dortmund-E. den Ball ins Tor und der Block explodiert. Ich war saufroh an einem Wellenbrecher zu stehen, dann links und rechts segelte wirklich alles durch die Gegend. Solche Momente sind wie ein Orgasmus: Man vergisst alles, verzerrt das Gesicht, schreit und sieht dabei von Außen betrachten unfassbar scheiße aus, aber das alles ist einem egal, weil der Körper in jeder Faser von Glück durchströmt ist. Und von dem Erlebnis zerrst du noch tagelang.

Ich gehe quasi kopfgefickt in die Woche

Sonntag, 17. Januar 2010

Geben ist seeliger als nehmen

Liebe Kölner, ihr seid ja nicht nur als Karnevalsjecken bekannt, sondern auch in der Masse erzkatholisch. Zwar weiß ich aktuell nicht, wie euer Bischoff heißt, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass er im Kölner Dom auf der Kanzel steht und „Geben ist seeliger als nehmen“ predigt. Und dieses Motto solltet Ihr Euch zu Herzen nehmen. Es wird uns viel besser gehen, wenn ihr uns die drei Punkte einfach gebt. Ihr werdet auch schon nicht absteigen. Irgendwie schummelt ihr – und euer 10 Millionen Einkauf Lukas Podolski – Euch schon durch die Liga. Also macht Euch nicht zuviel Mühe, wir brauchen die Punkte dringender. Also seid lieb.

Macht uns glücklich.

Samstag, 16. Januar 2010

So sind die Jecken halt

Ich kann die Jecken nicht sonderlich gut leiden. Damit meine ich nicht mal den FC Köln – den finde ich nicht mal sonderlich schlimm - sondern eher den Kölner an sich. Ich habe von 2004 bis 2006 zweieinhalb Jahre im Rheinland gewohnt. Wobei „im Rheinland“ auf relativ ist, weil ich seit 2004 auch permanent zwei Wohnsitze habe, bzw. kurze Zeit sogar drei. In unterschiedlichsten Kombinationen, bei der die einzige Konstante immer Berlin war. Die schlimmste Zeit war da ganz klar die in München, aber knapp danach kommt dann Köln. Denn die Kölner gehen mir unfassbar auf den Sack.

Nicht nur, dass Köln unfassbar hässlich ist, der Kölner an sich ist größenwahnsinnig, denn er glaubt bis heute aus tiefster Überzeugung, dass er in einer Weltstadt lebt. Ich habe immer wieder Leute in den Kneipen getroffen, die mir ohne mit der Wimper zu zucken erzählen, dass sie in Köln auch alles haben, was man in London und New York hat. So sind die Jecken halt: Unerträglich. Ich bin nach einem halben Jahr nach Bonn gezogen. Dank meiner Ex-Freundin, die ich auf einer Zugfahrt nach Hamburg kennenlernte. Alles klar? Klingt kompliziert. Denn die besagte Ex, die damals noch nicht meine Ex war und sogar noch nicht mal meine Freundin, riet mir stark zu Bonn und dazu meine Vorurteile über die muffige Stadt über Bord zu werfen. Was auch berechtigt war, denn seit die Regierung weg ist, wurde es in Bonn richtig schön. Die haben da inzwischen sogar ein Kneipenleben, was es wert ist so genannt zu werden. Und die Bonner Südstadt ist wirklich schnuckelig. Nun mache ich also mal wieder einen Abstecher ins Rheinland und penne bei meiner jetzt Ex. Wobei irgendwie jeder dem ich das sage „Oh“ macht, als müsste man zwingend davon ausgehen, dass BEI der pennen auch MIT der pennen wäre. Ihr lebt in einer komischen Welt, wenn ich das mal so sagen darf.

Wie dem auch sei, eine der wenigen Sachen die ich in Köln mag, ist genau das, was die meisten Leute wiederum besonders scheußlich finden: Kölsch. Als ich nach Domhausen gezogen bin musste ich da auch drunter leiden, aber mit der Zeit gewöhnt mach sich dran und findet es irgendwann richtig lecker. Absoluter Geheimtipp neben dem unvermeidlichen Mühlenkölsch ist übrigens Päffgen. Ist halt schön süffig und geht runter wie Herbies sein Motoröl schlürft.. Wobei, wer kennt von Euch Jungspunden denn noch Herbie? Ach egal. Kölsch ist auch jeden Fall lecker und damit kommen wir zu meinem Problem: Gibt es da in Köln im Stadion bleifreies Bier? Ich reduziere den Alkoholkonsum im Stadion in letzter Zeit ja deutlich, aber ganz nüchtern will ich da auch nicht in der Kurve stehen. Und zu dem Thema „bleifrei oder nicht“ habe ich widersprüchliche Aussagen. Wenn man wenigstens wüsste, dass es da nicht gibt könnte man vorsorgen. Ich treff mich vorher noch mit dem mir bisscher unbekannten Aufnahmeleiter in einer Kneipe. Da könnte man natürlich Gummi geben. Aber wenn es dann doch im Stadion richtiges Bier gibt, dann ist man zu schnell ZU breit. Und das will man ja auch nicht. Sie müssen zugeben, dass das schwerwiegende Probleme sind.

Für Hinweise wenden Sie sich bitte an den nächstgelegenen Gendarmerieposten oder eines unser Aufnahmestudios.

Freitag, 15. Januar 2010

Bin ich Ultra oder was?

Manchmal frage ich mich, ob ich nicht auch Ultra bin. Um die Frage gleich mal zu beantworten: Nein, bin ich nicht. Damit könnte ich das Blogpost natürlich auch gleich beenden. „Danke und tschüss, wir freuen uns, dass sie sich für MauriciusQ sein Blog entschieden haben“. Wäre aber irgendwie auch unbefriedigend für sie als Leser oder? Deswegen bekommen Sie von mir die Erklärung wie ich auf die Überlegung komme. Na gut und natürlich weil mich das Thema umtreibt, denn ich habe bis heute nicht verstanden, was einen Ultra denn so wirklich ausmacht. Also natürlich kenne ich, die Geschichte der italienischen Ultrabewegung im Überblick und auch die Entwicklung der deutschen ist mir so einigermaßen bekannt. Wobei ich nur wirklich kein Experte auf dem Gebiet bin oder jede Detailfrage beantworten könnte. Dazu bin ich halt zu wenig in der Szene aber für den Hausgebrauch reicht es.

Die Ultra-Szene übt auf mich schon alleine deswegen eine Faszination aus, weil sie die im Moment dominierende Fanbewegung ist. Mich interessieren Kulturen jeglicher Art im allgmeinen und die Fußballkultur im Besonderen. Deswegen kommt man meiner Meinung nach nicht drum rum sich kritisch aber solidarisch mit der Szene auseinanderzusetzen. Aber trotzdem bleibt halt die Frage: Was macht denn so einen Ultra aus? Jetzt könnte man antworten, dass Ultras kein offizielles Vereinsmerchandising tragen. Aber soweit ich weiß, gibt es in Bremen zwei Gruppen, die sich als Ultras definieren, aber durchaus Trikots tragen. Das scheint also keine brauchbare Kategorie zu sein. Lustigerweise kenne ich auch ein paar Leute, die sich jede Saison ein neues Trikot holen, dass aber nie anziehen würden. Was ja den Gedanken dahinter irgendwie auch ad absurdum führt.

Als weitere Definition des Ultras könnte man ins Feld führen, dass Ultras alles für den Verein geben, jedes Spiel mitnehmen und auch in ihrer Freizeit für den Verein da sind. Dann wäre ich aber auch Ultra, weil ich im Moment jedes Spiel fahre und meine Freizeit sehr stark von Arbeit für den Fanclub ausgefüllt ist. Mein Rhythmus wird inzwischen komplett von BVB und Fanclub bestimmt. Zwar gibt es auch Abende wo ich nichts mache, aber welche Abende das sind bestimme ich nur noch teilweise selber. Auf der anderen Seite kenne ich aber auch Leute, die sich als Ultras definieren, aber die im Moment auch weniger aktiv für den Verein sind. Also taugt auch diese Definition auch nicht so richtig.

Von der polemischen Definition über Windbreaker und Bauchtäschchen nehme ich gleich mal komplett Abstand. Denn auch wenn dieser Style bei vor allem jüngeren Ultras recht verbreitet ist: Nicht alles was Ultrastyle trägt ist auch einer. Der ist einfach im Moment angesagt. Das einzige, was als Definition einigermaßen taugt ist die Zugehörigkeit zu einer Gruppe, die sich als Ultra-Gruppe versteht. Zumindest ist das, das einzige was mir einigermaßen sinnvoll erscheint. Wobei das ja ausschließen würde, dass man als Einzelperson Ultra sein kann. Alles schwierige Scheiße.

Was diese Ultra-Definition angeht bin ich wirklich ratlos. Ich weiß, dass ich keiner bin, aber es muss doch auch eine objektive Abgrenzung zu dem Thema geben. Nicht, dass ich nachher doch noch Ultra bin, das gar nicht sein will, aber zwangsweise sein muss. Und bevor ich mich versehe, wache ich auf und habe ein Bauchtäschchen an mir. Und zwar festgewachsen. Also brauche ich irgendwas, was mich auch offiziell abgrenzt. Ist es der Einfluss der Gesänge? Singt man als ultra „italienischer“? Das wäre ja mal was, denn ich bin klar englisch geprägt. Allein schon altersbedingt. Wobei ich auch lange erklären könnte, warum der englisch geprägte Support dem italienischen überlegen ist. Aber da kann man auch lange drüber streiten.

Aber jetzt mal im Ernst: Was definiert denn „Ultras“ wirklich? Wenn man mal die Klischees außen vor lässt. Es gibt ja hier genug Leute, die sich mit der Szene auskennen, die bei mir mitlesen. Ich weiß natürlich, dass ich kein Ultra bin oder sein möchte, aber trotzdem sind ja meine obigen Punkte zwar überspitzt, aber nicht aus der Luft gegriffen.

Wer helfen kann, möge nach vorne treten. Ultras to the rescue!

Donnerstag, 14. Januar 2010

Kerze an für die Rückrunde!

Es kann sein, dass ich mich wiederhole, aber ich bin immer noch hin und hergerissen. Denn ich freue mich zwar wie Sau, dass wieder Fußball ist und meine Leben einen Sinn hat, aber ich habe wirklich keine Lust bei der Arschkälte drei Stunden im Stadion zu stehen. Oder vier, mit Anmarsch. Also wieder mal vier T-Shirts, zwei Sweater und eine Jacke. Und dann warm singen. Wenigstens habe ich den Vorteil, dass ich schon am Freitag nach Bonn fahre und bei meiner Ex penne. So muss ich wenigstens nicht wie ein Affe schwitzend in der Bahn sitzen. Dafür werde ich den Weg von Bonn nach Köln wohl mit diversen Kölnern in der Bahn sitzen, die irgendwelche Karnevalslieder zum Besten geben. Großes Kino.

Ich schaue der Rückrunde mit Bauchgrummeln entgegen. Das Wort „Fehlstart“ kreist – ich weiß auch nicht warum – seit Wochen in meinem Kopf. Ich habe einfach Angst, dass wir wieder mal nicht gut aus den Startlöchern kommen, um dann zum Ende der Saison mit Riesenschritten von hinten anzugreifen, um dann kurz vor Schluss doch die internationale Qualifikation zu verpassen. Ich will das nicht. Verdammte Scheiße, ich will nach Europa. Es reicht mir mit Mittelfeld. Der Kopf sagt, dass Platz 6 auch gut ist, der Bauch will Meister werden. Vielleicht könnten wir uns auf was in der Mitte einigen. Lass das Schicksal einfach mal auf unser Seite sein. Wenn die Mannschaft so nervös ist vor dem Start, dann kann das aber nichts werden. Ich fühle mich wie ein Pennäler vor der entscheidenden Klausur. Aber wahrscheinlich ist Nuri Sahin cooler als ich. Ich geb´s ungern zu, aber es wird wohl so sein. Ich will das zumindest glauben.

Trotzdem werde ich wohl in Bonn eine Kerze für die Rückrunde anzünden. Es gibt da eine Kirche, die bei der tollsten Frau von Welt wo gibt und mir sehr positiv besetzt ist. Wenn es einen passenden Ort gibt dafür, dann den. Ich glaube zwar eigentlich nicht an Gott, aber wenn ich mich irre kann die Kerze ja nicht schaden.

Es soll mir keiner vorwerfen können ich hätte nicht alles versucht.

Mittwoch, 13. Januar 2010

Nicht alles was schwarz und gelb ist, ist gut

Eine Winterpause hat auch Vorteile. Enorme Vorteile. Riesenvorteile um genau zu sein. Man muss sich z.B. - wenn man wie ich dummerweise für die Kartenvergabe zuständig ist - nicht darum kümmern wer welche Tickets bekommt. Und vor allem WIE er die bekommt. Weil es nämlich scheißegal ist. Die Karten, die ich schon habe, schlummern in der Winterpause warm und sanft in meiner Schublade und vermissen tut sie auch keiner. Es mailt niemand den freundlich unschuldigen Satz „Kannst Du mir wohl mal die Tickets vorbeischicken?“ Was ich normalerweise natürlich gerne tue, wenn mich Leute wie Thorsten aus Kiel oder Kevin aus Bienebüttel danach fragen, die nur schwer zum Stammtisch kommen können. Oder sonst einer aus dem Hamburger Umland. Wobei die Kieler sich wohl bedanken würden, wenn sie „Hamburger Umland“ lesen. Aber das Leben ist kein Ponyhof und Kiel keine Weltstadt.

Aber wie gesagt, ich lasse den Jungs natürlich gerne die Karten gerne per Post zukommen. Aber nur weil man etwas gerne tut wird es nicht weniger nervig. Und das „gerne“ reduziert sich auch spätestens in der Warteschlange der Post relativ schnell über genervt sein zu purem Hass. Es ist einfach extrem zum kotzen bei der Post zu stehen und den Mitarbeitern dabei zuzusehen wie sie vor sich hin schleichen. Ich überlege mir jedes Mal, ob man da nicht einen Film drehen müsste. Den Titel habe ich schon: „Die Entdeckung der Langsamkeit“. Es ist wirklich unfassbar mit welchem „Tempo“ sich Postangestellte hiner der Theke bewegen. Kennen Sie die Startreck-Episode in der die Crew irgendeine Lebensformen triftt, die sich so schnell bewegt, dass man sie nicht sieht? Während in deren Geschwindigkeitsuniversum die Menschen stillstehen? So fühle ich mich ziemlich oft.Wobei -Sie ahnen es schon - die Postmitarbeiter die Rolle der Startreck-Crew übernehmen. Es ist ein absoluter Graus diesen Posteumeln zuzusehen. Das geht an die physischen Grenzen, die ein Mensch ertragen kann. Und ich bin mir ziemlich sicher, wäre ich Saddam Hussein hätte sich Amnesty schon beschwert.

Wenn Sie einfach nur langsam wären, dann würde mich das ja nicht mal stören. Nur paaren sie ihre Inkompetenz mit einem Hochmut und einem Gefühl der Überlegenheit, dass einen das Gefühl gibt etwas ganz Schäbiges zu sein. Nichts könnte diese Schnecken dazu bewegen einen dritten Schalter aufzumachen, nur weil da vielleicht 50 Leute warten. Wo kämen wir da hin. Nein, die Post ist eine Oase der Ruhe. Zumindest, wenn man auf der richtigen Seite des Schalters steht.

Andersfalls mutiert sie nämlich zum Tempel des Hasses. Wie oft ich mir schon gewünscht habe, dass ich EINMAL die Coolness habe, wenn ich dran bin, den Postfrosch am Kragen zu packen und einfach mit dem Gesicht auf den Tisch zu hauen. Und wieder hoch und erneut auf den Tisch. Und wie oft ich mir schon überlegt habe, wie lange man dafür in den Knast geht und ob es das wohl wert ist? Wenn man dann nach gefühlten Stunden endlich dran kommt, überlegt man sich das aber doch anders, weil man einfach froh ist, sein Einschreiben aufgeben zu können. Es sei denn der Herrenmensch hinter dem Tresen meint er müsse einen Kommentar zu meiner Handschrift vom Stapel lassen. Dann werde ich unheimlich schnell erneut vom Wunsch befallen dem Idioten meinen Brief an die Stirn zu tackern und inh persönlich aufzugeben, nur um ihn persönlich in den Briefkasten zu stopfen.

Nicht alles was schwarz und gelb ist, ist auch gut. Wirklich nicht.

Dienstag, 12. Januar 2010

Ein Brief an den Winter

Lieber Winter,

wir kennen uns jetzt schon seit 40 Jahren. Wobei Du Dich in den letzten Jahreswechseln ja eher recht rar gemacht hast. Trotzdem begleitest Du mich mein Leben lang und ich denke Du bist stark genug, dass ich Dir in aller Freundschaft sagen kann: Du nervst.

Nimm das jetzt bitte nicht persönlich, ich mag weiß, aber im Moment übertreibst Du es ein wenig. Okay, ich habe nichts dagegen, auf dem Weihnachtsmarkt einen Glühwein zu trinken und die Kinder rodeln bestimmt auch gerne, aber am Sonntag steht das Spiel in Köln an und da kann man Dich echt nicht gebrauchen. Ich will hier jetzt wirklich keine Kalauer der Marke „Wo ist der Klimawandel, wenn man ihn braucht?“ vom Stapel lassen, aber könnten wir uns drauf einigen, dass wir alle anerkennen, dass Du immer noch groß und stark bist und Du dafür jetzt die Biege machst?

Was Fußball angeht hast Du einfach kein Verständnis für das, was die Fans brauchen. Ich hatte beim Jubiläumsspiel echte Probleme den Ball zu sehen, weil der BVB – warum auch immer – keinen roten zur Hand hatte. Und schöner Fußball ist auf so einem seifigen Untergrund auch nicht möglich. Und denk doch auch mal an die Reiseprobleme. Will man denn den Anstoß verpassen nur weil Du mal wieder den Halbstarken markieren musstest und eine Weiche eingefroren hast? Und eingefrorenen Cola und Biere im Stadion am 19.12. sind zwar eine lustige Anekdote, aber mehr als einmal kann man das auch nicht erzählen.

Ich wäre dir daher wirklich sehr verbunden, wenn Du jetzt wieder Platz für die Wärme machen könntest. Sonntag wäre doch ein schöner Termin dafür. Am Sonntag soll man doch ruhen. Entspann Dich einfach. Trink einen warmen Tee und sieh Dir im Fernsehen das Spiel an. Oder gerne auch ein anderes. Ganz wie du magst. Aber sei einfach ganz releaxed. Fast hätte ich „keep cool“ geschrieben,, aber das hättest Du bestimmt wieder falsch verstanden. Nun komm, stell Dich einfach nicht so an und lass den Frühling ran. Der scharrt doch schon mit den Hufen. Und ich würde so gerne mal wieder ein Trikot anziehen. Ich mag nämlich unser Auswärtstrikot diese Saison sehr gerne. Mach Urlaub auf Mallorca oder so. Ich mag Dich trotz allem, aber jetzt ist halt gut. Ich danke Dir im Namen aller Fußball-Fans für Dein Verständnis.

Lieben Gruß

Dein MauriciusQ

Sonntag, 10. Januar 2010

Ich bin nicht Redelings

Das Leben ist eine Sau. Und zwar eine ganz schön fette. Da ist mal Winterpause und ich muss nicht zu einem Fußballspiel irgendwo in der Republik fahren, und dann feiern meine Eltern ihre Goldene Hochzeit ausgerechnet an diesem Wochenende nach, so dass ich doch von Hamburg nach Witten fahren musste. Was aber immer noch besser ist als eine Heirat an einem Spieltag. Wobei ich da nicht hingehen würde. So wie Budi, dem ich auf seine Einladung zur Hochzeit antwortete: Ich würde gerne kommen, aber der Spieltag sei noch nicht terminiert. Die tollste Frau von Welt wo gibt war ob der Aussage empört, aber Budi hatte Verständnis. Klassisches Männer/Frauen-Ding.

Allerdings hat so eine Tour auch Vorteile: Erstens habe ich den Bildband „Fußballtempel“ von meinen Eltern nachträglich zum Geburtstag bekommen und zweitens kam ich endlich mal zum lesen. Denn ich habe inzwischen doch so einiges an Fußballliteratur zu Hause versammelt, die ungelesen vor sich gammelt, weil ich einfach nicht dazu komme, die auch mal zu lesen. Was unterschiedliche Gründe hat. Zu Hause lese ich einfach nicht, weil ich so ein elender ADS Kandidat bin und mich auf wenig konzentrieren kann, weswegen ich bevorzugt in irgendwelchen Foren abhänge. Wie wohl jeder weiß, der mal das Schwatzgelb-Forum studiert hat. Zum lesen gedruckter Erzeugnisse komme ich eigentlich nur bei Fußballfahrten bei denen ich alleine und mit dem ICE unterwegs bin. Das Problem dabei: Auf der Hinfahrt muss man ja erst mal den Kicker lesen und auf der Rückfahrt liest man gar nichts mehr, weil man ja a) Bücher nicht ins Stadion bekommen würde und b) auch meistens viel zu voll ist, um sich auf Buchstaben zu konzentrieren. Deswegen kaufe ich auch mehr Bücher als dass ich sie lese. Sieht ja wenigstens dann so aus als würde ich mich mit dem Thema befassen und ich erhalte mir die Illusion ich wäre was mein Konsumverhalten angeht ein normaler Mensch.

Ab und zu komme ich dann aber doch auf einer Reise zu Lesen, weil ich keinen Alkohol trinken kann. Es käme ja z.B. irgendwie dumm zur goldenen Hochzeit seiner Eltern schon besoffen zu erscheinen. Also war dieses Wochenende eines meine Bücher fällig und die Wahl fiel auf Ben Redelings „Fußball ist nicht das wichtigste im Leben - es ist das einzige“ Die Entscheidung für das Buch viel mir recht einfach, denn es hat ein deutlich handlicheres Format als die Premiumausgabe von „100 Jahre Borussia Dortmund“, das als Reiseliteratur denkbar ungeeignet ist. Außerdem habe ich von Redelings zwei Bücher im Schrank, so dass ich der Meinung war, eines könne man davon ja nun auch mal wirklich lesen. Ich hätte die Wahl deutlich schlechter treffen können, denn das Buch hat mich doch sehr gut unterhalten und mir so einige „Ach, der also auch“-Momente beschert.

Ich bekomme gar nicht so selten von Leuten zu hören „Ich habe oft das Gefühl, dass Du mich beschreibst“- Sogar von Leuten aus der Medienbranche Ich weiß immer nicht genau, wie ich damit umgehen soll, aber es ist natürlich sehr schön so was zu lesen bzw. zu hören. Beim Konsum von Redelings Buch ging es mir aber mehr als einmal genauso. Denn genau wie ich ist Redelings Medienschaffender - was bei mir immer eine Grundsympathie bei gleichzeitiger Abneigung auslöst - wobei er aber im Gegensatz zu mir, aber scheinbar von seiner Fußballleidenschaft leben. Wobei ich nicht weiß, ob ich ihn dafür beneiden oder bemitleiden soll. Will man sein Hobby zum Beruf machen? Auf jeden Fall erkenne ich mich in seinem Texten gut wieder, was deutlich für den Autor und gegen mich spricht. Natürlich auch in den Erlebnissen im Stadion – das wird wohl jeder Fußball-Fan nachvollziehen können – viel mehr aber noch in der irgendwie "schratigen" Art des Autors. Diese leicht dissoziale Komponente des Schreibers, die man doch in jedem Kapitel gut herauslesen kann und dieses latente am realen Leben doch manchmal etwas verzweifelnde kommen mir doch mehr als nur ein wenig bekannt vor. Und natürlich die Vorliebe von Redelings für Bier. Wer wenn nicht ich könnte sich darin wiederfinden? Ich hatte die ganze Fahrt über so unfassbare Lust auf ein Bier. Ich lese wirklich gerne über Exzesse. Es wäre schon sinnlos mit der Sauferei aufzuhören, weil ich dann nicht mehr drüber schreiben könnte. Suff ist einfach ein geiles Thema. Bukowski hat es schließlich weit gebracht damit. Auf jeden Fall habe ich jetzt das Gefühl, dass ich nicht der einzige Suffkopp mit Fußballleidenschaft bin, der über seinen Wahnsinn schreibt. Auch wenn Redelings – ich habe mich entschieden: ich bin neidisch – mit seiner Leidenschaft Geld verdient. Dass ich den Autor vom Bild her unfassbar unsympathisch finde macht ihn mir noch mal vertrauter. Denn nett bin ich schließlich auch wirklich nicht.

Mit einem kann ich mich aber nicht identifizieren: Mit Ben Redings Verein, dem VfL Bochum. Falls Sie nicht aus dem Pott kommen oder gar überhaupt nicht an Fußball interessiert sind. Fan des VfL Bochums wird man überhaupt eigentlich nur, wenn man aus Bochum kommt und irgendwie nicht das Glück hatte ein paar Verwandte zu haben, die einen vor diesem Unglück bewahren. Wobei es ein paar versprengte Gestalten auch z.B. in Witten gibt. Warum auch immer man sich für den VfL entscheidet. Wer Fan der Bochumer Mannschaft ist, weiß aber wenigstens einen sicher: Er muss sich nie über einen in der letzten Minute vergebene Meisterschaft ärgern, denn sein Club wird niemals auch nur den Hauch eine Chance auf selbige haben. Die einzige Chance für VfL Anhänger die Schale mal zu sehen wäre, wenn der FC Bayern am 34. Spieltag gegen Bochum spielt. Ich stehe den Fans der Bochumer oder ähnlich grauer Mäuse wie Bielfeld immer recht bewundernd gegenüber. Denn die Jungs und Mädels geben genauso viel wie wir ohne jemals wirklich was abstauben zu können. Deshalb versuchen die Bochumer z.B. das Spiel gegen uns zu einem Mega-Derby hoch zu stilisieren. Was aber nicht klappt, weil einen großes Derby halt einen Gegner auf Augenhöhe braucht. Trotzdem bin ich aber natürlich froh, dass Redelings Fan des VfL ist, denn so komme ich dazu seine Texte auch lesen zu können. Wäre der Autor Fan des Vereins aus der hässlichsten Stadt der Welt würde ich sie schließlich nicht lesen können, ohne parallel über dem Klo zu hängen.

Wer Redelings noch nicht kennt, dem kann ich zumindest „Fußball ist nicht das wichtigste im Leben – es ist das einzige“ wärmstens an Herz legen. Einen Click bei Amazon sollte es wert sein. Also kaufen!

Sein Buch „Dem Fußball sein Zuhause - Pöhlen, Pils und Pokale entlang der B1“ habe ich auch zu Hause. Ich freue mich darauf das zu lesen.

Spätestens, wenn mich der nächste zu einen offiziellen Veranstaltung einlädt.

Freitag, 8. Januar 2010

40 Jahre Borussia Dortmund

Ich bin am Wochenende bei meinem Eltern , so dass ich erst am Montag wieder zum schreiben komme und ihr bis dahin mit dem Rückblick auf meinen Geburtstag Vorlieb nehmen müsst.

Da sage doch noch einer mit 40 würde man nichts Neues mehr erleben. Völliger Unsinn, denn ich habe mit 40 die erste Überraschungsparty meines Lebens organisiert bekommen. Das war der wunderbare Ausklang eines Tages, der mir zwar echt Spaß gemacht hat, sich bis 20 Uhr aber gar nicht nach Geburtstag anfühlte. Wir hatten mit der Firma ein internationales Casting mit drei Moderatoren. Was an sich nicht schlimmes gewesen wäre, wenn der Winter sich nicht entschieden hätte, auch mal wieder an den Jahreszeiten teilzunehmen, denn ein Geburtstag beginnt so semi-entspannt, wenn man um 07:11 Uhr eine englische Nummer im Display hat. Es rufen Dich selten Leute frühmorgens an, um dir zu sagen, dass Du ein netter Typ bist. Was bei mir schon dran scheitern würde, dass ich kein netter Typ bin. Wobei mich die betreffende Moderatorin noch gar nicht persönlich kannte. Beruflich kann ich kurzfristig nett simulieren.

Die betreffende Moderatorin teilte mir mit, dass sie noch nicht wisse, ob ihr Flug ausfallen würde oder nur verspätet sein. Was ein Tagesbeginn am Geburtstag. Mein Englisch ist eh suboptimal und total verpennt wird es wohl auch nicht besser. Also versucht man wenig verpennt zu klingen, während man radebrecht. Der Flug wurde später storniert und sie über Düsseldorf umgeleitet, so dass ich ich musste frei fliegend drei Moderatoren zeitlich neu koordinieren musste. Kann der vielleicht früher da sein, damit wir die später machen können, wie kriegen wir sie von Düsseldorf nach Hamburg, was machen wir in der Mitte und so weiter und so fort. Es wäre alles zwar nicht ganz ohne, aber auch nicht wirklich schlimm gewesen, wenn nicht pausenlos das Telefon geklingelt hätte, weil mir Leute gratulieren wollten. Was ja eigentlich sehr nett ist, in stressigen Situationen aber eher störend. Ich bin manchmal – ich korrigiere: meistens – ein sozialer Autist. Und an Tagen an denen ich viel zu tun habe geht mir mein Privatleben eher auf den Geist. Solche Tage wie mein Geburtstag machen es deutlich. Statt mich zu freuen, stresst es mich, wenn man mich vom arbeiten abhält. Die meisten Leute die ich kenne können mich privat nur in geringen Dosen ertragen. Man kann vielleicht verstehen warum. Also ICH kann es.

Das Thema „Geburtstagsfeier“ hatte ich eigentlich eh ad acta gelegt. Ich feier eigentlich nie meinen Geburtstag seitdem ich mal eine Party gemacht habe an der – ungelogen – bis auf zwei alle Gäste abgesagt habe und ich fast alleine beim Bier saß. Ich habe geheult wie ein Schlosshund und bin seitdem traumatisiert, was Partys angeht.

Nun habe ich ursprünglich aber gedacht, ich feiere dann doch groß, weil man das mit 40 eben so macht. Weil meine Eltern aber am Wochenende ihre Golden Hochzeit nachfeiern wollten, habe ich das mit der großen Party gelassen und dachte, ich mach was im kleinen Kreise. Da aber die meisten meiner persönlichen Freunde entweder nicht in Hamburg wohnen bzw. aktuell im Urlaub weilen oder beruflich außerhalb der Stadt, habe ich das dann auch gelassen und wollte eben gar nicht mehr feiern bzw. einfach einen schönen Abend mit der tollsten Frau von Welt wo gibt verbringen.

Ich wunderte mich dann aber, dass vor meiner Wohnung ein paar Schuhe standen, die ich gar nicht kannte, bzw. die definitiv nicht unsere waren. Noch mehr wunderte ich mich aber, warum die tollste Frau der Welt wo gibt so doof aus der Wäsche schaute,als ich sie begrüßte. Bis ich ins Wohnzimmer schaut, wo eine Abordnung Sailors stand. Wie geil ist das denn bitte? Und im Laufe des Abends kamen dann nach und nach weitere Fanclubmitglieder dazu, die mir wirklich am Herzen liegen. Lieblingslesbe erschien mit Gattin, obwohl die am nächsten Tag einen Milestone bei ihrer Diplomarbeit hatte, Ronny war da, obwohl er gerade relativ frisch Vater geworden ist und selbst der Captain hatte es sich nicht nehmen lassen zu kommen, obwohl der eigentlich der Meinung ist, dass die Stadtgrenze zu Bergedorf ein unüberwindliches Hindernis darstellt, die man – wenn überhaupt – nur in Richtung Dortmund überwinden kann. Aber auch er war da und brachte – ich bin so leicht glücklich zu machen – eine Kasten „Hövels“ mit.

Es wurde ein wirklich bunter Abend, bei dem es sich Lieblingsultra Woddy nicht nehmen ließ mir ein Körbchen mit Bier und Pflegeprodukten mitzubringen. Inkl. Anti-Aging- und Q10-Augencreme. Danke sehr, Hase. Ja ich bin alt. Warte mal ab wie schnell du 30 bist. Dann werde ich lachen. Obwohl ich dann dummerweise selbst schon 50 sein werde. Soweit zu den Nachteílen meiner Theorie.

Irgendwie war es ein Abend der zu meinem Leben passt. Ich wollte schon immer mal eine Überraschungsparty geschenkt bekommen und im Kreise des Fanclubs zu feiern passt irgendwie zu meinem Leben. Danke an die tollste Frau der Welt für diese wunderbare Idee und danke an alle die gekommen sind. Ihr seid einfach das beste Truppe um zu feiern.

40 Jahre Borussia Dortmund, 40 Jahre Bee Vau Bee!

Donnerstag, 7. Januar 2010

Es lebe der Studioaffe Mahadma!

Ich möchte meinen 40. Geburtstag denjenigen meiner Freunde und Bekannten widmen, die leider viel zu früh von uns gegangen sind.

In Memoriam Marc Stirnberg und all der anderen.

Lang ist´s her, aber ich hab Dich nicht vergessen. Halt mir´n Platz frei, ich bin schneller da als mir lieb ist. Es lebe der Studioaffe Mahadma!

Mittwoch, 6. Januar 2010

Liebe zukünftige Chefin, lieber zukünftiger Chef

Gestern postete in meinem Blog jemand, der den HSV beleidigt sah. Lustigerweise kenne ich den besagten PegasusEagle einigermaßen gut – aus beruflichen Zusammenhängen. Dass der in meinem Blog postet empfinde ich fast schon als Ehre. Trotzdem führt mich das zu der Frage, ob so ein Blog nicht beruflich auch Nachteile bringen kann? Scheinbar nicht. Obwohl inzwischen tatsächlich nicht wenige Leute aus der Medienbranche diesen Kram hier lesen, bekomme ich bekomme ich komischerweise aber eigentlich kein negatives Feedback. Einmal gab es da hausintern eine – berechtigte - Diskussion mit Mitarbeitern, aber von Außen kam da bisher – auch hintenrum – keine Beschwerden. Im Gegenteil, ich kriege sogar eher positives Feedback und habe letztens bei Xing sogar eine Kontaktanfrage eines 1. Aufnahmeleiters einer TV-Produktionsfirma bekommen in der es hieß

„lese immer deine Kommentare bei schwatzgelb oder in deinem Blog.
Und häufig denke ich...schreibt der Typ da über mich ;-)?“

was mich wirklich zu lesen gefreut hat. Es scheint mir beruflich also niemand übel zu nehmen, dass ich meinem Wochenenden nicht immer nüchtern in den Stadien der Republik verbringe. Wobei ich natürlich nicht weiß, ob doch irgendwo wer rummoppert, aber ich kriege es zumindest nicht mit. Es gibt lustigerweise im Gegenteil mehr Leute aus Fußballzusammenhängen die sich direkt oder hintenrum über mich aufregen. Was mir mal wieder zeigt, wie locker meine Branche im Vergleich doch ist. Wahrscheinlich wäre das aber anders, wenn ich bei einer Bank arbeiten würde. Ich bin in den Medien schon ganz richtig aufgehoben. Nur Bescheuerte hier. Ich sag´s Ihnen! Alle! Ausnahmslos! Wer was anderes sagt lügt!

Berufliche Nachteile muss ich also scheinbar nicht befürchten – und selbst wenn wäre es mir egal. Ich bin schon immer beruflich wie privat – gut damit gefahren die Sachen zu machen die ich für richtig halte und mir nicht zuviel Kopf darüber zu machen, wie das bei anderen ankommt. Um Missverständnissen vorzubeugen: Ich bin beruflich kein Amokläufer und wir reden hier nicht über den Umgang mit Kunden, aber ich war schon immer der Meinung, dass die Wahrheit auch beruflich weiter hilft. Seinem Chef mal die Wahrheit zu sagen, wenn er auf dem Holzweg ist hilft meist deutlich mehr weiter als sich zu überlegen wie das ankommt. Die Wirtschaft krankt eh schon genug an Leuten, die nicht an das Projekt denken, sondern nur an ihre Karriere.

Was ich natürlich nicht weiß, wie so ein Blog ankommt, wenn ich mal wieder irgendwann auf Jobsuche bin und der entsprechende Mensch in dem Unternehmen auf meine Seite kommt. Bin ich dann am Arsch? Nimmt er oder sie mir das übel? Und interessiert mich das?

Hallo Herr oder Frau zukünftiger Chef/in,

ich weiß nicht, was ich in meiner Bewerbung geschrieben habe, aber was ich eigentlich sagen wollte ist: Ich bin ein komischer Typ und kann mit meiner Freizeit nichts anfangen außer Fußball. Aber dafür bin ich richtig gut im produzieren von TV-Sendungen. Ich reiß mir für Ihre Firma extrem den Arsch auf und so viele Leute mit meinen Skills gibt es nicht in der Branche. Nur am Spieltag kann ich leider nicht.Sie verstehen. Und wenn nicht ist es mir egal.

Mit freundlichen Grüßen

MQ

Dienstag, 5. Januar 2010

Aber wenn´s doch so Spaß macht…

Ich werde am Donnerstag 40 und damit ist es mal wieder Zeit für die Frage, ob ich nicht langsam mal erwachsen werden will. Oder viel besser, ob ich nicht langsam mal erwachsen werden MUSS. Denn wollen will nicht Aber wenn ich müssen muss, nützt ja das wollen auch nicht. Ob ich es wahrhaben will oder nicht: Ich pflege einen für mein Alter und meinen Beruf unpassenden Lebensstil.

Wie ich schon im ersten Blogpost http://mauriciusq.blogspot.com/2009/04/ich-hasse-golf.html geschrieben habe: Meine Freunde segeln, spielen Golf oder machen sonst irgendwas, bei das man guten Gewissens beim Kaminabend mit dem Bürgermeister erzählen könnte. Nur ich sitze gerne mit einem Haufen junger, Mischgetränk-konsumierender, überwiegend männlicher Jugendlicher um die 20 in einem Zugabteil.

Ich könnte vielleicht argumentieren, dass das bei mir beruflich indiziert ist, weil ich ja auch für MTV arbeite und da mit der Jugend in Kontakt bleiben muss. Also ist mein Fußball-Faible in Wirklichkeit nur ein groß angelegter Feldversuch? Der Suff nur ein aufopferungsvolles Ringen um die Zielgruppe? Das ließe sich wahrscheinlich sogar verargumentieren, wäre nur glatt gelogen. Denn wenn mich was auf der Fahrt zum Fußball nicht interessiert, dann die Firma. Wobei es in der Tat nicht von Nachteil für meinen Job ist, nah an der jungen Generation zu sein. Aber natürlich ist das nicht meine Triebfeder.

Ich könnte jetzt einfach weiter nach anderen Gründen suchen, warum das wichtig ist sich quer durch die Republik zu begeben. Oder weiter lamentieren, dass das eigentlich nicht meinen Ansprüchen entsprechen dürfte. Und dass ich mich als fast 40-jähriger nun aber mal wirklich langsam zusammenreißen muss. Ich könnte mir einen Termin auf einer Driving Range holen, meinen Freund Amon fragen, ob er mir das Segeln beibringt oder mir eine Bibliothek mit Weltliteratur einrichten in die ich mich nach Feierabend zurückziehe und mich in die Klassiker der Welt vertiefe.

Mein Problem ist: Ich finde das alles scheiße. 20-jährige mit Mischgetränken mögen nicht kulturell wertvoll sein, aber sie sind allemal unterhaltsamer als Unternehmensberater auf der Driving Range beim Versuch abzuschlagen und ihrer langweiligen Existenz zu entkommen. Und ich lese nun mal lieber das 100-Jahr-Buch des BVB als Tolstoj. Der hat nämlich nichts über Fußball geschrieben. Von mir aus ist das niveaulos und meinem Alter nicht angemessen, aber es ist verdammt noch mal mein Leben und es macht mir Spaß. Und es ist mir wurscht ob Segeln so ausgeglichen macht, ich gleiche lieber in der letzten Minute bei Bayern München auswärts aus. Aus mir wird einfach kein guter Erwachsener mehr.

Ryker Ende

Montag, 4. Januar 2010

The Office, oder: Die unwiderstehliche Wirkung von Schweißgeruch

So, nach 10 Tagen frei geht es heute wieder in die Firma. Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dass ich hoch motiviert bin. Wobei das eher am an der Jahreszeit als am Job als solches liegt. Bei der Kälte und der Dunkelheit will man doch sein Bett gegen keinen anderen Platz auf der Welt tauschen. Vor allem nicht nach dem Urlaub. Aber wenn ich erst mal in der Firma bin werde ich auch wieder Spaß haben. Bestimmt. Irgendwann. Irgendwie. Aber die Hürde dahin scheint mir gerade unüberwindlich. Dann doch lieber Laptop schnappen und eingemummelt was tippen.

Mit meiner Firma ist das was Fußball angeht so eine Sache. Meine damalige Abteilung war lange ausgelagert und ich war da der einzige echte Fußball-Fan. Bis irgendwann ein Prakti anfing, der Bayern-Fan war. Was die Lage auch nicht verbessert um ehrlich zu sein. Bayern-Fans zählen einfach nicht. Der war fußballtechnisch so wie man sich die Fans der Roten aus München vorstellt. Aber für´n Montag-Morgen-Smalltalk hat es dann doch gereicht.

Inzwischen ist unsere Company zentral organisiert. Dadurch und durch personelle Veränderungen wurde die Anzahl der Fußballinteressierten mit denen ich zu tun habe doch deutlich höher. Wir sind eigentlich ganz gut aufgeteilt. Es gibt zwei HSV-Fans, zwei HSV-Sympathisanten, drei Werderaner, zwei Frankfurter, sowie einen Paulianer – ungewühnlich für eine Hamburger Firma am Rande der Schanze, dass das nicht mehr sind - und mich. Da kann man doch mit leben. Man fühlt sich zumindestens weniger wie ein Außerirdischer.

Doch trotzdem war ich bis vor kurzem auf gewisse Weise immer noch der einsame Rufer in der Wüste, denn die anderen Leben ihr Fansein anders aus als ich das aktuell tue. Die eine Kollegin macht z.B. Stadion-Regie bei Werder ist aber allein daher schon etwas weniger fanatisch, weil Werder für sie eben auch ein Job ist. Und die Frankfurter fahren auch eher selten bis nie ins Stadion. Vor allem nicht auswärts. Es ist keine bahnbrechende Erkenntnis, dass die Grenze bei Fußball-Fans zwischen Auswärtsfahrern und nicht Auswärtsfahrern verläuft, aber es ist immer wieder interessant diese Grenze zu beobachten. Heimspiele sind einfach ein anderen Schnack. Wer auswärts fährt ist mehr in irgendwas was man „Szene“ nennen könnte drin. Ob man will oder nicht. Wer auswärts unterwegs ist kommt um einen gewissen Organisationgrad nicht drumrum.

Mit der relativ neuen Kollegen Susan hat sich da jetzt für mich noch eine andere Smalltalk-Option ergeben. Denn die ist HSV-Fan, fährt öfter auswärts und ist gerne mal besoffen im Stadion. Toll. Endlich mal jemand mit dem man sich normal über Fußball unterhalten kann. Weil sie z.B. Werder Bremen abgrundtief hasst und man da ein Gesprächsthema hat, ob der Hass der Hamburger auf die Bremen nun genauso groß ist wie der von uns auf die Blauen. Wobei ich wirklich grinsen musste, als sie fragte, ob sie Dortmunder und die Blauen auch so hassen würden wie Bremen und Hamburg.

Auf jeden Fall genieße ich die Fantalks mit ihr doch sehr. Wobei dadurch, dass sie eine Frau ist, dann wieder ganz neue Aspekte ins Spiel kommen. Wenn sie z.B. anmerkt, dass sie es so mittellecker findet, wenn im Sommer bei schwitzenden nackten Oberkörpern „Einhaken“ heißt und von links und rechts so ein schöner Schweißgeruch unter den Armen hervor kriecht. Frauen sind einfach – je nach Blickwinkel – reinlicher oder empfindlicher. Da beißt die Maus keinen Faden ab. Also Jungs, im Sommer schön unter den Armen waschen und ein Deo auftragen.

Und bitte kein „Old Spice“

Sonntag, 3. Januar 2010

Hat er wirklich „Dart“ gesagt?

Die fußballfreie Zeit ist wirklich schon wieder arg lang. In der Theorie könnte die Winterpause für mich zwar länger sein, http://mauriciusq.blogspot.com/2009/12/ich-liebe-die-winterpause.html aber natürlich langweile ich mich am Wochenende endlos. Da helfen nur Ersatzdrogen. Auch wenn diese natürlich nicht annähernd die Wirkung des BVB haben. Man kann sich zwar um den Jahreswechsel Premiere League anschauen, aber das ist für mich wirklich nicht sehr reizvoll. Früher war für mich englischer Fußball ganz weit vorne, aber so ganz ganz weit. Heutzutage hat es für mich aber einfach keinen Reiz mir ein Spiel anzuschauen in dem das Spielzeug eines russischen Oligarchen gegen das Hobby eines Scheichs antritt. Das ganze garniert mit einem gnadenlos überalterten Publikum. Das einzige was mich da nach wie vor fasziniert sind die Gesänge. Auch wenn die viel zu selten kommen. Aber DAS können die Engländer.

Da ist das Oldfirm Derby gleich um 13:20 auf Sky schon reizvoller. Ich mag Celtic einfach. Und die Rangers sind für mich immer noch mit einer schönen Erinnerung verbunden. Denn wenn ich mich nicht komplett irre war das Spiel gegen die Rangers das erste UEFA Cup Spiel, dass ich gesehen habe. Ich glaube es war 1987, aber ich mag mich auch täuschen. Wie dem auch sei, Derbys schauen ist immer reizvoll. Wir hatten mit den Sailors www.borussen-sailors.de mal ursprünglich überlegt da hinzufahren, aber das hat sich dann aus Zeit- und Geldgründen zerschlagen. Aber es steht auf jeden Fall noch auf der Agenda meines Fußballlebens.

Der wahre Höhepunkt des Tages kommt aber heute Abend um 20:30 auf dem DSF. Das Finale der Dart WM zwischen Phil „The Power“ Taylor und Simon „The Wizard“ Whitlock. Sie haben richtig gelesen: Ich habe „Dart“ geschrieben. Man kann kaum glauben, dass einen Dart fasziniert, aber das Spiel ist wirklich geil. Bzw. vor allem ist Phil Taylor faszinierend. Das ist ein dicker, tätowierte Engländer, aber der hat eine Präsenz die unfassbar ist. Und ist wirklich extrem cool. Das Wort „Nerven“ scheint „The Power“ gar nicht zu kennen.

Zum Dart bin ich übrigens über meinen damaligen Job beim DSF gekommen. Ich war damals dort für die Mehrwerdienste zuständig. Das heißt ich war der, der dafür gesorgt hat, dass hier eine Einblendung kommt, welches Handyspiel über Darts man runterladen kann und man dort eine Quizfrage zum Thema Darts sieht, bei der man 500€ gewinnen kann. Das war so spannend wie es klingt, aber als ich da angefangen habe, wollte ich halt schauen, ob die Redaktion das auch so umsetzt und mein erstes Projekt war eine Darts-Übertragung und habe am zweiten Abend im Hotel also Phil Taylor gesehen. Und auch wenn ich es mir nicht vorstellen konnte, der Sport hat mich gefesselt. Und nicht nur mich. Im Moment freaken ja extrem viele Leute über das Thema ab.

Ich weiß, dass viele Leute mit dem Thema gar nichs anfangen können und ich wollte mich dem aktuellen Dart-Hype dieses mal eigentlich entziehen. Das klappte auch ganz gut bei den ersten Spielen. Aber als ich dann Taylor habe werfen sehen, war es um mich geschehen. The Power ist wirklich unwiderstehlich. Der ist halt einer der dominierenste Sportler in seinem Bereich. 14 mal Weltmeister. Das musst Du erst mal schaffen.

Erschwerend kommt hinzu, dass die Engländer da Party ohne Ende machen. Es wird sich einen Festlandseuropäer wohl nie erschließen, warum 3.000 Leute ausrasten wenn Männer Dartpfeile auf Scheiben werfen. Aber sie tun es. Und wie tun es. Stolle und ich haben via Twitter schon verabredet, dass wir mal hinfahren wollen.

Ist ja nicht so, dass ich noch nicht bescheuert genug wäre.

Samstag, 2. Januar 2010

Das Fußballjahr 2010 wird kalt – und wir deutscher Meister

Das Fußballjahr wird das Jahr 2010 nicht so der Hammer werden. Zumindest temperaturtechnisch. Für die Stadiongänger. Denn der letzte Spieltag der Rückrunde 09/10 ist im Mai und der Start der Hinrunde der Folgesaison ist Ende August. Da darf ich nicht allzu lange drüber nachdenken, denn das macht mir schlechte Laune. Gerade der Mai ist für mich nicht nur mein absoluter Lieblingsmonat, sondern auch der schönste Fußballmonat des Jahres. Schon angenehm warm und man kann ohne viel Klamotten durch die Gegend reisen, aber es ist noch nicht so heiß, dass man es nicht mehr aushält. SO muss Fußball sein. Und nicht eingepackt in sechs Shirts, zwei Sweater und einen Mantel.

Also alles scheiße? Mitnichten. Denn zum Trost werden wir deutscher Meister. Es muss ja schließlich irgendwas Schönes geben, wenn das Rahmenprogramm nicht stimmt. Sie meinen ich spinne? Mag sein, aber macht das den Fußball nicht schön? Undsind wir mal realistisch: Wer ist denn noch da oben. Vorne ist Bayer Leverkusen. Deren Name Vizekusen auch nicht von irgendwoher kommt. Zweiter sind die Blauen. Die werden auch mit 10 Felix Magaths kein Meister. Die haben das Verlierer-Gen im Blut. Die Bayern als dritter sind natürlich nicht zu verachten, aber irgendwie weiß ich nicht. Ich glaube das sind nicht mehr die alten Bayer. Der HSV kackt erfahrungsgemäß kurz vor Schluss ab und die Bremer und Hoffenheim halte ich nicht für so stark. Also können ja nur wir Meister werden.

Oder wagt es irgendwer mir zu widersprechen?

Freitag, 1. Januar 2010

Neujahr ohne Skispringen ist wie Dortmund in Blau-Weiß

So, das neue Jahr ist da und wie jedes Jahr fühlt sich der 01.Januar irgendwie gut an. Ich freue mich auf das Jahr und seine Möglichkeiten. 2010 kann kommen. Das Jahr in dem ich 40 werde. In 6 Tagen, um genau zu sein. Aber schieben wir das Thema noch mal schön vor uns her. Das kommt von alleine. Jetzt habe ich erst mal noch drei Tage frei und die Erkenntnis, dass Rum/Cola eine brauchbare Alternative zu Bier ist. Ich habe so gut wie keinen Kater. Nur mein Magen ist mit der Umstellung nicht einverstanden und grummelt vor sich hin, um mir zu signalisieren, dass ich zwar vielleicht Hunger habe, er aber nichts zu essen wünscht.

Neujahr begann relativ standesgemäß mit einer kleinen Party und den üblichen Neujahrswünschen an die Liebsten und natürlich die tollste Frau von Welt wo gibt. Lieblingsultra Woddy und ich ließen es uns dann aber auch nicht nehmen noch „Leuchte auf mein Stern Borussia“ anzustimmen. Was jetzt gar nicht so spektakulär gewesen wäre, wenn wir nicht auf der Dachterrasse des 14. Stocks des Hauses in dem ich wohne gestanden hätten. Mit einem herrlichen Blick über Hamburg und um uns rum noch so ca. 40 andere Leute, die reichlich dumm aus der Wäsche schauten. Allerdings kam ich so in Kontakt mit ein paar Schwaben, die im 13. Stock bei Freunden feierten und zu der Erkenntnis, dass die Baden für die Schwaben gar keine „Gelbfüßler“ sind sonder „Gelbfüßer“. Da lernt man fürs Leben. Die Party im 13. Stock war übrigens relativ schnell vorbei, weil ein Partygast den Türschlüssel im Schloss abbrach und die nicht mehr in die Wohnung kamen, was ich mit einem „Mann seid ihr doof“ quittierte, um nach bösen Blicken der auf dem Flur stehenden Partygäste schnell der Rückzug anzutreten. Nur um dann festzustellen, dass der Verursacher der kaputten Schlosses in unsere Wohnung feierte. Dass er jetzt nicht so das mega schlechte Gewissen hatte konnte man daran erkennen, dass er als seine Kumpels später vorbeikamen, ob er denn nicht wieder hoch kommen wolle, anführte die Party oben wäre scheiße, unten wären die schöneren Frauen und er würde genug Getränke bekommen. Was für´s Freak. Aber ein Jahr was so beginnt kann nicht gänzlich schlecht werden. Was die im 13. Stock aber wohl anders sehen, denn die haben beim Versuch die Tür zu öffnen die Türzarge rausgebrochen. Was jetzt nicht wirklich unter „Klug“ zu verbuchen ist.

Die tollste Frau von Welt wo gibt ist von heute Morgen bis Sonntag unterwegs, so dass ich mein letztes Urlaubswochenende alleine genieße und mich mal dem fußballfreien Sport widme. Z.B. dem Neujahrsspringen. Ich bin jetzt gar nicht mehr so ein großer Skispringen-Fan, aber ein 1. Januar ohne Neujahrsspringen geht einfach nicht. Das gehört einfach dazu, seit ich denken kann. Ich bin damit aufgewachsen, dass man am Neujahrstag vor der Glotze sitzt und sich anschaut wie ein paar Magersüchtige sich von der Schanze stürzen. Und das seit einer Zeit als Skispringen noch kein Event war, die Aktiven noch Toni Innauer und Karl Schnabel hießen und es eine helle Freude war Bruno „Wo ist Behle?“ Morawetz beim kommentieren zuzuhören. Weil der bekloppt war, aber mit Herz dabei. Heute kann ich mit den Aktiven nichts mehr anfangen, die Reporter sind von der immer weiter um sich greifenden Durchschnittlichkeit erfasst und der Sport langweilt mich fast so sehr wie seine Protagonisten. Aber lassen kann ich nicht von dieser Tradition. Ich bin schließlich Fan und Rituale sind mir wichtig. Und Neujahr ohne Neujahrspringen ist wie Dortmund in Blau-Weiß: Einfach falsch. Also wird heute Neujahrsspringen geschaut, um mich dann ab 20 Uhr auf den gerade grassierenden Dart-Hype einzulassen und mir mal wieder Phil „The Power“ Taylor anzuschauen. Warum auch immer. Wir reden von Dart. Dieser Sport ist so übersichtlich, dass einem Skispringen unfassbar attraktiv erscheint. Aber wenn man sich drauf einlässt geht alles.

Und am Neujahrstag gelten eh andere Gesetze.