Samstag, 31. Juli 2010

Ruhe! Idylle! Reflektion! Sofort!

Ich sitze auf der Terrasse bei Freunden in der Morgensonne, schaue der Gummiente zu, die im Planschbecken ihre Kreise zieht. Vor mir steht ein Aschenbecher der den gestrigen Abend widerspiegelt. Voll bin oben mit Kippen und mit BVB Logo. Meine Gedanken ziehen wirr durch meinen Schädel. Darf man überhaupt in einen Aschenbecher Kippen drücken auf dem das Logo unseres Vereins prangt. Ist das nicht irgendwie blasphemisch? Müsste man nicht eigentlich in Gelsenkirchen aschen? Dieser Gedanke ist genauso hohl wie überflüssig, angesichts meines Mörderkaters aber das einzige, zu was ich im Stande bin. Ein besserer Schriftsteller als ich würde jetzt bestimmt die Ruhe beschreiben können, die von diesem Ort ausgeht. Und ein besserer Mensch wie ich würde sie genießen statt erst mal seinen Laptop zu holen und zu bloggen. Denn die Situation lädt zum reflektieren ein. Also los jetzt. Innerer Ruhe. Sofort. Hier ist es schließlich idyllisch.

Das mit der Idylle klappt irgendwie nie bei mir. Denn wenn es äußerlich ruhig ist, dann ist der innere Sturm nur noch lauter. Wahrscheinlich habe ich einen emotionalen Tinnitus. Daher ist mir Trubel zur Ablenkung immer sehr recht. Ich bin mir übrigens sicher, dass die Gummiente mich beobachtet. Die hat doch was vor. Die lässt mich nicht aus den Augen. Solltet ihr was über ein Mörderente lesen, die in Mecklenburg-Vorpommern einen Menschen getötet hat, so denkt an mich? Wie bitte? Gummienten sind keine Mörder? Das hat man bei Chucky auch gedacht. Ich traue dem Braten nicht. Die schaut mir gerade voll ins Gesicht. Mich kriegst Du nicht, Killerente. Manchmal frage ich mich, ob ich einen an der Waffel habe. Aber dann denke ich, dass sich van Gogh ein Ohr abgeschnitten hat und fühle mich normal.

Und hier ist ja schließlich Idylle. Also los jetzt! Reflektieren, verdammt! Ich müsste jetzt darüber nachdenken, dass mich die letzten zwei Jahre doch mal komplett verändert haben. Man könnte sagen, dass ich angekommen bin, wenn das bei jemand wie mir - der bei jedem Ziel eigentlich nur drüber nachdenkt, wohin er als nächstes geht – nicht wie Hohn klingen würde. Was übrigens sowohl beruflich, in Bezug auf den BVB als auch privat gilt. Wenn ich zum schönsten Aussichtspunkt der Welt gehen würde, könnte ich die Aussicht leider nicht genießen, weil ich 1. darüber bloggen würde und 2. überlegen ob es nicht doch noch einen schönere Ort auf der Welt gibt und wie man da hinkommt. Das klingt genauso unschön wie es ist.

Aber auch wenn der Begriff „angekommen“ so also nicht stimmt, ist er aber trotzdem nicht ganz falsch. Denn ich mache im Moment das, was ich eigentlich schon viel früher hätte machen sollen. Der Verein hat immer mein Denken bestimmt, aber lange Zeit eben viel zu wenig mein Handeln. Ich merke eigentlich jetzt erst wie sehr mir das die Jahre davor gefehlt hat. Und ich erwische mich öfter bei der Frage, was ich früher eigentlich in meiner Freizeit gemacht habe. Ernsthaft, ich weiß es nicht mehr. Sachdienliche Hinweise bitte an eines unsere Aufnahmestudios.

Die letzten zwei Jahre haben eine unfassbare Dynamik gehabt und in meinem Leben doch einiges verändert. Vieles war extrem positiv. Ich habe jede Menge interessante Leute kennengelernt. Von Leuten, die mir wirklich viel bedeuten bis zu Leuten die ich zwar nicht mag, aber einfach interessant finde ist alles dabei. Und auch wenn ich mit sozialen Kontakten manchmal meine Probleme habe, finde ich Menschen extrem interessant. Auch meine Freizeit verbringe ich nun deutlich sinnvoller als früher. Bestimmt.Was mir rein menschlich allerdings nicht gut getan hat ist der Blog. So sehr ich den liebe und so sehr der zum Mittelpunkt geworden ist, so viele Nachteile hat er auch. Die Buschheuer hatte recht. Man sieht wirklich alles nur noch aus der Perspektive des Erzählers und ist auf der Suche nach einer gute Story. Darüber triggert mich der Blog auch höchst unangenehm. Aus Unterhaltungsgründen erzähle ich ja lieber die schräge Seite von mir. Die narzisstische, die egomanische, die manische. Das ist eben spannender als von meiner Normalität zu erzählen. Allerdings erwische ich mich inzwischen dabei, dass ich Eigenschaften von MauriciusQ auch auf Marc im realen Leben übertrage. Das ist mir gerade mal aufgefallen und das gefällt mir nicht.

Vielleicht ist die Idylle ja doch nicht so schlecht zum Reflektieren.

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