Sonntag, 24. Januar 2010

Tausche gesunde Füße gegen einen Platz in Europa

Es gibt Phasen im Fußball-Leben, da macht es keinen Spaß Fan zu sein, Du fährst zu einem Spiel und hast Morgens schon keine Lust. Dann bist Du im Stadion, liegst nach 10 Minuten 0:2 zurück und weißt, dass Du hättest zu Hause bleiben können.

Und es gibt Phasen wie die, die wir im Moment haben. Wo Fußball einfach immer richtig ist und man von Montag bis Sonntag auf einer Welle der Euphorie reitet. Wo alles was der Verein macht richtig ist. Wo einen der 2:2 Ausgleich kurz vor Schluss nicht umwirft und man quasi im Gegenzug das Tor zum Sieg macht. Und wo einen auch ein Spiel gegen den Tabellenvierten – ja, das war der HSV bis gestern noch – nicht stoppen kann. Es ist so schon im Moment und es ist ein einziger Traum. Und ich will weiterträumen. Davon, dass wir trotz dieser ganzen Verletzten einfach so weitermachen wie bisher. Dass wir uns einen nach dem anderen schnappen. Erst die Bayern, dann die Blauen und dann Leverkusen. Ich will nicht aufwachen. Nie mehr! Das kann immer so weitergehen. Wie kann das Leben doch schön sein. Ich weiß natürlich, dass jeder Traum mal irgendwann endet, aber wenn wir aufwachen, schütteln wir uns halt aus, legen uns wieder hin und träumen weiter.

Ich hatte ja ein Scheißgefühl vor dem Spiel. Aber als ich vor unter der Süd stand und im Fernsehen live das 2:2 von Bochum gegen das GE-sindel gezeigt wurde, wusste ich, dass heute was geht. Der Jubel war übrigens so groß als hätten wir selber ein Tor geschossen. Herrlich! Heiko. Es ist doch immer wieder lustig zu sehen, wie groß der Hass auf die Blauen ist. Naja, und es lief dann ja auch ganz gut würde ich mal sagen.

Die Rückfahrt fand dann erwartungsgemäß fast nur unter Hamburger statt. Allerdings waren meine Befürchtungen im Vorwege unbegründet. Im Gegenteil. Die Hamburger Fans stellten sich als extrem angenehm raus und Lieblingslesbe und ich hatten wirklich viel Spaß. Da wir ja keine Reservierung hatten standen wir im Bordbistro, welches knüppelvoll mit knüppelvollen Hamburger war, die das Ding in einem Sambawagen verwandelten. Genau meine Welt. Es kam zu jeder Menge angenehmer Kontakte mit Hamburgern und zu einem Wiedersehen mit einem Hamburger BVB Fan, den wir schon auf der Hannover-Tour kennengelernt hatte und der mich freundlicherweise mit Weizenbier versorgte, nachdem ich mein Budget versoffen hatte. Es war eine wirklich witzige, aber auch sehr anstrengende Tour. Man stelle sich einfach eine brechend volle Kneipe am Samstag Abend vor. Nur, dass man dabei 200 Km/h fährt. Ein Ticket hätte man nicht gebraucht. Es kontrollierte keine Sau und der Schaffner quittierte den Versuch eines Hamburger einen Fahrschein zu erwerben mit den Worten „Lass mal, ich bin froh, wenn ich hier lebend rauskomme“ Sehr lustig. Noch lustiger waren nur die hasserfüllten SMS von PegasusEagle. Ach was sehe ich andere Leute gerne leiden.

Die einzigen die das Ganze gar nicht mochten waren meine Füße. Denn ich stand am Durchgang direkt an der Theke. Biertechnisch natürlich ein Traumplatz, aber jeder – und ich meine wirklich jeder – der an mir vorbei wollte trat mir auf die Füße. Erst links, dann rechts. Wahlweise umgekehrt. Link, rechts, links, rechts, links, rechts, rechte, links, rechts, links. Man entwickelt da mit der Zeit komische Techniken. Erst versuchte ich die Füße möglichst in Sicherheit zu bringen und bog sie so Charly Chaplin mäßig weit nach Außen. Was aber mal genau gar nichts brachte. Link, rechts, links, rechts, links, rechts, rechte, links, rechts, links. Irgendwann hat man dann das Gefühl, dass Yoda zu einem spricht.

„Ertragen lernen den Schmerz Du musst. Einen Platz in Europa bekommen Du wirst“.

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