Montag, 25. Januar 2010

Geschichten aus der Gruft: Oder TSG Hoffenheim vs. Bayer Leverkusen

An einem Montag nach einem Samstagsspiel blogge ich ja meistens was irgendwas in Rückschau auf den Spieltag. Ist der Sonntag meist noch direkt von Geschehen auf dem Platz und der Tribüne beeinflusst, wird der Montag etwas reflektierter. Also müsste ich heute wohl was darüber schreiben, dass wir jetzt nicht durchdrehen sollten, auf dem Boden blieben, nicht am Rad drehen, cool bleiben, die Ruhe bewahren, ganz locker durch die Hose atmen. Sie wissen, was ich meine. Eigentlich gäbe es hier also „business as usual“. Eigentlich. Wenn ich nicht gestern zufällig die TSG Hoppelhausen gegen die Pillendreher aus Leverkusen im Fernsehen gesehen hätte. Oh! Mein! Gott!

Ich habe gestern den ganzen Tag auf dem Sofa verbracht. Die tollste Frau von Welt wo gibt hat ja Prüfungswochen an der Uni und muss lernen wie blöd, was mir eigentlich gestern ganz recht war, weil mit mir eh nichts anzufangen war nach diesem Terrorsuff vom Vortag und ich so ohne schlechtes Gewissen den ganzen Tag Fußball schauen konnte. Ich hatte mir um 10:30 den Wecker gestellt und wir beide – also mein dicker Kater und ich – schleppten uns schnaufend wie ein Dampflok aufs Sofa, um dem Doppelpass zu lauschen. Ein Suffkopp vorm Fernseher schaut einem Suffkopp im Fernseher vor. Wenn da mal nicht zusammenwächst was zusammen gehört, weiß ich es auch nicht. Nachdem ich mir zwei Stunden das Gelaber angehört habe, bei dem es ausnahmsweise auch mal 8 Minuten um den BVB ging, folgte die zweite Liga, bevor ich dann live und in Farbe das letzte Spiel von Armin Veh als Trainer von VW Golfsburg genießen konnte. Der Tag gestaltete sich als den Umständen entsprechend gut.

Aber dann kam es. Das Grauen in Tüten. Der Horror am Nachmittag, der Jack Unterweger in HD. Oder anderes formuliert das Spitzenspiel am Sonntag. TSG Hoffenheim gegen Bayer Leverkusen. Ich schwöre ich habe beim Fußball schon viel erlebt, aber so was noch nicht. Es war totenstill in der Gruft in Sinsheim. Wirklich. Man hat 80 Minuten lang eigentlich nichts gehört. Selbst bei den Toren der Pillendreher war nur im Hintergrund ein Geräusch zu vernehmen, was wohl das entfernte Jubeln vereinzelter Leverkusener war. Ansonsten war einfach Stille im gar nicht so weiten Rund. Bzw. irgendwie nicht. Denn man hörte immer noch die elektronische Stimme des Vorsängers. Weil da aber keiner mitmachte klang das ganz dann doch mehr als würde der Muezzin in Teheran zum Gebet rufen. Kommt der sich eigentlich nichts doof vor? Ich meine, wie sehr muss man von sich selbst überzeugt sein, um Lieder anzustimmen, festzustellen, dass da keiner mitmacht und einfach weiter zu machen. Wenn ich mal einen Robinson-Club leite, werde ich den Menschen als Animateur anfragen. Der ist ja quasi die Nummer 1 in seinem Job. Oder er ist so dumm, dass er es nicht merkt. Oder – die wahrscheinlichste Variante – beides.

Aber wenn das die Zukunft des Fußballs ist, dann geh ich freiwillig in die dritte Liga.

1 Kommentar:

  1. Hey, immerhin haben die Hoppenheim-"Fans" gepfiffen, nach so einer schwachen Leistung ihrer Mannschaft. :D

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