Donnerstag, 27. Mai 2010

Unterwegs mit einem Schlumpf

Ich hatte gestern Abend ein Essen mit Geschäftspartner, die ich schon länger per Telefon, aber bisher noch nicht persönlich kannte. Nun waren die zu Besuch und wie man das so macht geht man halt zusammen essen. Einer der Kollegen ist ein Blauer, was ich schon vorher wusste. Dramatischer Weise kann ich mit dem sehr gut über Fußball reden. Wir sind unseren jeweils anderen Vereinen in inniger Abneigung verbunden, was wir halt wissen und auch so damit umgehen. Vorm Hinrundenderby hatten wir ein gemeinsames Projekt und wir hatten Freitag mit einander telefoniert und in trauter Zuneigung vereinbart, dass wir – egal wie das Spiel ausgeht – frühestens am Donnerstag wieder sprechen. Wie wir alle noch leidvoll wissen, war ich der Gewinner dieser Regelung.

Wir sind dann noch auf einen Absacker in eine Kneipe weiter gezogen. Der „Silbersack“ ist eine Institution in Hamburg, die man nur schwer beschreiben kann. Der Laden sieht aus wie die asigste Kaschemme die man sich vorstellen kann, in dem sich aber eine Mixtur von Leuten wiederfindet, wie man sie außerhalb des Kiez in dieser Heterogenität selten trifft. Hinterm Tresen hängen Schals von allen möglichen Bundesliga-Vereinen und mein Geschäftspartner beschwerte sich aufs bitterlichste, dass der blauen Schal neben unserem hängt. So kam man mit dem Menschen hinter der Theke ins Gespräch, outeten uns als BVB Fan bzw. Schlumpf und hörten sich seine bittere Beschwerde an, dass dort immer Fußball-Fans wären, aber die Dortmunder und die Fans des Gelsenkirchener Vorort-Vereins hätten sich total daneben benommen. Das wäre total schlimm. Er wäre selbst in Dortmund geboren, aber sowas ginge nicht. Der Mann an der Bar war wirklich schwer empört. Der Kollege und ich schauten und schon ganz betroffen an und sahen vor unserem geistigen Auge Horden randalierender Fans, die den Silbersack in Schutt und Asche hauen. Bürgerkriegsähnliche Zustände in Hamburg St. Pauli. Bis ich mich traute mal zu fragen, was denn nun vorgefallen sei. „Die haben“, wurde uns beschieden, „immer nur laut und pausenlos Lieder gegen den jeweils anderen Verein gesungen. Die Schalker haben nur gegen Dortmund gepöbelt und umgekehrt. Das war richtig schlimm. “ Mein Geschäftspartner und ich schauten uns nur an und konnten beide das Grinsen nicht verkneifen, weil man statt des avisierten Dramas eine Selbstverständlichkeit serviert bekam.

So scheiße wie dieser Verein auch ist, man ist seinen Fans manchmal ähnlicher als einen das lieb sein kann.

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