Dienstag, 24. Mai 2011

Günther Jauch und der blinde Engländer

Man denkt ja immer, dass man verrückt ist, weil man so viel zum Fußball fährt. Wobei das eigentlich auch wieder nicht stimmt. Weil wenn man ehrlich ist, findet man das selbst eigentlich irgendwie nicht besonders, was man da macht. Außer wenn man mal wieder auf seine Konto schaut. Dann kommt man doch ins Grübeln. Aber ansonsten gilt: Es ist zwar anstrengend aber nicht außergewöhnlich, war man da macht. Sonst würden es nicht so viele tun. Das Gefühl, dass das irgendwie komisch ist wird einen eher von Außen gegeben, also von Menschen, die mit Fußball bzw. der Szene nichts am Hut haben. Für mich perfekt auf den Punkt gebacht hat das ein Dialog zwischen Güther Jauch und Wolle bei „Wer wird Millionär“:

Jauch:“Eigentlich haben Sie nur Ihre Frau und Fußball“

Wolle: „Ich mag mein Leben“

Genau darum geht es. Wer sich voll und ganz dem Fußball widmet verzichtet für eine gewisse Zeit seines Lebens, 2, 5, 10 oder 20 Jahre auf viele soziale Kontakte außerhalb des Fußballs. Aber er bekommt dafür etwas, was die anderen nicht haben. Es ist wie bei anderen Nerds auch: Man kann nicht bei einem Thema total in die Tiefe gehen und trotzdem breit aufgestellt sein.Ich merke es bei mir selbst. Seit ich wieder viel zum Fußball fahre, lasse ich ganz viele Dinge schleifen, die mich früher interessiert haben. Man hat halt nur ein endliches Zeitkontigent. Dafür bekomme ich aber Kontakte und Erlebnisse, die ich sonst nicht gehabt hätte.

Als Beispiel möge hier das letzte Wochenende in Salzburg dienen: Ich habe da eine Menge neuer Leute getroffen, die ich nie kennen gelernt hätte, wenn ich nicht zum Fußball fahren würde. Und dabei auch einen gegen den wir alle total normal sind. Der Kollege war einer der beiden „United of Manchester“-Fans. Ich plauderte ein wenig mit dem und dachte mir zwischendurch, dass ich noch nie wen gesehen habe, der so stark schielt. Dabei fragte ich mich, wie der wohl was sieht, wenn der die Augen teilweise fast ganz nach oben gedreht hat. Die Antwort war ganz einfach: Gar nichts. Der Kollege war nämlich blind. Ich muss echt zugeben, dass ich beeindruckt war und immer noch bin von dem Knaben. Denn durch Europa zu reisen, um sich Fußballspiele zu geben, obwohl man nichts sieht ist echt eine Leistung. Vor alle, weil die sich ja nicht nur das Spiel der Austria angesehen haben, sondern sich auch je ein Spiel der 5. Und 6. Liga, das ja quasi ohne Geräuschkulisse stattfindet.

Wenn wir das nächste mal einer sagen will, dass ich bescheuert wäre, dann erzähle ich die Story von dem.

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