Samstag, 6. März 2010

Die Bahn oder: Comfort gibt es nur auf der Karte

Leider wird es nicht heute mit den Handball-Damen, denn ich hatte komplett vergessen, dass meine Schwiegermutter heute 50 wird. Zur Feier kann ich natürlich nicht gehen, aber bevor ich losdüse, will ich dann doch noch mal ein Stündchen vorbeischauen. Es ist schlimm genug nicht zur Feier des 50.Geburtstages der tollsten Schwiegermama von Welt wo gibt aufzutauchen, aber nicht mal morgens eine Stunde vorbeizugehen, um persönlich zu gratulieren wäre hochgradig asozial. Ich bin schließlich keine 18 mehr. Man merkt, dass man eine junge Freundin hat, wenn deren Mutter näher am eigenen Alter ist, als man selber am Alter der besseren Hälfte. Wie dem auch sei, ich dackel gleich mal los und mache meine Aufwartung, bevor ich die Bahn nach Dortmund nehme.

Apropos Bahn. Ja, apropos Bahn. Wir hatten gestern eine Vorstandssitzung am Hamburger Hauptbahnhof. Daher dachte ich, als ich da ankam, dass ich auf dem Weg noch schnell das Ticket für heute kaufe. „Schnell“ und „Bahn“, finden Sie den Fehler. Ich wollte am Automaten mit Bargeld zahlen, was eh schon immer ein tierischer Nerv ist. Ich tippe tapfer mein Fahrziel ein und der Automat zeigte mit 33,50€ an. Nun wollte ich erst mein Kleingeld einwerfen, aber nach 1,50€ sperrte der Automat den Schlitz und nahm auch keinen Schein mehr an. Wütend versuchte ich irgendwas zu machen, um den Automaten zur Aufnahme von Geld zu bewegen. Ich bin hier der Mensch. Der Technik soll mich unterstützen. Keine Chance. Ich bin mir auch sicher, dass ich die Mistsau hab lachen hören. Aber Du kriegst mich nicht klein, Du elende Blechbüchse, auf zum Nachbarautomaten. Zur Abwechslung erst mal den 20er und einen 10er eingeworfen, nahm er auch brav an, um nach Einwurfe von ca. 2€ Kleingeld die selbe Reaktion zu zeigen und alles wieder auszuspucken. Klappe zu, Affe tot. Wer mich kennt, weiß dass ich bei so was unfassbar schlechte Laune bekomme.

Kennen Sie diese Bahnmitarbeiter, die vor dem Bahnautomaten stehen und alten Leute das erklären? Also, die Leute die dabei helfen ihren eigenen Arbeitsplatz überflüssig zu machen? Ich schnappte mir so eine und wies sie „freundlich“ darauf hin, dass der Scheiß nicht geht. Sie sollte das dann – mittlerweile am dritten Automaten – selber sehen. Wieder die selbe Nummer, was die Bahnmitarbeiterin mit einem „Das habe ich auch noch nicht gesehen“ quittierte. Danke, super Hilfe. Kennen Sie das Buch von Stephen King wo die Maschinen am Rad drehen und die Menschen unterjochen wollen? Ich bin mir ziemlich sicher, dass es bald bei uns auch losgeht.

Seien Sie vorsichtig bei allem was sie in nächster Zeit mit Maschinen tun. Ich brach den Versuch ein Ticket zu erwerben ab, weil ich zur Sitzung musste und nahme mir vor danach wieder ein Ticket zu erwerben. So klassisch mit Menschen. Nachdem wir fertig waren wackelte ich wieder in Reisecenter, um schnell ein Ticket zu kaufen. „Bahn“, „schnell“, Sie merken was? Die Bahn hat ja jetzt eingeführt, dass man sich eine Nummer ziehen muss, was dazu führt, dass man sich bei denen wie im Arbeitsamt fühlt. Objektiv mag das den Ablauf schneller mache, gefühlt ist es die Hölle. Vor allem, wenn nur zwei „Counter“ – das Unwort schlechthin – geöffnet sind und die Wartehalle voll ist. Um 20 Uhr! Am Hbf. Zwei Schalter! Wer kann auch damit rechnen, dass da wer reisen will? Da ich inzwischen die 2000 Punkte voll habe steht mir ja ein Bahn-Comfort-Karte zu, die aber noch nicht da war, weil ich die eben erst gerade überschritten habe. Ich ging trotzdem zum Bahn Comfort Schalter und schilderte die Situation. Da könnte man als Bahnmitarbeiterin ja sagen „Hey, ich nehm Sie mal schnell dran“. Oder man sagt „Das kann ich hier nicht prüfen“. Ich überlasse es Ihrer Phantasie, welche Antwort ich zu hören bekommen habe.

Ich machte dann das, was ich immer mache in Situationen: Ich fange einen Kleinkrieg mit den Mitarbeitern an. Jetzt kann man sagen „Die armen Mitarbeiten können doch nichts dafür“ worauf meine Antwort wäre: „Mehr als ich“. Ich verwickelte also erst die Bahn-Comfort Frau in ein Wortgefecht, danach alle anderen Mitarbeiter, um dann dazu überzugehen die anwesenden Kunden aufzuhetzen. Darin bin ich echt gut. Und das macht mir Höllenspaß. Man muss sich die Wartezeit eben vertreiben. Irgendwann sitz dann da ein unfassbar schlecht gelaunter Mob vor den Schalter, äh Countern.

Naja, irgendwann kam ich dann sogar dran. Dafür genieße ich dann heute den Luxus in der Bahn, dass der Zug wahrscheinlich verkürzt ist und zu spät kommt. Aber das muss man verstehen. Wer kann bitte im Winter mit Schnee rechnen? Als wollte mich die Bahn verhöhnen lag übrigens als ich zu Hause war mein Bahn-Comfort-Karte im Briefkasten.

Wenn schon keinen Comfort beim reisen, dann wenigstens welchen auf der Karte.

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