Freitag, 21. Mai 2010

Von einem kleinen großen Borussen

Eine gute Freundin von mir, dreht gerade durch weil ich ihren Sohn zum BVB Fan gemacht habe. Und ich bin happy. Aber mal der Reihe nach. Conny und ich haben uns vor 13 Jahren in Hamburg kennengelernt, wo sie studiert hat. Irgendwann wurde sie schwanger – nicht von mir übrigens um Missverständnisse zu vermeiden - und ging nach Schwaben zurück, weil es als alleinerziehende Mutter Sinn macht in der Nähe der Großeltern zu wohnen. Conny gehört zu der Sorte Freunden bei der es egal ist wie oft man sich sieht. Wir haben ab und zu mal gemailt oder telefoniert und ich habe beim vorletzten Auswärtsspiel in Stuttgart bei ihr gepennt, aber ansonsten hatten wir nur selten Kontakt. Da wir aber beschlossen hatten, dass wir uns mal wieder sehen müssen bin ich nach dem Spiel in Mainz nach Stuttgart gefahren.Ach so: Bevor jetzt die üblichen Fragen kommen: Nein, meine Gattin bekommt keinen Herzinfarkt, wenn ich bei anderen Frauen penne. Auch wenn das für viele Leute ein absolutes No Go zu sein scheint.

Natürlich haben wir auch über Fußball geredet. Conny hat eine Dauerkarte beim VfB Stuttgart und der Sohn ist inzwischen 8 oder 9jährigen Sohn. Am Sonntag brachte sie mich zum Bahnhof und unterwegs holten wir noch ihren Sohnemann ab, der bei den Großeltern "geparkt" war. Sie warnte mich vor, der könne es gar nicht leiden, wenn seine Mutter männliche Begleitung hätte und wäre da hochgradig eifersüchtig. Ich war also auf das Schlimmste gefasst. Lustigerweise fand Sohnemann mich aber total toll. Und ich ihn auch. Wir hatten uns einfach gefunden. Der ist für sein Alter schon mit einem gigantischen Ego und unfassbar viel Charme ausgestattet. Wahrscheinlich mögen wir uns deswegen. Wir haben auf dem Weg zum Bahnhof viel Spaß gehabt und er fragte mich, wann ich denn wieder kommen würde. Also bin ich nach dem Freiburg-Spiel noch mal hin. Sonntags gingen wir bowlen. Das wollte er seit Monaten, aber Mama hatte keine Lust. Da Sohnemann aber ganz schön gerissen ist, wusste er wie er mich bestechen: „Ich werde auch BVB-Fan, wenn Du mit mir bowlen gehst“. Sie ahnen es? Genau.

Wieder in Hamburg bestellte ich ein Trikot mit Kevin Großkreutz Aufdruck in Kindergröße. Laut Connys Aussage ist ihr Sohn vor Freude durchgedreht. Sohnemann wollte das Trikot dann auch überall mit hinnehmen und war nur schwer zu bewegen damit nicht in die Schule zu gehen. Außerdem trieb er seine Mutter auch anderweitig in den Wahnsinn. Denn der BVB Shop verschickt seine Pakete mit BVB Klebeband und damit hat er seine Zimmertür und sein Zimmer dekoriert. Irgendwann erzählte mir die langsam etwas verzweifelte Mutter noch, dass er jetzt anfangen würde die Mannschaft der Borussia auswendig zu lernen. Na gut, so ein Kind braucht ja noch einen Unterbau, also habe ich ihn noch Bodo wird Borusse bestellt, aus dem er wohl Mama inzwischen gerne vorliest. Zumindest meinte Conny sie würde jetzt mehr über den BVB als den VfB wissen. Und er hat vorgeschlagen, ihr Auto in schwarz und gelb umzulackieren. Unfassbar. Ich hätte nie gedacht, dass das wirklich ernst meint damals. Aber der saugt Informationen über den Ballspielverein auf wie ein Schwamm Wasser. Der weiß wohl jetzt schon mehr über den Verein als viele Leute, die ich kenne. Ich find den kleinen Mann wirklich ganz groß.

Nun überlege ich wie ich den ins Westfalenstadion bekomme. Ich kann ja schlecht von Hamburg nach Stuttgart fahren und dann zurück nach Dortmund um ihn nach dem Spiel wieder in Stuttgart abzuliefern. Falls Sie zufällig pädagogisch talentierte Menschen kennen, die Stuttgart nach Dortmund fahren und einen unfassbar charmanten kleinen Mann mitnehmen würden, melden Sie sich doch. Ich überlege derweil wie ich das der Mutter beibringe, die sowieso keine Ahnung mehr hat, wie sie ihrem VfB Umfeld verkauft, warum der Sohn nun BVB-Fan ist. Aber auf Einzelschicksale kann keine Rücksicht genommen werden. Connys Sohn und der BVB – Das passt einfach. In ein paar Jahren steht der in Block Drölf. Und ich bin schuld.

Die Geschichte, die mich am meisten gerührt hat, habe ich mir für den Schluss aufbewahrt. Seine Mutter hatte letztens Streit mit ihren Eltern. Nichts dramatisches. Ganz normal eben. Trotzdem hat sie natürlich mir ihrem Sohn drüber geredet und ihm erklärt, dass man sich auch manchmal streitet, obwohl man sich lieb hat. In dieser Beziehung würde es nicht nur Schwarz und Weiß geben. Ihr Sohn schaute sie dann wohl ganz ruhig an und meinte:

„Das stimmt Mama, es gibt auch noch schwarz und gelb“

1 Kommentar:

  1. Wenn er später von seinen Freunden gefragt wird, wie er zum BvB gekommen ist, dann kann er diese Geschichte erzählen. Da bahnt sich eine Fankarriere wie aus dem Bilderbuch an :)

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